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NRW-Stiftung im Kreis EuskirchenSchäden der Flutkatastrophe in Millionenhöhe

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Wilfried Pracht, Stefan Grieshaber und Eckard Uhlenberg im Naturzentrum, das von der Flutkatastrophe beschädigt wurde

Nettersheim – Vielleicht ist es eine natürliche Reaktion für jemanden, der gerade vom Apothekenmuseum in Bad Münstereifel nach Nettersheim kommt. „Das sieht ja wieder gut aus“, sagte Eckhard Uhlenberg, Präsident der NRW-Stiftung, mit einem Blick auf den Ortskern im Allgemeinen und die Biologische Station im Besonderen. „Von außen vielleicht, aber warten Sie einmal, bis Sie es von innen sehen“, entgegnete Wilfried Pracht, Alt-Bürgermeister von Nettersheim.

Apothekenmuseum, Biologische Station und Naturzentrum

Direkt nach der Flut hatte Pracht seinen Ruhestand Ruhestand sein lassen und ist seitdem als Unterstützer der Betroffenen und der Gemeinde unterwegs. Mit Stefan Grießhaber, dem Allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters, empfing er die Abordnung der NRW-Stiftung, die sich ein Bild von den Schäden machen wollte, die das Hochwasser im Juli an den von der Stiftung geförderten Projekten angerichtet hat.

Auf dem Besuchsprogramm standen das Apothekenmuseum in Bad Münstereifel sowie die Biologische Station des Kreises Euskirchen und das Naturzentrum in Nettersheim.

„Der Schaden, den wir in der Biostation haben, beläuft sich auf einen knapp sechsstelligen Betrag“, sagte der Geschäftsführer Stefan Meisberger. Positiv sei gewesen, dass nur ein Büro betroffen sei, die ehemalige „Gute Stube“ des alten Fachwerkhofs. Ansonsten habe es nur Lagerbestände getroffen. Außerdem hätten die Mitarbeiter die Dienstfahrzeuge der Biologischen Station übereinandergestapelt vor der Einfahrt vorgefunden.

Die Biologische Station

Gegründet wurde die Biologische Station Euskirchen 1991. 1996 zog sie in das renovierte Haus im Ortskern von Nettersheim, in dem sie heute noch ihr Domizil hat, Eigentlich habe die Biostation in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern wollen, berichtete Geschäftsführer Stefan Meisberger. Doch dieser Plan sei mittlerweile aufgegeben worden. „Wir planen, das Fest in zwei Jahren nachzuholen, wenn alles wieder aufgebaut ist“, kündigte er an. Dazu stehen auch Erweiterungen an. „Als ich vor zehn Jahren anfing, hatten wir elf Mitarbeiter, jetzt haben wir 20“, erläuterte er.

Entsprechend beengt seien die Verhältnisse im alten Fachwerkbau. Ein Büro sei in das Dachgeschoss der Apotheke ausgelagert. Um zusätzlichen Raum zu schaffen, seien zum einen Umbauten, aber auch ein Anbau im Gespräch. (sev)

„Was Sie hier sehen, ist fast alles in Gemeindebesitz“, erläuterte Grießhaber mit einem Fingerzeig auf das denkmalgeschützte Ensemble des Restaurants Freistaat Eifel, der Theaterschule, des Jugendzentrums, der Biologischen Station und des Literaturhauses. 16 Gebäude seien betroffen, der Schaden liege in Millionenhöhe. „Wir können aber sagen, dass alle Gebäude wieder aufgebaut werden können außer einem, bei dem es noch fraglich ist“, sagte er. Die an das Land übermittelte Kostenschätzung über die betroffene öffentliche Infrastruktur habe sich auf 20 Millionen Euro belaufen. 750 000 Euro habe die Gemeinde als Soforthilfe bereits erhalten.

Probleme beim Trockenbau

„Die ökologische Bauweise der Häuser in Nettersheim hat nun ihre Vorteile. Holz und der verwendete Bruchstein können gut mit dem Schimmel umgehen“, sagte Pracht, als er Uhlenberg die Sanierungsarbeiten in der Biostation zeigte. Schwierig werde es überall da, wo Trockenbau verwendet worden sei. Dort gebe es Probleme.

Bei jeder Begehung zeigen sich in den Gebäuden im Ortskern neue Schäden, berichtete der Alt-Bürgermeister. Das sei schlimm, vor allem, da nun der Winter vor der Tür stehe. Es sei noch zu feucht, um die Gebäude wiederherzustellen. „Wir müssen Wärme in die Häuser bekommen“, sagte er angesichts der ersten Frostnächte in der vergangenen Woche.

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„Hier habe ich meine Eröffnungsrede gehalten“, sagte Uhlenberg, als er im großen Saal des Naturzentrums stand. Vom Fußboden befreit, die unteren Teile der Wände entfernt und in regelmäßigen Abständen mit Bautrocknern bestückt, zeigte das Gebäude deutliche Folgen der Flut. „Mein Eindruck vom Besuch im Apothekenmuseum ist katastrophal“, resümierte Uhlenberg seine Rundreise. Wie die Straßen von der Erft aufgebrochen worden seien, sei schrecklich. „Wir haben die Ereignisse über die Berichterstattung in den Medien mitbekommen, aber wenn man selber reingeht, ist das etwas anderes“, sagte er.

Weitere Unterstützung zugesagt

Bereits 600 000 Euro habe die Stiftung in das Apothekenmuseum gesteckt. „Wir fühlen uns nun weiter gefordert“, kündigte er an. Unkonventionell habe er bereits eine Zusage über Förderung gemacht. „Von außen denkt man, die Welt ist in Ordnung, aber innen ist alles anders“, sagte er. Die Stiftung sei immer in Kontakt mit den Verantwortlichen der geförderten Projekte. Die werden teils bereits seit Jahren betreut.

Eine Nothilfe von einer Million Euro habe die NRW-Stiftung aus eigenen Mitteln aufgebracht, die für ehemalige Förderprojekte gedacht seien, die von der Flut betroffen seien. „Außerdem haben wir einen Wiederaufbau-Fonds aufgelegt, in dem der Region zur Zeit 140 000 Euro aus Spenden unserer Mitglieder zur Verfügung stehen“, so Uhlenberg.