Wenn der Druck durch die Presse gelaufen ist, ist das jedes Mal ein besonderer Moment für die Eifeler Künstler Anne Eiber und Thomas Peter.
Im Nettersheimer KubaEifeler Künstlerpaar präsentiert die große Vielfalt der Druckkunst
Dieser Moment verliert nie seine Intensität – zumindest nicht für die Menschen, die sich dieser Kunstform verschrieben haben. „Auch nach Jahrzehnten ist es immer noch spannend“, sagt Anne Eiber, als sie das Blatt vom Druckstock abhebt, nachdem es durch die Presse gelaufen ist.
Wie zeichnet sich das Motiv ab, an dem der Künstler so lange gearbeitet hat? Ist es so, wie es geplant wurde? Stimmt die Farbe oder ist im letzten Augenblick beim Druckvorgang etwas schiefgegangen? Ist das Papier geknickt, der Druckstock verrutscht? Viele Möglichkeiten gibt es, die die aufgestaute Erwartung in Enttäuschung kippen lassen könnten. Doch wenn das ersehnte Motiv schließlich perfekt auf dem Blatt steht, ist die Freude groß.
Die Druckkunst gehört zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco
Seit März 2018 gehört die Druckkunst zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco. Grund genug für den Berufsverband Bildender Künstler (BBK), den 15. März zum „Tag der Druckkunst“ zu erklären und alljährlich mit einer Reihe von Ausstellungen ein Schlaglicht auf die Druckgrafik in all ihren Spielarten zu setzen. Denn nach dem Grafikboom in den 1970er-Jahren, als viele Menschen diese vielseitige, aber durch die Möglichkeit der Vervielfältigung auch preiswerte Kunstform zum Aufbau einer kleinen Sammlung nutzten, steht die Druckgrafik völlig zu Unrecht abseits des großen Kunstbetriebs.
Schließlich bieten Hochdruck, Tiefdruck, Flachdruck und Durchdruck, Kaltnadel, Lithographie, Siebdruck und wie sie alle heißen eine fast unendliche Vielfalt. Seit fast einem Jahrtausend, seit Gold- und Waffenschmiede entdeckten, wie sie mittels Tiefdruck Verzierungen auf ihren Werkstücken archivieren und auf andere übertragen konnten, sind die Techniken immer weiter verfeinert worden.
Die Möglichkeiten des Hochdrucks wurden in Nettersheim gezeigt
Welche Möglichkeiten zum Beispiel im Bereich des Hochdrucks bestehen, vermitteln Anne Eiber und Thomas Peter in ihrem Atelier in Schalkenmehren im Rahmen von Symposien und Workshops. Nun waren sie im Kuba in Nettersheim zu Gast, um bei einer Druckvorführung zu demonstrieren, was mit Linol- und Holzschnitt alles möglich ist – und nicht zuletzt, wie viel Spaß das tatsächlich macht.
„Hochdruck ist prädestiniert für flächigeres Arbeiten“, sagt Peter. Wie Eiber hat er Kunst studiert, sie auf der Burg Giebichenstein in Halle/Saale, er auf der Hochschule in Saarbrücken. Kennengelernt haben sie sich an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier, an der Peter als Dozent tätig war. Beim Tiefdruck, also der Radierung oder Kaltnadelradierung, gebe es mehr Möglichkeiten, um detailreich zu arbeiten. Diese Details könnten im Hochdruck abstrahiert werden.
„Eigentlich habe ich Steinbildhauerin gelernt und habe dann viel ausprobiert“, sagt sie. Stein gebe viel vor und habe klare Grenzen, etwas, was sie im Hochdruck wiedergefunden habe, wenn sie in Trier abends Peter in seiner Druckwerkstatt besucht habe.
Seitdem das Ehepaar in der Eifel lebt, haben sich die Motive verändert. Wie viele Künstler, die aus der Stadt herausgezogen sind, haben sie die Landschaft und Natur der Eifel entdeckt und lassen sie in ihre Bilder einfließen. „Früher habe ich mehr abstrakt gearbeitet“, sagt er. Und sie: „Die Natur ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.“ Ob es die Maare sind oder wurzelgeflechtartige Verstrickungen, die in mehrere Platten geschnitten wurden, Landschaftsmotive, die auf Leinwand oder vorkolorierte Bögen gedruckt werden, die Gestaltungsmöglichkeiten der Druckgrafik sind in den Werken der beiden zu finden.
Dabei ist es so einfach: Ein Motiv wird in eine Platte geschnitten, die wird eingefärbt, ein Blatt Papier wird daraufgelegt, eine Druckpresse sorgt dafür, dass die Farbe aufs Blatt übertragen wird. Doch was aus diesem, eigentlich so simplen Vorgang alles entstehen kann, ist immer wieder neu und überraschend. Denn die Technik birgt viele Fallstricke, angefangen damit, dass alles seitenverkehrt ist und auch die Hell- und Dunkelwerte vertauscht sind.
Beim Kunstdruck kann nicht alles geplant werden
„Es ist nicht alles geplant, man muss auch sehen, was passiert“, sagt Eiber. Es sei schön, auf die Dinge, die sich während des Drucks ergeben, zu reagieren. So sei es möglich, die Farben zu ändern und eine neue Atmosphäre zu schaffen. Im vergangenen Jahr habe sie eine Auflage von 120 Stück von dem Motiv des Weinfelder Maares für eine Jahresgabe gedruckt. „Diese Drucke sind alle unterschiedlich geworden“, sagt sie. Große Auflagen, bei denen alle Blätter identisch seien müssten, werden deshalb an Lohndrucker vergeben, ergänzt Peter.
Immer wieder nutzten Besucher das Angebot, bei Eiber und Peter einen Einblick in den Hochdruck zu bekommen. „Ein Nettersheimer hat uns eine Druckplatte gebracht, die sein Schwiegervater in den Dreißiger Jahren an der Kunstakademie in Düsseldorf gemacht hat“, sagte Peter. Er habe die Platte einmal gedruckt sehen wollen.
Auch Heike Jütten freute sich auf neue Ideen. „Ich bedrucke Stoffe mit Stempeln aus Moosgummi“, berichtete sie. Bereits vor zwei Monaten sei sie auf die Idee gekommen, diese Technik einmal auszuprobieren, und so habe sie jetzt, als sie davon gelesen habe, die Möglichkeit genutzt.