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Gegen Neubau im RosenthalNettersheimer Initiative kassiert Standpauke vom Bürgermeister

Lesezeit 5 Minuten
Vier Männer und eine Frau stehen auf einer Straße in Nettersheim an einem Fachwerkhaus. Ein Mann hält eine Mappe mit einer Unterschriftensammlung in der Hand.

770 Unterschriften gegen die Erweiterung des Rosenthalquartiers haben die Anlieger gesammelt.

Anlieger der Rosenthalstraße sind gegen ein Neubauprojekt. Sie übergaben Bürgermeister Norbert Crump 770 Unterschriften.

Das war eine ungewöhnliche Veranstaltung. Eigentlich hatten die Anwohner der Nettersheimer Rosenthalstraße an Bürgermeister Norbert Crump nur 770 Unterschriften gegen das Bauprojekt übergeben wollen, bei dem das Rosenthalquartier durch ein Gebäude erweitert werden soll. In den vergangenen drei Monaten hatten die Listen, ohne besonders beworben zu werden, in der Metzgerei Böhmer und dem Café zur Römerquelle ausgelegen, so dass sich die Bürger dort eintragen konnten.

Es entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Mehrere Kritikpunkte äußerten die Initiatoren bei einem Gespräch kurz vor dem Übergabetermin. „Wir sind grundsätzlich dagegen, dass da weitergebaut wird“, sagte Norbert Hess. Er ist Inhaber des Cafés zur Römerquelle, das genau gegenüber dem geplanten Bauplatz liegt.

Nettersheimer sind besorgt wegen der Parkplätze

Mit Dr. Stefan Klose und Hans-Peter Miebach, die beide in den neugebauten Häusern des Rosenthalquartiers leben, stellte er die Unterschriftenaktion vor. „Ich habe versucht, das Gelände zu kaufen, doch ich habe es nicht bekommen“, berichtete er. Er habe neben den vorhandenen Parkplätzen einen Landschaftspark anlegen wollen.

Vor allem der Wegfall der Parkplätze durch den Neubau sei für ihn nicht hinnehmbar. In der im Bauausschuss vorgestellten Machbarkeitsstudie seien zwar sieben öffentliche Parkplätze vorgesehen, doch es solle auch weiteres Gewerbe angesiedelt werden. „Wir sind nicht nur Nahversorger, sondern haben auch einen touristischen Betrieb. Die Kunden kommen aus Aachen und überallher“, sagte Hess. In der Bauphase vor zwei Jahren habe er erlebt, was das mit seinem Geschäft mache.

Dr. Stefan Klose ergänzte: „Die Verkehrssituation wird unerträglich, denn wir haben ja noch den Verkehr zum Waldkindergarten und der Tagespflege.“ Schon jetzt sei die Straße oft völlig zugeparkt.

Die Anlieger hoffen auf eine Bürgerwerkstatt

Auch liege der Standort im Flutgebiet, monierte Kerstin Jonke vom Naturschutzbund (Nabu). Sie wisse nicht, wie man da Menschen ansiedeln könne. Sorgen um den Dorfcharakter von Nettersheim macht sich Franz-Josef Hilger, Fraktionsvorsitzender der UNA. Seine Fraktion sei von Anfang an gegen das Projekt gewesen.

Vier Männer und zwei Frauen sitzen an einem Tisch im Zingsheimer Rathaus. Dr. Stefan Klose steht, er schaut den neben ihm sitzenden Bürgermeister Norbert Crump an.

Die Unterschriftenliste überreichte Norbert Hess (v.l., im Uhrzeigersinn) an Bürgermeister Norbert Crump. Mit dabei: Uschi Mießeler, Stefan Klose, Hans-Peter Wienand, Franz-Josef Hilger und Kerstin Jonke.

Bereits am 1. August habe es einen Gesprächstermin mit Bürgermeister Crump gegeben, informierte Klose. Das habe aber keine Änderung ergeben, so dass die Unterschriftenaktion gestartet worden sei. Auch ein Termin mit der VR-Bank Nordeifel, Miteigentümer des Bauträgers „PW Premiumwohnen“, sei ergebnislos verlaufen.

„Wir wollen die Öffentlichkeit einbinden und haben die Hoffnung auf eine Bürgerwerkstatt“, sagte Klose. Darin sollten Lösungen für die strittigen Fragen gefunden werden. Er habe Sorgen, dass durchregiert werde und die Anwohner vor vollendete Tatsachen gestellt würden.

Bürgermeister Norbert Crump bezeichnet Anlieger als „Amateur“

Der Termin, bei dem die Unterschriften im Rathaus in Zingsheim an Bürgermeister Crump übergeben wurden, verlief anders als üblich. Die Begrüßung gestaltete sich noch so, wie es von einer derartigen Zusammenkunft zu erwarten ist: Die Bürger trugen höflich ihr Anliegen vor, der Bürgermeister zeigte sich bürgernah und nahm deren Anliegen mehr oder weniger unkommentiert zur Kenntnis. „Wir haben die Bitte, nicht zu vergessen, dass da Leute leben, die das Vorhaben nicht gut finden“, sagte Norbert Hess.

Wie können Sie so einen Blödsinn schreiben?
Norbert Crump, Bürgermeister

„Das ist eine annehmbare Bitte“, antwortete Crump freundlich. Er skizzierte zunächst seine Vision vom Rosenthalquartier als Standort für Gesundheitsdienste, der über einen Gesundheitspfad mit dem Kloster verbunden werden solle. Es solle eine schöne Eingrünung geben. Die bisherigen Parkplätze sollten erhalten und die Rosenthalstraße neu gestaltet werden. „Das ist ein Big Point für die Gemeinde“, sagte Crump. Außer der UNA hätten alle Fraktionen für das Projekt gestimmt. Mit dem Parkraumkonzept schaffe man zusätzliche Parkplätze, zum Beispiel am alten Feuerwehrgerätehaus. „Das Letzte, was ein Bürgermeister will, ist ein Verkehrschaos“, betonte er.

Die Übergabe ist gescheitert.
Dr. Stefan Klose, Anlieger

Dann allerdings nahm Crump sich das Schreiben vor, mit dem die Gruppe um Unterschriften geworben hatte. Das sei ein unseriöses Pamphlet. So sei nicht, wie darin behauptet, ein Parkhaus vorgesehen, sondern eine Tiefgarage. Und das Gebäude solle auch nicht viergeschossig werden.

Dr. Stefan Klose wagte noch den Einwand, dass die vorgelegte Planung viergeschossig sei, doch nun kam Crump in Fahrt. „Dann sind Sie ein Amateur und verwechseln Machbarkeitsstudie und Planung. Ich werde Sie fachlich aufklären.“ Das Anschreiben sei totaler Schwachsinn, es werde Ersatzparkplätze geben. „Wie können Sie so einen Blödsinn schreiben?“, monierte Crump. Die Leute würden belogen, um an Unterschriften zu kommen.

Die Planung für das Rosenthalquartier liegt noch nicht vor

Als Klose eine Bürgerwerkstatt ins Gespräch brachte, mit der die Bevölkerung beteiligt werden solle, wies er darauf hin, dass dies in dem Ort, in dem er vorher gelebt habe, erfolgreich praktiziert worden sei. „Dann wären Sie da mal besser wohnen geblieben“, kanzelte Crump Klose ab. Er verstehe nicht, warum Klose zwei Wohnungen in den neuen Häusern habe, während andere das nicht dürften.

Man werde die Bürger dann, wenn eine Planung vorliege, informieren, sagte Crump. Er sehe nicht den Sinn, eine Bürgerwerkstatt zu planen. „Das können Sie mit keinem Investor der Welt machen“, sagte er. Die Gemeinde werde eng mit dem Café Hess, das ein wichtiger Partner im Tourismus sei, zusammenarbeiten, versprach er weiter.

„Bevor wir anfangen zu baggern, werden wir eine Lösung haben“, so der Bürgermeister. „Die Übergabe ist gescheitert“, zeigte sich Klose nach dem Termin ernüchtert und frustriert. Doch damit wollen sich die Initiatoren nicht zufriedengeben. „Wir werden weitermachen“, kündigte er an.