Der überarbeitete Entwurf für das Rosenthalquartier in Nettersheim wird kontrovers diskutiert.
NeubauDas vierte Gebäude im Nettersheimer Rosenthal bleibt umstritten
Intensive Diskussionen gab es im Ausschuss der Gemeinde Nettersheim für Entwicklung, Planung, Bau und Umwelt, als es um einen neuen Entwurf für das geplante Gebäude am Eingang der Rosenthalstraße ging. Rund eine Stunde tauschten die Mitglieder die Argumente aus. Rund 25 Nettersheimer waren zur Sitzung gekommen, die im Holzkompetenzzentrum stattfand. Sie verfolgten interessiert die Debatte.
Noch ist auf dem Grundstück gegenüber des Café Hess ein Parkplatz. Doch die Gesellschafter des Investors, PW Premiumwohnen GmbH, planen schon seit längerem, das Ensemble der drei Wohngebäude entlang der Rosenthalstraße mit einem vierten zu einem Rosenthalquartier zu komplettieren.
Widerstand gegen das Bauprojekt in Nettersheim
Ein überzeugter Befürworter des Vorhabens ist Bürgermeister Norbert Crump, der immer wieder für den Bau wirbt. Die Grundstücke hat die Gemeinde bereits an die Firma verkauft. Nun geht es um die konkrete Planung.
Doch gegen das Bauprojekt hat sich auch Widerstand formiert. Teils sind es Anwohner, wie der Inhaber des Römercafés oder Bewohner der Neubauten, teils aber auch Nettersheimer, die sich für den Erhalt der Parkplätze aussprechen. So sammelte eine Initiative rund 800 Unterschriften, was allerdings vom Bürgermeister stark kritisiert wurde: Die Aktion sei mit falschen Argumenten begründet worden.
Bürgermeister will für Entspannung der Parkplatzsituation sorgen
Noch bevor der Bad Neuenahrer Architekt Hans-Jürgen Mertens seinen überarbeiteten Entwurf präsentierte, erinnerte Crump an die Entwicklung der Fläche. Dort seien die ehemaligen Hallen der Firma Schmitz gewesen, in denen später der Bauhof der Gemeinde untergebracht gewesen sei. Crump kündigte an, für eine Entspannung der Parkplatzsituation vor allem während der Bauzeit am Eingang zur Genfbachstraße eine Fläche auf einem gemeindeeigenen Grundstück als Parkplatz auszuweisen.
Dagegen solle Röderpesch, die daran angrenzende Fläche, bauplanerisch zurückgeführt werden und nicht mehr bebaut werden. Ebenso bestünden im Bereich Feuerwehrgerätehaus, das verlegt werden soll, und Schlachthaus noch weitere Möglichkeiten, Platz zu schaffen.
Mit einer Gewerbeeinheit von 250 Quadratmetern und insgesamt zwölf Wohnungen in Größen zwischen 58 und 100 Quadratmetern plant Mertens das Gebäude. Im Untergeschoss solle nur noch die Tiefgarage für die Bewohner sein. Die Gestaltung werde den bereits bestehenden Gebäuden angepasst und auch die Höhe von dort übernommen, wobei bei dem neu geplanten Objekt noch ein Staffelgeschoss dazukommen solle. Zwölf Stellplätze für die Gewerbeeinheit seien vor dem Gebäude geplant.
Es gibt Befürworter und Gegner des Projekts in Nettersheim
Vor allem Franz-Josef Hilgers (UNA) argumentierte gegen das Projekt. „Sie planen auf einem Grundstück, auf dem ein Wegerecht besteht“, bemängelte er. Bürgermeister Hermann-Josef Mießeler habe das zu Zeiten des Kurparks einer Anwohnerin zugesichert. Wegerechte könnten verlagert werden, entgegnete Hartmut Lackner, Geschäftsführer der PW Premiumwohnen GmbH.
Das Recht, das nie im Grundbuch verzeichnet worden sei, gehe von der Brücke zur Straße und sei weiterhin nutzbar. Er habe sich mit der Nachbarin auseinandergesetzt. Er dürfe das Recht nicht missachten, doch auch ein Rechteinhaber könne nicht sagen, er übe das aus, um jemand zu zanken. „Beide bilden eine Gemeinschaft und müssen aufeinander zugehen“, sagte er.
„Ich sehe große Diskussionen über das Wegerecht“, so Gerhard Mayer (SPD). Er erinnere sich daran, dass ein Weg von Schmitz auf die andere Seite geführt habe. Hintergrund der Auseinandersetzung sei aber, den Bau zu verhindern. Er denke, dass es möglich sei, zu einer vernünftigen Übereinkunft zu kommen. Auf den ersten Blick habe sich mit dem neu vorgestellten Entwurf wenig verändert. Er mahnte den Hochwasserschutz an. „Wenn der Bach zwei Meter höher ist, ist das Haus abgesoffen“, warnte er.
Burkhard Rosenbaum (CDU) hatte dagegen nichts zu kritisieren. „Seit 2017 beschäftigen wir uns mit dem Projekt des generationsübergreifenden Wohnens“, resümierte er. Bisher sei das gut gelungen, seine Fraktion habe Vertrauen in die Personen, die derartige Sachen schafften. Dass es Unmut in Nettersheim gebe, sei bekannt, doch im Vergleich zu dem Ortsbild von vor 20 Jahren sei das auf jeden Fall eine Aufwertung.
Nettersheimer Politiker vertagen die Entscheidung in den Rat
Das sah Hilgers anders. Der Eingangsbereich in den Kernort werde nicht verschönt, die Bebauung sei zu hoch geraten. Auch sehe er keine Einfügung in dorftypische Gestaltung, vor allem aber Garagen, von denen er noch nicht erlebt habe, dass jemand diese als schön bezeichnet habe. „Das als schöne Dorfgestaltung hinzustellen ist abenteuerlich“, sagte er.
Architekt Mertens widersprach. „Ich bin oft in Jurys, das Ortsbild ist definitiv besser als vorher“, sagte er. Eine Überdachung der Stellplätze sei nicht geplant. Und was die Hochwasserproblematik angehe, er sei traumatisiert von der Ahrflut. „Gehen Sie mal davon aus, der Hochwasserschutz wird eingehalten“, betonte er.
Um den Fraktionen Zeit zu geben, sich über den neuen Entwurf abzustimmen, wurde im Ausschuss die Entscheidung über die Zustimmung zu der Planung in den Rat vertagt.