Neue Unterkunft in MarmagenUkrainische Geflüchtete sollen ab Mitte Juli einziehen
Nettersheim-Marmagen – Nettersheims Bürgermeister Norbert Crump kann die kritischen Stimmen aus dem Dorf verstehen: „Es stimmt: Der Zaun ist wirklich nicht schön. Aber er ist notwendig“, sagte der Verwaltungschef beim gemeinsamen Rundgang durch die ehemalige Eifelhöhen-Klinik in Marmagen.
Sicherheit geht vor
Aus Gründen der Sicherheit sei der Zaun, der jetzt das gesamte Klinikgelände umschließt, aber nun einmal vorgeschrieben. „Es ist ja leider Realität, dass nicht alle Mitbürger den Geflüchteten gegenüber freundlich gesonnen sind“, so Crump weiter.
In Marmagen sei das aber nicht der Fall: „Die Stimmung in der Bevölkerung ist gut, und es gibt viele Signale der Hilfsbereitschaft“, berichtet Crump von einer gut besuchten Bürgerversammlung. Es gebe bereits zahlreiche ehrenamtliche Hilfsangebote, zum Beispiel einen Fahrdienst, den Bewohner der Unterkunft nutzen können, um nach Nettersheim oder in die anderen benachbarten Orte zu kommen. Nur eben der Zaun komme nicht gut bei allen Marmagenern an.
Generalkonsulin zeigte sich beeindruckt
Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum war auf Einladung der Kölner Bezirksregierung persönlich in die Eifel gekommen, um sich vor Ort ein Bild von der Unterkunft zu machen, in der bei Vollbelegung mehr als 750 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht werden können. „Hier wurde viel Mühe und Arbeit investiert. Meine Landsleute werden sich hier ganz sicher wohlfühlen“, sagte Shum nach einem Rundgang durch die ehemalige Reha-Klinik: „Das ist wirklich eine Beispiel-Unterkunft, fast wie ein Sanatorium.“
Die Natur und die Ruhe in der Umgebung würden den traumatisierten Geflüchteten sicher dabei helfen, auf andere Gedanken zu kommen und neue Kräfte zu schöpfen, sagte die Generalkonsulin, als sie von der Dachterrasse aus ihren Blick über die sattgrünen Wälder und Wiesen der Nordeifel schweifen ließ.
Hilfsbereitschaft in der Region
„Wir als Bezirksregierung – und insbesondere auch die Menschen in unserer Region – waren sofort bereit, den schutzsuchenden Menschen aus der Ukraine zu helfen und sind es auch weiterhin“, sagte Regierungspräsidentin Gisela Walsken rückblickend auf die letzten Monate. „Wir sind auch darauf eingestellt, dass die Menschen länger bei uns bleiben, und heißen sie hier willkommen.“
Team ist schon an Bord
Betreiber der neuen Flüchtlingsunterkunft in Marmagen ist die BOS 112 Risc-Management GmbH mit Sitz in Bernburg. Im Drei-Schicht-Betrieb kümmern sich jeweils rund 20 Mitarbeiter um die künftigen Bewohner.Als Einrichtungsleiter hat die Bezirksregierung jedoch einen erfahrenen Mitarbeiter vor Ort: Ralf Caron hat bereits viele Jahre Berufserfahrung als Leiter vergleichbarer Unterkünfte gesammelt, etwa in Flüchtlingsunterkünften in Kall, Schleiden, Kreuzau und Bonn. (thw)
Die geplante Inbetriebnahme der Flüchtlingsunterkunft sollte nach letztem Stand bereits Ende Juni erfolgen. Doch es waren Nachbesserungen am Brandschutzkonzept notwendig, was die Genehmigung verzögerte. „Seit heute liegt das neue Brandschutzkonzept zur Prüfung bei der Kreisverwaltung vor, und ich gehe davon aus, dass die Bearbeitung schon in den kommenden Tagen erfolgt“, berichtete Landrat Markus Ramers. Realistisch sei daher ein Betriebsstart Mitte Juli, so Walsken.
Betrieb für mindestens sechs Monate gesichert
Für eine Dauer von mindestens sechs Monaten soll die Unterkunft zur Unterbringung von Geflüchteten, ausschließlich aus der Ukraine, genutzt werden. „Aktuell kommen zwar nicht mehr so viele Ukrainer neu bei uns an, wir haben aber durch die tolle Ausstattung und die Gegebenheiten hier in Marmagen die Möglichkeit, Geflüchtete eventuell sogar länger hier einzuquartieren“, so Walsken.
Ursprünglich war geplant, die Unterkunft in Marmagen ausschließlich als Puffereinrichtung zu betreiben, bevor die Geflüchteten weiter auf die einzelnen Kommunen im Land verteilt werden.
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„Außerdem besteht die Möglichkeit, Geflüchtete, die zunächst in privaten Unterkünften untergekommen sind, nach hier zu verlegen, wenn sie das selbst wünschen“, führte die Chefin der Kölner Bezirksregierung weiter aus. Die ehemalige Klinik biete alles, um die Bewohner bestmöglich zu versorgen.