Die Gefahr lauert im WasserNicht an jedem Badesee gibt es Rettungsschwimmer
- Sommerzeit ist Badeseezeit. Und trotz Corona werden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Menschen die Hitze nutzen, um in die umliegenden Badeseen zu hüpfen.
- Doch Vorsicht ist geboten: Die Gefahr wird meistens unterschätzt.
- Ein weiteres Proble liegt darin, dass es nicht an jedem See in der Regio professionelle Aufsicht gibt.
Kreis Euskirchen – „Ich mache das seit sieben Jahren, einen ernsthaften Einsatz habe ich hier noch nicht erlebt“, sagt Marius Dovern, Rettungsschwimmer der DRK-Wasserwacht Dahlem, und blickt auf die nur marginal gewellte Oberfläche des Wassers im Kronenburger See. Dabei wirkt er entspannt. Das kann der 24-Jährige aus Hellenthal gerade auch guten Gewissens sein, denn an diesem Tag ist der Badebetrieb am See zwar nicht eingestellt – das Gelände ist frei zugänglich –, findet aber angesichts des eher kühlen Wetters nicht statt.
Das soll natürlich in diesem Sommer nicht so bleiben, hofft auch der Zweckverband Kronenburger See, und deshalb sind am Wochenende bis zu drei der ehrenamtlichen Rettungsschwimmer der DRK-Wasserwacht vor Ort. Von einer kleinen Holzplattform am Ufer, zwischen Badestrand, Tretbootverleih und Segelschule, hat Dovern einen ungestörten Blick auf den See. Genauer gesagt auf die „Badestelle“, wie der Zweckverband auf Plakaten am Ufer unmissverständlich klarmacht. Das heißt: Das Schwimmen sollte nur im mit einem Bojen-Ring gekennzeichneten Bereich stattfinden. Aber auch dort ist der See bis zu elf Meter tief.
Der Rettungsschwimmer warnt: „Das hier ist kein Freibad! Das Seewasser hat Temperaturunterschiede, es gibt Wellenbewegungen und Strömungen.“ Sein Tipp: „Am besten nur zu zweit und nicht alleine schwimmen. Dann kann einer im Notfall immer noch um Hilfe rufen.“ Er hat aber nicht nur ein Auge auf die Erwachsenen oder Jugendlichen im Wasser, sondern auch auf die Kinder: „Wir können nicht 24 Stunden lang alle Kinder im Blick haben. Das ist Aufgabe der Eltern.“
Auch den Irrtum, dass ein „Seepferdchen“ gleichbedeutend mit perfekten Schwimmkenntnissen sei, rückt er gerade: „Das heißt nur, dass das Kind 25 Meter schwimmen kann, mehr nicht!“ Unwissen gebe es auch bei der Verwendung von Hilfsmitteln, die das Kind über Wasser halten sollen: Schwimmflügel eigneten sich dafür weniger, mahnt Dovern, „eine Schwimmweste ist besser.“ Bei Luftmatratzen empfiehlt er, zunächst den Luftdruck zu überprüfen.
Baden im Fließgewässer
Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) warnt vor den Gefahren bei einem Bad in Fließgewässern. Der Untergrund der Flüsse sei oft uneben, teils steinig, und man könne leicht ausrutschen, so WVER-Pressesprecher Marcus Seiler: „Fällt man mit dem Kopf auf einen Stein und verliert das Bewusstsein, kann man selbst bei geringen Wasserhöhen ertrinken.“ Gerne werden laut Seiler auch die Wehre zum Baden wegen des Whirlpool-Effekts genutzt.
Seiler: „Doch gerade die durch das herabstürzende Wasser verursachte Wasserwalze kann zur Todesfalle werden, der man nicht mehr entrinnt. Dort besteht auf jeden Fall Lebensgefahr.“ Der Wasserverband ruft deswegen alle Erholungsuchende auf, ein Bad in Fließgewässern zu vermeiden. (tom)
Und wenn es doch zum Notfall kommt? „Wir behandeln Kleinigkeiten wie Schürfwunden am Ufer beim Ausstieg aus dem See sofort vor Ort. Im schlimmeren Fall alarmieren wir die Rettungsleitstelle in Euskirchen, die setzen Rettungswagen und Notarzt in Gang.“ Im Extremfall könne auch ein Rettungshubschrauber jederzeit am Rand des Geländes landen.
DLRG übernimmt Aufsicht
2008 rettete ein 15-Jähriger im Waldfreibad an der Steinbachtalsperre einem Zwölfjährigen das Leben. Der Jugendliche ertastete in dem trüben Wasser in fünf Meter Tiefe den Körper des Kindes und zog ihn an den Beckenrand. Seitdem hat es einen derart dramatischen Zwischenfall in Kirchheim nicht mehr gegeben. „Bei der Beckenaufsicht werden grundsätzlich immer drei Fachkräfte eingesetzt, die von zwei Rettungsschwimmern unterstützt werden“, berichtet Silke Winter, Pressesprecherin der Stadt Euskirchen. Bei einem hohen Besucheraufkommen erfolge eine Aufstockung auf vier Rettungsschwimmer. Rettungspersonal zu rekrutieren, werde schwieriger, da die Rettungskräfte seit einigen Jahren mindestens 18 Jahre alt sein müssen, so Winter. In diesem Jahr habe die Stadt aber keine Probleme gehabt, eine ausreichende Anzahl von Kräften zu verpflichten. Auch in der Vergangenheit sei dies immer gelungen.
Nicht das DRK, sondern Rettungsschwimmer aus dem Team des DLRG-Bezirksverbands Kreis Euskirchen übernehmen die Badeaufsicht am Freilinger See. „Aber auch nur an den Wochenenden und bei schönem Wetter“, stellt Bezirksleiter Matthias Wessel klar.
Zülpicher See: Nur kleinere Verletzungen
Am Rursee rechnen die Retter da schon mit einem größeren Arbeitsaufkommen: Am Wochenende, an den Feiertagen, an Brückentagen und während der Sommerferien ist am Freibad in Rurberg – nicht am Naturerlebnisbad Einruhr, das in diesem Jahr geschlossen ist – eine DLRG-Aufsicht vor Ort – immer von 11 bis 19 Uhr. Ähnlich ist es nach Angaben der Gemeinde Simmerath an der Badestelle in Woffelsbach. Dort sind die Retter von 10 bis 18 Uhr.
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Am Zülpicher See hätten in dieser Saison bisher nur kleinere Verletzungen wie Schürfwunden versorgt werden müssen, berichtet Benedikt Trenz, Assistenz der Seepark-Geschäftsführung. Der Seepark sei offiziell eine Badestelle: „Dort besteht keine Verpflichtung, Aufsichtspersonal zu stellen.“ Dennoch habe man sich zur Erhöhung der Sicherheit entschlossen, zeitweise, je nach Wetterlage, eine Wasseraufsicht durchzuführen. Bei Badewetter sei in Zülpich mindestens ein Fachangestellter für Bäderbetriebe vor Ort.