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1200 Beschäftigte mit BehinderungSo geht es den Nordeifelwerkstätten nach der Flut

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Am Nimm-Ess-Mit-Markt Bad Münstereifel, momentan noch Baustelle: Tanja Scheuls und Georg Richerzhagen.

Euskirchen-Kuchenheim – „Gerade für Menschen mit Behinderung können plötzliche Ereignisse und Veränderungen eine sehr große Belastung darstellen“, betont Georg Richerzhagen, Geschäftsführer der Nordeifelwerkstätten (NEW).

Der Dienstleister für Menschen mit Behinderungen ist mit rund 1200 Beschäftigten mit Behinderung und 270 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Kreis Euskirchen. Dementsprechend vielfältig seien auch die Folgen für die NEW-Angehörigen durch die Flutkatastrophe 2021, so Richerzhagen: „Wir verzeichnen unter unseren Mitarbeitern und Beschäftigten die ganze Bandbreite von nur mittelbar bis schwer betroffen. Schockierend bleibt, dass einer unserer Beschäftigten außerhalb der Werkstätten in den Fluten ums Leben kam.“

Verhandlungen mit Versicherungen dauern an

Vieles ist noch nicht abgeschlossen – allen voran Formalitäten wie die Verhandlungen mit den Versicherungen. Untätig zu bleiben, ist aber keine Option für den NEW-Geschäftsführer: „Wir wollen Ende des Jahres in Bad Münstereifel unseren inklusiv geführten Nimm-Ess-Mit-Markt wiedereröffnen, und zwar größer, schöner, mit mehr Sitzplätzen innen und außen sowie einer größeren Produktpalette – mit zusätzlichem Fokus auf regional produzierten Lebensmitteln.“

Derweil muss im NEW-Verwaltungssitz der Keller weiterhin saniert werden. Richerzhagen: „Und an unserem Werkstattstandort in Ülpenich sind leider Spätschäden entstanden – der Boden kommt in mehreren Bereichen hoch und muss ausgetauscht werden.“ Das stellt vor allem für die Beschäftigten eine Herausforderung dar, denn gerade für diese sind Veränderungen schwierig.

Überragende Hilfs- und Spendenbereitschaft

Überragend sei wie vielerorts auch die Hilfsbereitschaft gewesen, sagt Tanja Scheuls, Pädagogische Leitung. Die NEW stellte kurzerhand unter Beteiligung von Betriebs- und Werkstattrat einen Spendenrat auf die Beine. Scheuls: „Rund 30 000 Euro kamen durch Mitarbeiter und Externe zusammen. Es haben 67 Mitarbeiter und Beschäftigte einen Antrag eingereicht, die Spendenverteilung erfolgte dann nach Schwere der Betroffenheit.“

Ein Beschäftigter konnte durch das zusammengebrochene Schienennetz nicht mehr mit der Bahn zu seiner Arbeitsstelle kommen. Kurzerhand wurde ein Aufruf in den Sozialen Medien gestartet, um einen Motorroller zu finden. Scheuls: „Familie Schücke schenkte dem NEW-Beschäftigten Peter Krug dann einen Roller, so dass er wieder problemlos von Gemünd zu seiner Arbeitsstelle in Bad Münstereifel gelangen konnte.“

Betroffene erhalten psychosoziale Beratung

Nichtsdestotrotz seien immer noch Mitarbeiter und Beschäftigte von Flutschäden betroffen. Innerhalb der NEW gibt es vielfältige Beratungsmöglichkeiten, auch psychosozialer Art. Tanja Scheuls: „Wir weisen immer wieder darauf hin, dass diese Beratungen auch zur Bewältigung von Erlebnissen der Flut genutzt werden können.“ Über ihre Erlebnisse und Ängste in der Flutnacht hatten Beschäftigte auch in der NEW-internen Zeitschrift „ZÜKK“ berichtet.

Die materiellen Schäden seien oft schneller zu beheben, so Georg Richerzhagen, obwohl auch da nicht immer eine Versicherung greife. So wurden im Keller der NEW-Zentralverwaltung, wo auch die Tochtergesellschaft EuLog Service arbeitet, der Kunst- und auch der Musikprobenraum mit Gitarren, Mischpult, Schlagzeug und weiterer Technik zerstört.

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Das Ladenlokal des „BügelProfi“ im Georgpark Euskirchen musste aufwendig gereinigt werden. Georg Richerzhagen: „Nichtsdestotrotz bleiben wir zuversichtlich – mit unserem engagierten Team haben wir schon manche schwere Herausforderung gemeistert und werden das auch weiterhin schaffen.“