Offenes Ohr für Sorgen der VereineStaatssekretärin zu Gast im Kreis Euskirchen
- Bei der Veranstaltung des Kreissportbundes (KSB) Euskirchen zum Thema Sport und ehrenamtliches Engagement in den Vereinen, kam auch die NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt.
- Andrea Milz hatte ein offenes Ohr für die Sorgen der Vereine im Kreis Euskirchen, konnte aber nicht nur Positives verkünden.
- Der KSB verzeichnet seit 2010 stetige Verluste. Seitdem hat der Bund 30 Vereine und 8000 Mitglieder verloren.
Kreis Euskirchen – „Sport ist Mord“ hatte der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill angeblich behauptet und schon damals nicht nur Zustimmung geerntet. Auch bei der Veranstaltung des Kreissportbundes (KSB) Euskirchen zum Thema Sport und ehrenamtliches Engagement in den Vereinen im Euskirchener Kreishaus betonte Hausherr Günter Rosenke, dass Sport ein wichtiger Bestandteil des Lebens sei.
„Bewegung ist ein entscheidender Wohlfühlfaktor“, versicherte der Landrat und Vorsitzende des KSB den anwesenden Vertretern von Vereinen und der Politik. Ohne das Ehrenamt sei die Vielfalt, die die Vereinswelt biete, jedoch nicht umsetzbar. „Wir sind daher auch in der Politik gefordert, das Ehrenamt zeitgemäß und attraktiv zu gestalten, um die Jugend weiterhin an diese wichtige Arbeit zu binden.“
NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt
Zu den Gästen zählte auch Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt. Seit ihrem Amtseintritt im Juni 2017 reist sie durch Nordrhein-Westfalen, um alle 54 Kreis- und Stadtsportbünde kennenzulernen und einen Überblick über die regionalen Gegebenheiten des organisierten Sports zu erhalten. „Die einzelnen Bünde sind so vielfältig wie ihre Mitglieder und jeder Kreis hat seine eigenen Vorstellungen“, so Milz.
Eine Gemeinsamkeit habe sie immer wieder festgestellt: die enge Verbindung und Treue der Mitglieder zu ihren Vereinen. „Dieser Gedanke zieht sich bis ins kleinste Dorf. Das Ehrenamt wird hier wirklich gelebt. Mit liebevollem Engagement sind die Mitglieder hunderte Stunden im Einsatz, um die Projekte in ihrem Dorf am Leben zu erhalten.“
Seit 2010 8000 Mitglieder verloren
Diese Hingabe bringt jedoch auch immer wieder einige Sorgen mit sich, wenn der Blick der Verantwortlichen in die Zukunft schweift. Mit 269 gemeldeten Vereinen und insgesamt 45592 Mitgliedern ist der KSB zwar nach wie vor gut aufgestellt, verzeichnet aber in den vergangenen Jahren einen Rückgang der Zahlen. Bis 2010 sei der KSB stetig gewachsen, berichtete Geschäftsführer Markus Strauch. Jedoch: „Im vergangenen Jahrzehnt haben wir 30 Vereine und insgesamt 8000 Mitglieder verloren.“ Das Vereinsleben sei im Wandel und auf diesen wolle man durch Austausch zwischen dem KSB, den Sportvereinen und der Politik vorbereiten.
Zweite Runde
Der angedachte Zeitrahmen reichte im Kreishaus längst nicht aus, alle Fragen und Sorgen der Sportvereine zu behandeln. Dennoch war die Liste der Anregungen lang, die Staatssekretärin Andrea Milz von Euskirchen nach Düsseldorf mitnahm.
„Wir hatten das Gefühl, dass das Treffen bei allen sehr gut angekommen ist. Daher könnten wir uns durchaus vorstellen, den Abend zeitnah zu wiederholen, um weitere Themen anzusprechen“, erklärte Charlotte Henschen vom Kreissportbund.
Die Ergebnisse dieser zweiten Runde wolle man Milz im Anschluss nachreichen, damit man gemeinsam am Erhalt des für alle Altersgruppen vielseitigen Vereinslebens des Kreises arbeiten könne.
Eine große Hürde für den Einstieg in ein Ehrenamt sei die anwachsende Bürokratisierung. Während ein großer Verein wie der TuS Chlodwig Zülpich mit 1150 Mitgliedern diese Aufgabe auf die Schultern hauptamtlicher Kräfte verteilen kann, seien Vorstände kleinerer Vereine mit dem zusätzlichen Zeitaufwand meist auf sich gestellt. Zum Bedauern aller Anwesenden erklärte Andrea Milz, dass in diesen Fällen auch ihr die Hände gebunden seien: Themen wie die Datenschutzgrundverordnung sind Vorschriften des Bundes oder der EU. Den Vorschlag, eine zentrale Anlaufstelle für derartige Rechtsfragen einzurichten, versprach sie jedoch zu unterstützen: „Ich habe für den Landeshaushalt 2021 bereits einen Antrag eingereicht, hauptamtliche Stellen zur Recherche und Rechtslage zur Verfügung zu stellen.“
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Das zweite Sorgenkind der Vereinsvertreter ist die sinkende Bereitschaft, ein Ehrenamt anzunehmen. Mitgliedschaften würden immer häufiger nur „konsumiert“, statt das Vereinsleben durch die Einbringung eigener Talente zu bereichern. Andrea Milz teilte die Überzeugung, das Hauptproblem sei nicht ein Mangel engagierter Helfer, sondern dass es meist schwer sei, sie für passende Ämter einzusetzen: „Auf der Suche nach neuen Übungsleitern sind oft nicht die Vorstände, sondern die bereits aktiven Übungsleiter wichtigster Ansprechpartner.“
Für den Fall, dass auch diese Idee keine Besserung bringen sollte, stellte Milz eine in Münster bereits erfolgreich erprobte Methode vor, die die Staatssekretärin mit „Speed-Dating“ verglich: „Die Vereine sitzen dabei an getrennten Tischen und haben fünf Minuten Zeit, einzelne Interessenten an einem Ehrenamt von sich zu überzeugen.“ Innerhalb kürzester Zeit könne man so einen guten Überblick über die Möglichkeiten erhalten, sich in das Vereinsleben einzubringen.