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Budo-SeminarIn Schleiden standen zehn Großmeister auf der Matte

Lesezeit 3 Minuten
Zahlreiche Kampfsportler in schwarzen, weißen oder roten Anzügen trainieren in einer Sporthalle.

Intensiv trainierten die Kursteilnehmer die Techniken, die ihnen von den Trainern vorgestellt wurden.

Die Budo-Abteilung des TuS Schleiden 08 veranstaltete ein bemerkenswertes Seminar.

Volles Haus konnte die Budo-Abteilung des TuS Schleiden 08 bei ihrem ersten Kampfkunstseminar verbuchen, das in der Turnhalle der Realschule Schleiden stattfand. Rund 70 Teilnehmer waren zu der hochkarätig besetzten Veranstaltung angereist, die unter dem Motto „Tai Jitsu meet Qin Na“ stand. Darunter waren insgesamt zehn Großmeister, die das Geschehen auf ein hohes Niveau hoben.

Eigentlich sei es nichts Ungewöhnliches, dass sich bei einer derartigen Veranstaltung auch Leute anmeldeten, die eigentlich nach landläufiger Meinung schon alles beherrschten, wie Walter Koep und Paul Taiwa Stanitzek, zwei der Instruktoren des vierstündigen Seminars, erläuterten. „Wir gehen auch zu solchen Seminaren, ziehen dann den Großmeistergürtel aus und den normalen schwarzen an“, sagte Koep. Im Budosport habe man nie ausgelernt und könne immer neue Techniken mitnehmen, betonte er. „Die Vielfalt ist groß“, sagte er.

In Schleiden werden verschiedene Stile der Selbstverteidigung gelehrt

Denn in der Selbstverteidigung gebe es viele verschiedene Stile. Während in Schleiden Tai-Jitsu und Jiu Jitsu trainiert würden, habe er zum Beispiel aus einer Vielzahl von verschiedenen Techniken seinen eigenen Weg entwickelt, erläuterte Stanitzek. „Jeder macht sein Ding“, sagte er. Doch es sei wichtig, sich untereinander auszutauschen und so immer weiterzulernen. „Das Motto ist ,Miteinander statt gegeneinander'“, betonte er: „Es ist selten, dass Kampfsportvereine mit verschiedenen Stilen zusammenarbeiten.“

Deshalb sei das Seminar auch dazu gedacht, Gleichgesinnte zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. „Die Szene ist groß, wir wollen netzwerken“, betonte Koep. So komme es auch, dass derart viele hochdekorierte Großmeister gekommen seien, zwei sogar aus Belgien und einer aus Frankreich. „Wir haben viele internationale Verbindungen“, so Stanitzek.

Drei Männer in schwarzen und zwei in schwarz-roten Kampfanzügen stehen in einer Sporthalle. Es sind die Trainer des Budoseminars in Schleiden, zu sehen sind von links Stefan Lang, Paul Taiwa Stanitzek, Rolf Mevißen, Frank Kyselka, Walter Koep.

Die Trainer des Budoseminars in Schleiden: Stefan Lang (v.l.), Paul Taiwa Stanitzek, Rolf Mevißen, Frank Kyselka und Walter Koep.

Heinrich Drosten steht in einer Sporthalle und hat ein Handtuch um den Hals gelegt. Er ist Kampfsportler, Träger des 10. Dan und seit 70 Jahren auf der Matte aktiv.

Seit 70 Jahren aktiv: Heinrich Drosten, Träger des 10.Dan.

Schon die Liste der Trainer, die bei dem Seminar als Instruktoren dabei waren, las sich beeindruckend. Neben Stefan Lang (7. Dan), Walter Koep (8. Dan) und Paul Taiwa Stanitzek (8. Dan) unterrichteten auch Rolf Mevißen (8. Dan) und Frank Kyselka (6. Dan).

Ab dem fünften Dan, wie die Rangstufen des schwarzen Gürtels genannt werden, gebe es keine Prüfungen mehr, um die höheren Ränge zu erreichen. „Die muss man sich verdienen, die werden verliehen“, sagte Stanitzek. Eine Erhöhung des Rangs spreche die jeweilige Dachorganisation aus, wenn sie der Meinung sei, der Sportler sei so viele Jahre auf der Matte aktiv und engagiere sich derartig bei der Ausbildung, dass er eine Aufwertung verdient habe. Dabei ist die höchste Stufe, die vergeben wird, der 10. Dan.

Auch ein Träger des 10. Dan war in Schleiden auf der Matte

Angesichts der Dichte an großartigen Sportlern war es nicht erstaunlich, dass auch ein Träger des 10. Dans bei der Veranstaltung mit dabei war. Heinrich Drosten aus Mülheim/Ruhr, 80 Jahre alt, steht mittlerweile seit 70 Jahren auf der Matte. Angefangen habe er eigentlich mit Ringen.

„Als Protestant durfte ich nicht im katholischen Turnverein mitmachen“, verriet Drosten mit verschmitztem Lächeln. In den 1970er-Jahren sei er dann zum Budo übergewechselt und habe bei einem Lehrer aus Belgien gelernt, bevor er 14 Semester Budologie in China absolviert und als Gastdozent in der Pekinger Polizeiakademie gelehrt habe. Auch in chinesischen Heiltechniken habe er sich ausbilden lassen, sagte er. Drosten ließ sich nicht nehmen, auch noch besondere Techniken vorzuführen.

Dabei wurde bei den verschiedenen Übungen fast mehr geredet als gerungen. Nachdem die Trainer ihre besonderen Techniken vorgestellt hatten, gingen die Seminarteilnehmer daran, dass frisch Erlernte in die Tat umzusetzen. Kameradschaftlich übten die Sportler die Griffe miteinander, korrigierten sich gegenseitig oder gaben Tipps, wie die jeweiligen Aktionen perfekt ausgeführt werden konnten.

„Wir hätten nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet“, freute sich Koep über die hohe Zahl der Teilnehmer bei dem erstmals durchgeführten Seminar. Vor allem aber deshalb, weil alle Einnahmen zugunsten der Hilfsgruppe Eifel gehen. „Alle Trainer arbeiten heute ehrenamtlich“, betonte er.