Das DRK hat am Weltrotkreuztag seine Saison in Vogelsang eröffnet und überraschende Ankündigungen gemacht.
SaisoneröffnungDRK kündigt in Vogelsang einen Rückzug und Expansionswünsche an
Eigentlich sollte es nur der Schlusspunkt seiner Rede zum Weltrotkreuztag sein, doch Rolf Zimmermann, ehemaliger Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands und Initiator der zahlreichen DRK-Aktivitäten in Vogelsang, setzte noch einen zweiten Abschluss drauf. Dies solle seine letzte Rede bei einer Saisoneröffnung sein, er wolle sich in Zukunft schrittweise zurückziehen und anderen das Feld überlassen. „Im nächsten Jahr lasse ich jemand anderen reden“, kündigte er an. Und vergaß nicht, sein Markenzeichen anzuhängen, damit auch jeder sicher sein konnte, dass der Meister selbst gesprochen hat: „Et Lävve es schön!“
Wer Zimmermann kennt, weiß, dass er immer auch für Überraschungen gut ist, doch er machte deutlich, dass der Zahn der Zeit auch ihm zu schaffen mache. „Ich glaube, meine Zeit ist bald gekommen“, sagte er. Er bleibe dabei, wolle sich aber in Zukunft mehr dem Archiv widmen und das Vogelsanger Feld dem Team aus vier Hauptamtlern und acht ehrenamtlichen Mitarbeitern überlassen. Und: „Ich bin auch als alter, weiser Mann, der sich vor Knieschmerzen nicht mehr von der Stelle bewegen kann, gerne noch beim Peace Camp dabei“, beschrieb der 71-Jährige die Situation.
Rolf Zimmermann will nun nicht mehr Basta sagen
Den weiteren Weg müsse jetzt die Jugend finden, nicht mehr die Alten, sagte er. Alles werde im Team besprochen, von dem auch er noch ein Teil sei. „Ich werde dann meine Meinung sagen, aber nicht mehr Veto einlegen, nicht mehr Basta sagen“, versprach er.
Was haben Sommerreifen und das DRK in Vogelsang gemeinsam? Ihre Saison geht von O bis O, von Ostern bis Oktober. Oder fast, denn der Weltrotkreuztag am 8. Mai, dem Geburtstag des Gründervaters Henri Dunant, wird als Saisoneröffnung genutzt, um die Veranstaltungen in den verschiedenen Vogelsang-Liegenschaften des Kreisverbandes in der einstigen NS-Ordensburg zu starten.
Zimmermann nutzte seine Rede vor rund 60 Gästen in der Rotkreuzakademie, um die Fülle an Angeboten vorzustellen, die nun auch einen klangvollen Namen haben: der Rotkreuz-Campus der Humanität. „Wir waren immer für große Worte gut“, zog Zimmermann sich selbst kurz durch den Kakao, aber nicht ohne schnell anzufügen: „Aber auch für große Taten.“
DRK-Museum in Vogelsang ist das größte in Deutschland
Unter neue Trägerschaft wurde in diesem Jahr das Rotkreuzmuseum gestellt, das größte DRK-Museum in Deutschland und drittgrößte in der Welt. Am 29. März gründeten der Kreisverband Euskirchen und der DRK-Landesverband Nordrhein einen Trägerverein, der die Geschicke der Institution bestimmen wird. In zwei einstigen Kameradschaftshäusern ist das Museum untergebracht und zeigt die Geschichte der Rotkreuzbewegung. Auch befasst es sich mit den neuen Herausforderungen wie der Klimakatastrophe.
Die über das Vogelsanger Gelände verstreuten Aktionsflächen wie das Fluchthaus, der Weg der Menschlichkeit, der Friedenspfad, die Klimabox, der Tunnel der Visionen und vieles mehr, wurden zu der „Mile of Future“ zusammengefasst. „Das ist übrigens zufällig auch tatsächlich genau eine Meile“, ergänzte Zimmermann. „Ich habe immer an den Spirit von Vogelsang geglaubt“, sagte er. Bereits 2006 habe er Manfred Poth gesagt, er wolle als Ersatz für ein Tagungshaus an der luxemburgischen Grenze den Transit 59 kaufen. „Den kriegst Du nicht, der ist als Ausgleichsfläche vorgesehen“, habe der geantwortet. 2009 sei es trotzdem geglückt.
Rund eine Stunde sprach Zimmermann zu den Gästen. Vorher hatten Karl-Werner Zimmermann, Vorsitzender des Kreisverbands, und Hans Schwarz, Präsident des Landesverbands, die Gäste begrüßt. Grußworte kamen von Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings und der stellvertretenden Landrätin Christine Bär.
Angebot für die Redoute
Dass dem DRK in Vogelsang nicht die Ideen ausgehen und die Möglichkeiten zur Ausbreitung noch längst nicht ausgeschöpft sind, wurde am Rande der Saisoneröffnung publik. „Wir haben ein Kaufangebot für die Redoute abgegeben“, verriet Karl Werner Zimmermann, Präsident des DRK-Kreisverbands. Auf seiner Wunschliste habe das Gebäude schon lange gestanden. Doch da es für die Nationalparkverwaltung und ein Jugendwaldheim vorgesehen gewesen sei, habe er sich bislang zurückgehalten. Er könne sich ein Tagungs- und Kongresszentrum darin vorstellen, ließ er durchblicken. Sollte allerdings die Leitung des Nationalparks erklären, sie wollten das Gebäude doch übernehmen, hätte diese natürlich Vorrang, betonte Zimmermann. „Wir wollen denen keine Konkurrenz machen“, sagte er.
Die Redoute liegt zwischen dem Hauptgebäude und dem DRK-Fluchthaus etwas versteckt am Rand des Komplexes. Es macht äußerlich einen anderen Eindruck als die meisten Gebäude in Vogelsang, da es nicht mit Bruchstein verkleidet, sondern verputzt ist. Ursprünglich wurde das Gebäude in der NS-Zeit als Wohnheim für weibliche Angestellten genutzt, später auch als Lazarett. Von den belgischen Truppen wurde es als Offizierscasino genutzt. Als diese 2006 abzogen, gab es verschiedene Überlegungen für eine Verwendung. So war zeitweise geplant, die Jugendherberge aus Gemünd hierher zu verlegen. Das zerschlug sich allerdings, stattdessen kam es zum Neubau in Gemünd. (sev)