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Bio und unverpacktLebensmittelläden im Kreis Euskirchen trotzen Inflation und Krise

Lesezeit 3 Minuten
Katrin Fuß steht vor dem Kühlregal und lächelt in die Kamera.

Katrin Fuß führt seit Dezember 2021 den Bioladen naturale in Schleiden.

Kleinere Lebensmittelläden können sich trotz Inflation und Krise halten – die Preise sind fast wie im Supermarkt.

Im Mechernich Unverpacktladen ist an diesem frühen Nachmittag im Februar nichts los. Felicitas und Mike Bauernschmidt stehen hinter der Ladentheke und helfen ihrer Tochter, die gerade dabei ist, etwas abzuwiegen.

Vor fast genau einem Jahr öffnete das Haferflöckchen zum ersten Mal seine Türen. Wenige Wochen später griff Putin die Ukraine an, was auch Folgen für die Menschen im Kreis hatte: steigende Energiekosten, höhere Lebensmittelpreise und dazu noch Inflation. Keine guten Zeiten für einen kleinen Laden mit ungewöhnlichem Konzept.

Pandemie und Inflation bringen Unverpacktläden an ihre Grenzen

„Rundherum haben alle möglichen Läden geschlossen“, berichtet Felicitas Bauernschmidt. Die Unverpacktläden in Brühl, Frechen, Euskirchen und Gerolstein hätten die Krise nicht überstanden. Viele seien schon durch die Pandemie an ihrer finanziellen Belastungsgrenze angelangt, ergänzt ihr Mann Mike. Die Energiekrise mit all ihren Begleiterscheinungen habe ihnen dann den Rest gegeben.

Entgegen dem Eindruck, den der leere Laden an diesem Nachmittag vermittelt, laufe es bei ihnen nach wie vor gut, so das Ehepaar. Zwar sei die anfängliche Neugierde abgeflacht, aber es habe sich recht schnell eine treue und große Stammkundschaft entwickelt. „Es kommen auch immer noch neue Kunden her“, berichtet Felicitas Bauernschmidt.

Es wurden sich weniger Luxus-Sachen gegönnt.
Felicitas Bauernschmidt, Haferflöckchen Mechernich

In den Monaten, in denen noch große Unsicherheit herrschte bezüglich der Energiekrise, habe sie allerdings schon ein verändertes Kaufverhalten festgestellt: „Es wurden sich weniger Luxus-Sachen gegönnt.“ Aber das sei inzwischen auch schon wieder anders. Für ihren Mann ist klar: „Viele treue Kunden kommen aus Überzeugung.“ Krise hin oder her.

Inhaber und Kunden handeln aus Überzeugung

Die Bauernschmidts haben allerdings auch einen Vorteil so manchem Kollegen gegenüber: Die Familie lebt nicht komplett von dem Laden. Vater Mike arbeitet hauptberuflich im Bereich Informationssicherheit. „Wenn es nur der Laden wäre, würde es vermutlich nicht reichen“, sagt Felicitas Bauernschmidt. Aber wie ihre Kunden handeln auch die beiden aus Überzeugung. Und sie sind sich sicher, dass sie sich in Mechernich schon gut etabliert haben.

Knapp 20 Kilometer weiter westlich, steht Katrin Fuß hinter der Ladentheke ihres Bioladens Naturale und blickt ebenfalls positiv in die Zukunft. Vor etwas mehr als einem Jahr hat sie den Laden am Markt in der Schleidener Innenstadt eröffnet. Sie sei eine der Ersten gewesen, die nach der Flut wieder Kundschaft empfangen habe, erinnert sie sich. Auch bei ihr habe sich schnell eine Stammkundschaft gebildet. „Die haben nur darauf gewartet, dass wieder ein Bioladen eröffnet“, so Fuß.

Nahezu kein Preisunterschied zwischen Marken- und Bio-Produkten

Und wie bei den Bauernschmidts kommen die Stammkunden auch trotz Krise. Denn, so habe sie festgestellt, die Preise im Bioladen seien nicht so stark gestiegen wie in den Supermärkten, berichtet Fuß. Zwischen bekannten Marken-Produkten und ihrer zertifizierten Bio-Ware liege preislich kaum noch ein Unterschied, manches sei bei ihr sogar günstiger. Das habe sie selbst überrascht.

Die Laufkundschaft, die sonst ab und an mal gekommen sei, bleibe inzwischen allerdings fast ganz weg. Und auch auf den Stromabrechnungen habe sich die Krise bemerkbar gemacht, sagt Fuß. Sie habe deshalb ihr vier Meter langes, offenes Kühlregal gegen ein zweieinhalb Meter langes und geschlossenes getauscht. Das habe die Stromrechnung deutlich reduziert.

Leute, die es können, sollten die kleinen Läden unterstützen.
Katrin Fuß, Bioladen Naturale Schleiden

„Man merkt die Veränderung definitiv“, fasst Fuß es zusammen und sagt weiter: „Leute, die es können, sollten die kleinen Läden unterstützen.“ Große Sorgen um ihre Zukunft mache sie sich dennoch keine – dank ihrer Stammkundschaft. Tatsächlich geht während des Gesprächs immer mal wieder die Ladentür auf. Eine Kundin kauft Möhren und Tomaten, eine andere Oliven, Käse und Brot. In ihrem Laden gebe es eigentlich alles, was man zum Leben brauche. „Und was nicht da ist, wird bestellt.“