Nach 37 Jahren in GemündWilhelm Scheuvens übergibt sein Notariat mit viel Wehmut

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Wilhelm Scheuvens (r.) und Martin Strahl tragen dunkle Anzüge. Sie stehen vor einer Bücherwand und geben sich die Hand.

Wilhelm Scheuvens (r.) übergibt sein Notariat in Gemünd an Martin Strahl.

Weil er sein 70. Lebensjahr vollendet hat, muss Wilhelm Scheuvens sein Notariat in Gemünd abgeben. Sein Nachfolger ist Martin Strahl.

„Mir ist es so, als hätte ich erst gestern angefangen. So schnell ist die Zeit vergangen“, sagt Notar Wilhelm Scheuvens. In Wahrheit ist es schon 37 Jahre her, dass er als Notariatsverweser nach Gemünd gekommen war. Weil Notare spätestens mit Vollendung des 70. Lebensjahres in den Ruhestand gehen, ist für den Gemünder Ende des Monats Schluss. „Ich werde aber meine Hände nicht in den Schoß legen“, verspricht Scheuvens. Das Notariat wird von Martin Strahl fortgeführt.

Als der heute 70-Jährige 1987 sein Amt als Nachfolger von Notar Klaus Schüller in Gemünd antrat, gab es diese Altersbeschränkung noch nicht. Demgemäß wurde er laut Ernennungsurkunde „auf Lebenszeit“ zum Notar bestellt: „Die Altersgrenze wurde im Jahr 1991 in die Bundesnotarordnung eingefügt.“ Geboren und aufgewachsen ist Scheuvens in Waldenrath im Kreis Heinsberg. „Die Eifeler sind ein ähnlicher Menschenschlag wie die im Selfkant. Deswegen hatte ich auch nie Probleme mit ihnen“, erzählt Scheuvens, für den der Beruf immer im Mittelpunkt gestand hat.

Wilhelm Scheuvens hätte gerne noch weitergemacht

„In den ersten acht Jahren nach der Übernahme des Notariats in Gemünd haben wir keinen Urlaub gemacht. Seit der Corona-Pandemie auch nicht mehr.“An seinem Beruf mag er, dass er viel mit Menschen zu tun hat. „Ein Notar ist ein friedliebender Jurist. Vertrag kommt von sich vertragen.“ Eine zerstrittene Erbengemeinschaft unter einen Hut zu bringen, sei für einen Notar fast schon Alltagsgeschäft. „Ich hätte gerne weitergemacht“, sagt Scheuvens. Chirurgen dürften auch jenseits der 70 noch operieren.

In den ersten acht Jahren nach der Übernahme des Notariats in Gemünd haben wir keinen Urlaub gemacht.
Wilhelm Scheuvens

Dabei sei der Beruf nicht einfacher geworden: „Früher war ein Notar eine Autorität. Wenn der einen Vertrag aufgesetzt hatte, wurde der unterschrieben.“ Heute seien die Menschen kritischer: „Da wird jede Formulierung angesprochen und mehrfach am Tag per Mail hin- und hergeschickt.“

Notar aus Gemünd kann noch fünf Jahre lang Vertretungen übernehmen

Wichtig ist dem 70-Jährigen seine Familie. Seine Ehefrau und er sind Eltern von fünf Kindern und freuen sich gerade auf die Ankunft des siebten und achten Enkelkindes.

Seit 1986 ist Scheuvens Mitglied der Juristenvereinigung Lebensrecht, die sich insbesondere für die Rechte ungeborener Kinder einsetzt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet sein Engagement für das Kloster Mariawald. Dort gibt es für den Vorsitzenden des Fördervereins immer etwas zu tun, sowohl im Gebet als auch am Schreibtisch oder handwerklich.

Womit er sich künftig beschäftigt, ist noch nicht klar. Noch fünf Jahre kann Scheuvens als Notar Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen übernehmen: „Ich könnte aber auch als Rechtsanwalt arbeiten.“

Das Personal wird von Martin Strahl übernommen, der ab 1. Juli für die Amtsgeschäfte zuständig sein wird. Strahl kommt gebürtig aus Köln.

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