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StrukturreformIm Schleidener Tal gibt es nun weniger Gottesdienste

Lesezeit 4 Minuten
Der Leiter der GdG Schleiden/Hellenthal, Pastor Thomas Schlütter, steht vor der Schlosskirche in Schleiden.

Eine neue Gottesdienstordnung hat Pfarrer Thomas Schlütter für die GdG Schleiden/Hellenthal eingeführt.

Weniger Gottesdienste im Raum Schleiden/Hellenthal werden nur der Anfang sein: GdG-Leiter Thomas Schlütter muss auf den Wandel reagieren.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nein, aber anders als vorher. Dass das augenblickliche Angebot an Messfeiern in der Katholischen Kirche mit der abnehmenden Zahl von Priestern nicht mehr zu leisten ist, pfeifen die Spatzen schon lange von den Kirchendächern. Nun kommt der Wandel, der durch die von Bischof Helmut Dieser in Gang gesetzte Strukturreform im Bistum Aachen stattfindet, immer mehr auch in den Gemeinden an. Nach drei Monaten im Amt hat Pfarrer Thomas Schlütter, Leiter der GdG Hellenthal/Schleiden, die neue Gottesdienstordnung veröffentlicht.

Der Priesternachwuchs ist rar, die Boomer-Generation geht mehr und mehr in Rente. „In der GdG Hellenthal/Schleiden sind wir derzeit mit vier Priestern unterwegs“, so Schlütter. Neben ihm und Pfarrvikar Michael Krosch sind es die Ruhestandsgeistlichen Theodor Tümmler und Winfried Reidt, beide 84 Jahre alt, die zwischen Losheim und Gemünd unterwegs sind, um Eucharistiefeiern zu gewährleisten. Das Problem: „Arbeitsrechtlich dürfen Priester eine Eucharistiefeier pro Tag machen, am Wochenende und an den Hochfesten drei“, erläutert Schlütter.

Im Raum Schleiden und Hellenthal werden weitere Zielgruppen definiert

Es ist eine neue Struktur des Angebotes an Messfeiern, die da im Pfarramt in Schleiden ausgearbeitet worden ist. „Das ist das absolute Maximum“, sagt er. Das bisherige Programm sei nicht mehr aufrechtzuerhalten, so Schlütter.

Auch werde die Aufmerksamkeit der Hauptamtlichen sich nicht mehr alleine auf die Angebote in den Kirchengemeinden konzentrieren. Schließlich seien im Bistum Aachen auch weitere Zielgruppen definiert worden. Neben den Menschen, die in den Gemeinden ihren Glauben leben wollten, müssten auch Menschen auf Sinnsuche Beachtung finden. Genauso müsse die Dienstleistungsfunktion der Kirche mit Trauungen und Beerdigungen ihren Platz finden.

Das ist eine Aufgabe für die nächsten zehn Jahre: Was machen wir, damit Kirche bestehen bleibt?
Thomas Schlütter, GdG-Leiter

„Wir wollen vier Eucharistiefeiern pro Tag anbieten“, erläutert Schlütter. Dabei seien jeweils zwei Werktagsmessen, die alle zwei Wochen angeboten werden, und ein Termin, der für Exequien frei gehalten werden müsse. Darüber hinaus sollten auch vermehrt Schulgottesdienste, Messfeiern in Altenheimen oder Ähnliches angeboten werden.

Auch an den Wochenenden wird das Angebot verändert. Die gute Nachricht: „In vier Kirchorten wird an jedem Wochenende verlässlich eine Messfeier angeboten“, sagt Schlütter – in Schleiden, Hellenthal, Gemünd und Reifferscheid. Da auch für den Fall Vorsorge getroffen werden müsse, dass Priester mal krank sind, seien diese Termine so gelegt, dass sie im extremen Notfall von einem Priester alleine betreut werden könnten. „Das bekommt auch einer alleine hin“, so der GdG-Leiter.

Pfarrer Thomas Schlütter rechnet mit weiteren „massiven Einbrüchen“

Insgesamt werden am Wochenende zehn Eucharistiefeiern angeboten. Doch diese finden in den meisten Orten nur alle zwei Wochen statt. „Wir haben Paare gebildet, so wie Kreuzberg und Wildenburg, die nicht so weit auseinanderliegen, so dass die Gläubigen nicht zu weit fahren müssen“, erklärt er. Dazu müssten am Wochenende Trauungen und Taufen berücksichtigt werden.

Schlütter macht deutlich, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Die neue Gottesdienstordnung ist bis zum Jahresende befristet. „Das ist der Anfang, um die Hände freizuhaben“, fährt Schlütter fort. Denn das Problem werde noch größer: „Die Leute aus der Boomer-Generation sind jetzt um die 60 Jahre alt, da werden wir bald massive Einbrüche haben.“ Deshalb sei jetzt die Zeit, sich gut vorzubereiten. „Es geht darum, die sakramentale Grundversorgung zu verlässlichen Zeiten sicherzustellen.“ Wie könne ein Notfallplan aussehen, wenn tatsächlich nur ein Priester zur Verfügung stehe? Das werde in den nächsten Monaten ausgearbeitet.

Blumenthal soll geistliches Zentrum werden – Mit Lichterprozession?

Doch alleine daran hänge nicht das ganze kirchliche Leben. Die Ehrenamtlichen spielen eine große Rolle – die, die sich zu Wortgottesdienstleitern haben ausbilden lassen. „Bei Wortgottesdiensten sind die Kirchorte frei, da gibt es keine Vorgaben“, fordert er zur Eigeninitiative der Gläubigen auf. Es gebe eine große Bandbreite an Möglichkeiten für die Ehrenamtler, da könne jeder aktiv werden. Auch müssten die Angebote im Umfeld der GdG, etwa in Mariawald, Steinfeld, Schwammenauel oder durch die Nationalparkseelsorge mitgedacht werden.

Sorgen, dass Kirchen geschlossen werden, müsse sich aufgrund der Gottesdienstordnung niemand machen. Auch Blumenthal nicht, das aber einen Sonderfall darstelle. „Die Blumenthaler haben ihren Sonntagsgottesdienst verloren, aber dafür einen festen Freitagstermin bekommen“, so Schlütter. Da werde eine Beichtgelegenheit mit anschließender Messfeier angeboten. Der Hintergrund: „Blumenthal soll langfristig zu einem geistlichen Zentrum werden, weil es so schön in der Mitte der GdG liegt.“ Er könne sich dort zum Beispiel eine Lichterprozession vorstellen.

Die neue Gottesdienstordnung sei ein Versuch, so Schlütter: „Wir müssen gucken, ob es funktioniert, wir müssen ins Handeln kommen.“ Dabei könnten auch Fehler gemacht werden, aber daraus könne gelernt werden. „Das ist eine Aufgabe für die nächsten zehn Jahre: Was machen wir, damit Kirche bestehen bleibt?“ Noch seien die Ressourcen da, um Veränderungen anzustoßen.

Einzusehen ist die neue Gottesdienstordnung im Pfarrbrief oder auf der Internetseite der GdG Hellenthal/Schleiden.