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Mit BildergalerieIn Herhahn wird die alte Schmiede vor dem Vergessen bewahrt

Lesezeit 4 Minuten
Der Schmied Stefan Pütz steht in einer alten Werkstatt an einem Kohlenfeuer.

Eine Türangel fertigte der Sistiger Schmied Stefan Pütz mit den originalen Werkzeugen seines Herhahner Kollegen.

In der Werkstatt des letzten Schmieds von Schleiden-Herhahn ist nun ein kleines Museum eingerichtet, in dem das alte Handwerk gezeigt wird.

Eine Zeitreise in eine noch gar nicht so ferne Vergangenheit der Eifel ist nun in Herhahn möglich. Mit der alten Schmiede von Herhahn, oder, wie es im lokalen Zungenschlag heißt, „De ahld Schmedd vun Mehere“, ist es den Initiatoren gelungen, ein besonderes Stück Heimatgeschichte am Leben zu erhalten.

Denn viel zu oft wurden die Werkstätten, in denen die Dinge des täglichen Bedarfs noch mit der Hand gefertigt wurden, achtlos aufgelöst, Werkzeuge entsorgt und Betriebsstätten umgebaut. Dadurch wurde die Tradition des alten Handwerks dem Vergessen preisgegeben.

In den Schmieden wurden die Werkzeuge der Bauern hergestellt

Dabei waren gerade die Schmieden für die vielen Haupt- und Nebenerwerbslandwirte unverzichtbar, denn sie waren die einzige Bezugsquelle für alles, was auf dem Feld gebraucht wurde: Rechen, Harken, Spaten und vieles mehr.

Hier wurden die Reifen für die Holzräder angefertigt, mit denen die Bauern unterwegs waren. Willi Ronig, Sohn des letzten Schmieds, der in Herhahn aktiv war, erinnerte daran, wie er als Sohn mit anpacken musste, um das Werkzeug für den Bau der Straße von Schleiden nach Herhahn parat zu machen: „Da mussten jeden Abend 50 Kreuzhacken spitz gemacht werden.“

Mit einem Vortrag auf Eefeler Platt berichtete Ronig den rund 35 Anwesenden, die zu der Eröffnung der Museumsschmiede gekommen war, von der Geschichte des Hauses, das sein Großvater Clemens Ronig 1908 gebaut hatte, als er nach Herhahn kam, um sich eine Existenz als Schmied aufzubauen. Groß sei der Bedarf an Hufbeschlägen für die Zugtiere gewesen, die von den Landwirten auf den Feldern eingesetzt wurden. Während der Großvater sich vor allem auf die Beschläge von Ochsen konzentriert hatte, spezialisierte sich der Sohn Johann auf die Zugpferde.

In Herhahn ist auch der kleine Nachbau eines Notstalls zu sehen

So sei in der alten Schmiede auch immer ein „Nuetstall“ (ein Notstall) gewesen, ein Holzgestell, in das die Zugtiere geführt wurden, um beschlagen zu werden. Doch der konnte im Gegensatz zu vielen Werkzeugen und Utensilien, die nach der Aufgabe des Betriebes im Jahr 1986 von den Nachbarn übernommen wurden, nicht wieder aufgebaut werden. „Der ist in das Eifelmuseum Blankenheim gekommen, konnte dort aber nicht mehr gefunden werden“, sagte Hans-Peter Ronig, Vetter von Willi, der die alte Herhahner Schmiede in zweijähriger Arbeit rekonstruiert hat. Als Schreiner konnte er jedoch ein Holzmodell bereitstellen.

Hier war der Treffpunkt des Dorfes. Besonders im Winter war der Raum mit der warmen Esse sehr beliebt.
Willi Ronig

Doch die Schmiede sei mehr gewesen als nur eine Werkstatt. „Hier war der Treffpunkt des Dorfes“, betonte Willi Ronig: „Besonders im Winter war der Raum mit der warmen Esse sehr beliebt.“ Hier wurden Neuigkeiten ausgetauscht und Pläne ausgeheckt, die Johann Ronig als Mitglied des Schleidener Stadtrates auch umsetzte. „Es waren auch immer Reporter hier, denn mein Vater wusste alles“, so Ronig.

Traktoren und Fabrikfertigungen machten die Schmiede überflüssig

Doch mit dem Erfolg der Traktoren, die die Zugpferde verdrängten, sank die Auftragslage für Johann Ronig. Auch machten die Fabrikfertigungen von Werkzeugen die Schmiede überflüssig. Johann Ronig nahm eine Arbeitsstelle bei Poeschco in Gemünd an. 1978 wurde das letzte Pferd in der Herhahner Schmiede beschlagen. Ein Film, der diesen Vorgang dokumentiert, kann in dem kleinen Museum über einen Bildschirm abgespielt werden.

Dass in diesem Museum noch richtig gearbeitet werden kann, demonstrierte der Sistiger Schmied Stefan Pütz. Er fertigte mit den Ronigschen Werkzeugen auf der alten Esse, die voll funktionsfähig ist, in wenigen Minuten eine Türangel. „Das muss Musik machen“, rief er und ließ den Hammer auf dem klingenden Metall des Ambosses tanzen.

Das Haus in Herhahn gibt noch Rätsel auf

Konzentriert war er bei der Arbeit, aber nicht ohne seinen Teil zur Konversation beizutragen: „Mein Vater hat einmal – weil er de Muul jeschwaad hätt – einen Reifen zu heiß werden lassen, der dann in zwei Teilen von der Esse gefallen ist.“ Den habe der Vater dann im Feuer wieder zusammengeschweißt.

Für das Museum wurden aus der ganzen Nachbarschaft die Werkzeuge wieder zusammengesucht, um die Schmiede so originalgetreu wie möglich herzurichten. Auch eine Auswahl von speziellen orthopädischen Hufeisen für die Pferde der Herhahner ist zu sehen, darunter auch das Meisterstück von Clemens Ronig aus dem Jahr 1898. Mit Unterstützung der NRW-Stiftung sowie dem Dorf- und Bürgerverein konnte schließlich das Projekt der Museumsschmiede realisiert werden.

Allerdings ist noch ein Rätsel geblieben. Einzelheiten über das Haus, in dem sich die Werkstatt befindet und das wahrscheinlich im Jahr 1908 gebaut worden ist, sind nicht bekannt. Pläne existieren nicht mehr, und auch die Bauweise konnte bis heute noch nicht abschließend geklärt werden.


Die Alte Schmiede in Herhahn hat keine Öffnungszeiten, sondern wird auf Anfrage geöffnet. Kontakt ist möglich bei Hans-Peter Ronig unter Telefon 02444/452 oder Willi Ronig unter Telefon 02443/2414. Zur Eröffnung der Schmiede wurde eine Broschüre durch das Geschichtsforum Schleiden gestaltet.