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Karneval nach der FlutGemünd braucht und hat Superhelden

Lesezeit 5 Minuten
Der als Superman verkleidete Sitzungspräsident wird auf die Bühne getragen.

So fliegt ein Superjeck: Präsident René Gerhards „schwebt“ mit ein bisschen Hilfe auf die Bühne.

Mit der „Power of Jeckness“ meldet sich die KG Rot-Weiß Gemünd nach Corona und Flut fulminant zurück.

Vorhang auf und Bühne frei! Jetzt geht’s los! Wenn das Lied von den Höhnern im Kursaal erklingt, dann weiß jeder, was gebacken ist. Dann ist der Moment gekommen, wenn die Prunksitzung der rot-weißen Karnevalisten ihren Anfang nimmt. In diesem Jahr war das ein besonders emotionaler Moment: Nach Corona und vor allem nach der Flut, deren Spuren in der kleinen Stadt allerorten immer noch so deutlich zu sehen sind, war das für die Jecken aus der Kurstadt kein einfaches Unterfangen.

Das Tanzpaar sind Anna Diederichs und Cedric Heinrichs.

Das Tanzpaar sind Anna Diederichs und Cedric Heinrichs seit fünf Jahren.

Besonders, da die Wassermassen das Vereinsheim vom Fundament gehoben und einige Meter weit weggeschwemmt hatten. Neben den Kostümen musste auch alles, was sich an Dekomaterial und Ausstattung über die Jahre so angesammelt hatte, neu angeschafft werden, wie Ottmar Heinrichs, Herz und Seele des Vereins in Sachen Tanz und Bühnenbild, berichtete. Gleich zwei Auszeichnungen wurden ihm in dieser besonderen Sitzung überreicht. Für mehr als 20 Jahre, die er ununterbrochen im Tanzbereich aktiv ist, wurde er mit dem Treueabzeichen des BDK in Gold mit Brillanten ausgezeichnet. Den RVD-Verdienstorden in Gold erhielt er für mehr als 20 Jahre, die er im Präsidium aktiv ist.

Die Gemünder haben 14 Tage am Bühnenbild gearbeitet

Über 14 Tage hatten Mitglieder der Tanzgarde Rote Funken und der Showtanzgruppe gemeinsam am Bühnenbild gearbeitet. Bereits bei der Kindersitzung am Wochenende zuvor hatte es Premiere gefeiert – und musste für die Vorstellung des Grenzlandtheaters am Donnerstag noch einmal abgebaut werden. „Wir haben am Freitag bis tief in die Nacht gearbeitet“, zeigte sich Heinrichs von dem Engagement der fleißigen Helfer begeistert. Zehn bis zwölf Personen seien stets vor Ort gewesen.

Ein altes Plakat für einen Supermarkt-Bau kam wieder zum Vorschein.

Das alte Rewe-Plakat, das den Baubeginn 2017 verkündete, roch nicht gerade frisch.

Wie schon die Kindersitzung war auch die Prunksitzung restlos ausverkauft. Rund 600 bunt kostümierte Jecke drängten sich im frisch sanierten Saal, als es bei dem kleinen Theaterstück, mit dem die Gemünder traditionell ihre Sitzung eröffnen, unter dem Motto „Superjeck“ in diesem Jahr um Superhelden ging. Sicherlich braucht es Superhelden, um die zerstörte Stadt an Urft und Olef wieder aufzubauen – in den Wochen nach der Flut 2021 waren schon viele Superhelden in Gemünd. Und so tummelten sich die Pendants der aus Fernsehen und Comics allseits bekannten, übermächtigen Gestalten im Kursaal.

Das Prinzenpaar genoss das Bad in der Menge in vollen Zügen

Allen voran natürlich der Schleiderman, als der Michael Cardinier auftrat. Präsident René Gerhards schwebte als Superjeck mithilfe seiner Gesellen beinahe in Lichtgeschwindigkeit über die Bühne. Und schließlich Vorsitzender Andreas Mertens, der sich aus der Gemünder Horst-Schlämmer-Version frisch ergrünt in den „Unglaublichen Schalk“ verwandelte.

Das Gemünder Prinzenpaar zieht durch die Menschenmenge in den Saal ein.

Den Einzug in den Saal genoss das Prinzenpaar in vollen Zügen.

Sichtlich genossen die Gemünder Tollitäten Prinz Gerd I. und seine Prinzessin Bea ihren Einmarsch durch den ausverkauften Saal. Bereits am Vorabend in Dreiborn hatten sie sich interkarnevalistisch als Prinzenpaar Schleidener Tal ausgerufen, um den Vereinen, die in diesem Jahr keine Tollitäten haben, auch Freude zu bringen. Um die allen Kabbeleien zum Trotz bestehende Verbundenheit mit den blau-weißen Karnevalisten aus Schleiden zu manifestieren, hatte Prinz Gerd unter das rot-weiße Prinzenwams ein knallblaues Unterhemd gezogen – was er auf der Bühne gleich mal vorzeigte.

Gemünder Brüder boten einen Ausblick ins Jahr 2053

Einen fulminanten Auftritt legten die „Drei Brüder“ Frank Michalski, Michael Hartmann und Ewald Schäfer hin, die diesmal von Thorben Michalski verstärkt wurden. Sie hatten sich in das Jahr 2053 gebeamt und zeigten, im Altersheim sitzend, was sich so alles in Gemünd verändert hat.

Gewohnt bissig präsentierten sich die „Drei Brüder“ Frank Michalski, Michael Hartmann und Edwin Schäfer.

Gewohnt bissig präsentierten sich die „Drei Brüder“ Frank Michalski, Michael Hartmann und Edwin Schäfer.

Zum Beispiel habe Bundesbauminister Markus Herbrand (im richtigen Leben ist der noch Bundestagsabgeordneter) endlich die von der Flut weggespülte Brücke am Friedhof in Auftrag gegeben. Das sei auch gut möglich gewesen, weil Bundeskanzler Ingo Pfennings Gemünd wieder die alten Stadtrechte verliehen hatte. Dabei hatte der „Eifelpartisan“ in Berlin einen gar miserablen Einstand, da zwei Tage nach seinem Dienstbeginn bereits das Bundeskanzleramt gebrannt habe – eine Reminiszenz an den Brand des Schleidener Gymnasiums.

Verhaltene Freude über das übel riechende Rewe-Plakat

Pfennings, im Jahr 2023 natürlich Bürgermeister von Schleiden, brachte den Gemünder Jecken bei seinem Kurzauftritt ein Geschenk für ihr neues Vereinsheim mit. Er verehrte ihnen das großformatige Banner, auf dem über viele Jahre am alten Postamt vollmundig der Baubeginn für den neuen Rewe-Supermarkt in Gemünd für das Jahr 2017 angekündigt wurde. Angesichts der schieren Größe und des pestilenzartigen Gestanks nach Chemietoilette, den das gute Stück freigiebig im Saal verbreitete, blieb die Freude der Jecken über die Gabe ein wenig verhalten.

Ihr Können zeigte die Tanzabteilung der Rot-Weißen, allen voran Solomarie Sarah Laux und Tanzpaar Anna Diederichs und Cedric Heinrichs. Auch das Männerballett Schlawinchen und die Showtanzgruppe waren auf der Bühne.

Mit seiner Rede trat Tulpenheini Roland Paquot auf. Für Stimmung sorgten die Band Volljaas und der Gemünder Major Stefan Klippel.


Wieder ein Zelt auf dem Marienplatz

Für die tollen Tage wird die KG Rot-Weiß Gemünd wieder ein Festzelt auf dem Marienplatz aufstellen. Um Problemen mit dem Jugendschutz vorzubeugen, wird am Weiberdonnerstag der Einlass erst ab 18 Jahren gewährt. Die Stadt werde in einem Sicherheitsbereich Kontrollen vornehmen, kündigte Präsident René Gerhards an.

Geöffnet ist das Zelt am Weiberdonnerstag, 16. Februar, ab 16 Uhr, der Eintritt kostet 10 Euro. Am Samstag findet ab 16 Uhr eine Kinderdisco mit Uwe Reetz statt, Eintritt für Kinder 3 Euro, Erwachsene 1 Euro. Ab 20 Uhr ist bei freiem Eintritt ein Kostümball. Am Rosenmontag ist hier die „After-Zoch-Party“ geplant, Eintritt 5 Euro, für Zugteilnehmer ist der Eintritt frei. (sev)