Kaum noch KundenDer Party- und Deko-Laden in Gemünd macht zu
Schleiden-Gemünd – Im August 2019 erfüllte sich Dawid Niczaj einen Traum und eröffnete seinen eigenen Laden. Nun, ein gutes Jahr später, ist der Traum geplatzt. Der Laden für Party- und Dekorationsartikel im Gemünder Zentrum muss schließen. Der Grund: die Corona-Pandemie. Denn in Zeiten, in denen Großveranstaltungen abgesagt und private Feiern verschoben werden müssen, gibt es für Party-Luftballons, Servietten und Girlanden kaum Abnehmer.
Dabei war es schon ohne Corona schwer, in der Fußgängerzone Fuß zu fassen. Bereits vor der Pandemie standen viele Geschäfte leer. Niczaj wagte es trotzdem. Doch nun zwingen ihn die Umstände zum Aufgeben. In den vergangenen Monaten habe er teilweise gerade einmal die Hälfte der Miete an Umsatz gemacht, berichtet Niczajs Lebensgefährte Michael Stadler. Niczaj selbst macht das Thema zu traurig, um darüber sprechen zu können. Die vielen Leute, die nun ihr Mitleid äußerten, machten es nur noch schlimmer, auch wenn das gut gemeint sei.
An manchen Tagen sei kein einziger Kunde im Laden, sagt Stadler. Gleichzeitig sei zu spüren, dass viele während der Corona-Pandemie deutlich mehr aufs Geld achteten. Die Artikel im Laden seien zwar oft günstiger als in anderen Läden oder Supermärkten, doch mit den Discountern könne er nicht konkurrieren.
So kommen Kunden, die einen Heliumballon woanders günstiger gekauft haben, und wollen ihn bei Niczaj nur noch befüllen lassen. Andere möchten bloß eine einzige Serviette kaufen und nicht den gesamten Stapel. Neulich habe jemand Luftballons reklamiert, weil sie geplatzt seien, erzählt Stadler und schüttelt ungläubig den Kopf.
Ein weitere Nachteil der Pandemie: die Masken. Denn Niczaj ist schwerhörig. Er sei darauf angewiesen, in Gesprächen auch die Lippen seines Gegenübers lesen zu können, berichtet Stadler. Deshalb habe er ein großes Schild in seinem Laden angebracht, dennoch müsse er es oft jedem Kunden einzeln erklären. Auch das sei zermürbend, sagt Stadler.
Kein Erfolg in der Politik
Auch bei Michael Stadler läuft es zurzeit nicht rund. 2019 trat er an, um Bürgermeister von Schleiden zu werden. Daraus wurde nichts. Dann gründete er mit einigen Gleichgesinnten die Wählervereinigung Nordeifel (WVEN), die in einigen Wahlbezirken bei der Stadtratswahl in diesem Jahr auf dem Wahlzettel stand. Doch auch das klappte nicht. Am Ende erhielt die WVEN keinen Ratssitz.
Er überlege noch, ob und wie er politisch weiter machen wolle, sagt Stadler. Allerdings müsse man es auch einsehen, wenn die politischen Ansichten nicht gewünscht seien. (jre)
Natürlich habe sein Lebensgefährte die Soforthilfen beim Land NRW beantragt, doch die gingen allein für Strom und Miete drauf. Eine Zeit lang habe er sich mit Erspartem über Wasser halten können, doch nun gehe es nicht mehr, so Stadler. Am 19. Dezember soll deshalb Schluss sein.
Die Öffnungszeiten will Niczaj ändern. Montags bleibt der Laden künftig zu. Dienstags bis freitags soll er weiter von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein, samstags von 10 bis 13 Uhr. Niczaj will alles, was er noch in Laden und Lager hat, verkaufen. Das, was übrig bleibe, wolle er spenden, berichtet Stadler. Beispielsweise an Kindergärten oder die Tafel. Es soll so wenig wie möglich weggeschmissen werden.
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Was er danach mache, wisse Niczaj noch nicht. „Wir wollen erstmal den Ausverkauf hinter uns kriegen“, sagt Stadler. Doch als gelernter Hotelfachmann finde er sicher etwas.