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Neues EquipmentRanger im Nationalpark Eifel jetzt mit Löschrucksäcken unterwegs

Lesezeit 4 Minuten
Gerrit Lindlein überwacht einen Übungsbrand bei einer Schulung zur Vegetationsbrandbekämpfung der Nationalparkverwaltung Eifel.

Auch ein Übungsbrand gehörte zur Schulung der Vegetationsbrandbekämpfung.

Den Umgang mit dem neuen Equipment haben 38 Nationalpark-Mitarbeiter mit einer darauf spezialisierten Crew geübt.

Eines betont Florian Krumpen zu Beginn ganz ausdrücklich: „Wir wollen nicht den Job der Feuerwehr machen und zweifeln erst recht nicht deren Kompetenz an.“ Doch Krumpen, Leiter des Fachgebiets Biotop- und Wildtiermanagement im Nationalpark Eifel, und seine Kollegen wollen gerüstet sein, um ein Feuer schon in der Entstehung löschen zu können, bevor es zu einem Waldbrand kommt. Dafür hat der Nationalpark 30 Löschrucksäcke angeschafft, zudem Multifunktionswerkzeuge.

Wir wollen nicht den Job der Feuerwehr machen und zweifeln erst recht nicht deren Kompetenz an
Florian Krumpen

Den Umgang damit haben 38 Nationalpark-Mitarbeiter mit der Crew des auf die Wald- und Flächenbrandbekämpfung spezialisierten Vereins Waldbrandteam aus dem niedersächsischen Vechelde geübt. Dabei ging es nach Angaben der Nationalparkverwaltung zum einen um die theoretischen Grundlagen der Wald- und Flächenbrandbekämpfung, zum anderen um den praktischen Umgang mit den Löschrucksäcken und den Gorguis. Bei Letzteren handelt es sich um ein Multifunktionswerkzeug, mit dem etwa Wurzeln getrennt, Brandschneisen gezogen oder Glutnester freigelegt werden können.

Löschrucksäcke sind rund 20 Kilo schwer

Es wird jedoch nicht so sein, dass die Ranger, die etwa Führungen im Nationalpark unternehmen, standardmäßig mit dem rund 20 Kilo schweren Löschrucksack auf dem Rücken unterwegs sein werden. Wie Krumpen berichtet, wird das Equipment samt zwei 20-Liter-Wasserkanistern in den Dienstfahrzeugen deponiert. Wenn die Mitarbeiter beispielsweise einen kleinen Böschungsbrand entdecken, können sie schnell eingreifen. Zudem sei es eine Option, dass sie unter der Anleitung der Feuerwehr mitarbeiten, wenn diese eingetroffen ist.


Regeln im Schutzgebiet

Von Februar bis etwa Oktober dauert die Waldbrandsaison. Oberste Priorität hat es für die Nationalparkverwaltung zu verhindern, dass Brände im Schutzgebiet überhaupt entstehen. Denn: Mehr als 90 Prozent der Waldbrände in Deutschland werden durch Menschen verursacht. Im Nationalpark sind Rauchen und Feuermachen verboten. Und wer ein Feuer oder verlassene, noch brennende Feuerstellen bemerkt, sollte sofort die 112 wählen und die Feuerwehr alarmieren.

Die Ranger kontrollieren auch das Einhalten der Ge- und Verbote. Da die Nationalparkverwaltung auch Untere Forstbehörde ist, hat sie laut Bernd Dickmann, Fachgebietsleiter Hoheit, die entsprechenden Rechte. Die Regeln im Schutzgebiet sind nach dem Landesnaturschutzgesetz in der Verordnung zum Nationalpark Eifel fixiert. Die Ranger sind an ihren Uniformen samt Hoheitsabzeichen gut zu erkennen, zudem haben sie einen Dienstausweis. Sie dürfen laut Dickmann Personalien aufnehmen und Bußgelder verhängen. Weigert sich jemand, etwa seine Personalien anzugeben, werde die Polizei in Amtshilfe hinzugezogen.

Eine mündliche Ermahnung ist laut Dickmann in den meisten Fällen ausreichend, die Besucher seien in der Regel einsichtig. Das entspreche auch der ersten Aufgabe der Ranger: der Aufklärung. Per Boot sind die Ranger auch auf dem Rursee unterwegs. An dessen Ufern verstoßen laut Dickmann zuweilen Menschen gegen das bestehende Zelt- und Grillverbot. In krassen Fällen, darauf weist die Nationalparkverwaltung ebenfalls hin, können Verstöße gegen das Rauch- und Feuerverbot mit Bußgeldern von bis zu 50000 Euro geahndet werden, zudem seien straf- und zivilrechtliche Konsequenzen möglich. (rha)


Doch eines ist für Krumpen und die Nationalpark-Mitarbeiter immer die Devise: „Eigenschutz geht vor.“ Gerade nach den Waldbränden etwa in der Sächsischen Schweiz 2022 haben sich die Verantwortlichen des Nationalparks Eifel Gedanken gemacht, wie sie die Brandschutzstrategie möglicherweise erweitern können. Die Gefahr derart verheerender Brände ist in der Eifel zwar nicht gegeben, da etwa Boden und Vegetation nicht vergleichbar sind. „Das kann bei uns nicht passieren“, ist laut Krumpen aber die völlig falsche Grundhaltung.

Steigende Besucherzahlen Fluch und Segen zugleich

Das Konzept sei, so die Nationalparkverwaltung, mit den Leitstellen der Anrainer-Kreise entwickelt worden. Die Brandschutzkarten sollen weiter verfeinert werden, die Löschrucksäcke sind angeschafft, und regelmäßig finden Begehungen und Befahrungen mit den örtlichen Feuerwehren statt. Wie Krumpen berichtet, werden etwa 90 Prozent der Feuer in der Entstehung – also innerhalb der ersten 15 Minuten – gefunden und können problemlos gelöscht werden. Die gerade in den Corona-Jahren deutlich gestiegenen Besucherzahlen von zuvor 600000 bis 800000 auf bis zu 1,5 Millionen bezeichnet Krumpen als Fluch und Segen zugleich.

Die Wahrscheinlichkeit, einen Brand sehr früh zu entdecken, steige – aber auch das Risiko durch das Verhalten Unbelehrbarer, die sich nicht an das Verbot halten, im Schutzgebiet Feuer zu entzünden. Krumpen räumt zudem mit zwei sich hartnäckig haltenden Gerüchten auf. Zum einen stimme es nicht, dass im Nationalpark Waldbrände grundsätzlich nicht gelöscht werden: Die Entscheidung, ob und mit welchen Mitteln gelöscht wird, liegt beim Einsatzleiter der Feuerwehr. Und zum anderen, dass das Totholz im Nationalpark eine hohe Gefahr darstelle, dass sich Brände rasch ausbreiten: Nach den Bränden in Sachsen haben laut Krumpen zwei Gutachten übereinstimmend dargelegt, dass Totholz nicht zur Ausbreitung beigetragen habe. (rh)