Nach fast vier MonatenFluthilfelager in Schleiden-Gemünd schließt Ende Oktober
Schleiden-Gemünd – Noch immer kommen Menschen ins Spendenlager der Fluthilfe nach Gemünd und suchen nach Dingen, die sie dringend benötigen. Mehr als drei Monate ist es her, seit die Flutkatastrophe den Ort heimgesucht hat, und noch immer hat sich das Leben nicht überall normalisiert. „Es kommen immer noch Leute rein, die noch nie hier waren“, sagt Michael Stadler, der mit Carlos Emunds das Lager betreut. Am Sonntag, 31. Oktober, wird es aber seine Türen schließen.
Seit Stadler vor zwei Jahren gegen Ingo Pfennings im Wahlkampf um das Amt des Schleidener Bürgermeisters angetreten ist, ist sein Gesicht in der Stadt bekannt. Seit rund drei Monaten engagiert er sich ehrenamtlich in der Fluthilfe. Nicht von ungefähr, denn auch er ist mit seinem Haus in der Urftseestraße von der Flut betroffen worden. „Der Keller war voll, wir konnten wohnen“, beschreibt er im Gespräch den Grad der Zerstörung.
Sie hatten alles, was Stecker hatte
Doch ohne Strom, Wasser und Heizung beschloss er mit seinem Mann, nach einigen Tagen zu den Eltern nach Bayern zu fahren. Nach zehn Tagen in Süddeutschland habe ihn aber das schlechte Gewissen ergriffen. „Ich habe angefangen zu gucken, wo kommen Leute her, wo kommen Spenden her, und habe direkt geplant“, erzählt er. Er sei einfach ein Typ, der gerne helfe. Ein Spendenlager bei Marco Huy, der ihm eine Halle zur Verfügung gestellt habe, sei schnell gefunden worden, Ende Juli sei es losgegangen. „Da kamen direkt sieben Sprinter mit Spenden.“
Gleich mehrere Fluthilfelager waren in der Zeit aktiv. Die Caritas hatte eine Kleiderausgabe im alten Rewe eingerichtet, während die Helferkoordination am Katharinenhof stattfand. Ein weiteres Kleiderlager richtete Silvana Mihan am Marienplatz ein, während sich ein Lebensmittellager bei der katholischen Kirche bildete, das von Frank Heinen betreut wurde. „Und ich hatte alles, was einen Stecker hatte“, erzählt Stadler. Als die Caritas das Lager im Rewe aufgab, habe er die Einrichtung in Kooperation mit der Stadt Schleiden übernommen und mit Carlos Emunds weiterbetrieben, der vom Katharinenhof hochgekommen sei.
Zusammenarbeit mit der Stadt, dem DRK und der Caritas
„Unsere Arbeit ist soweit beendet, Auftrag erfüllt“, sagt Stadler. Die Schließung sei schon lange geplant gewesen, weil der Kooperationsvertrag mit der Stadt Schleiden ausgelaufen sei. Der Bedarf an Lebensmitteln etwa sei nicht mehr da.
Dabei gibt es im Rewe noch fast alles: Pampers, Konserven, Spielzeug, Werkzeuge, Schubkarren, Gummistiefel, Schaufeln, Pflaster, Desinfektionsmittel und auch Fahrräder. „Wir haben einmal 100 bekommen, davon sind vielleicht 30 weg, der Rest ist noch da“, so Stadler.
Kleiderkammer bleibt bestehen
Weiterhin aktiv ist das Spendenlager „Villa Kunterbunt“, das sich im ehemaligen China-Restaurant am Kreisverkehr in Gemünd befindet. Es wird von Silvana Mihan betrieben. Auch wenn sie selber von der Flut schwer getroffen wurde, fing sie kurz nach der Flut an, privat Spenden zu sammeln und eröffnete eine Kleiderkammer, die zuerst in der Alten Bahnhofstraße und dann am Marienplatz zu finden war. Übernommen habe sie das Spendenlager am Kreisverkehr von Frank Heinen, der sich allerdings zurückgezogen habe. „Wir werden die Kleiderkammer demnächst an den Kreisverkehr verlegen“, berichtete sie.
Mit vier Helfern betreibt sie das Lager, das auch weiterhin Spenden annimmt und abgibt. Zu finden sind hier Lebensmittel, Baumaterialien, Spielzeug und Kleidung. Geöffnet ist die Kammer dienstags bis samstags von 11 bis 14 Uhr. (sev)
Unbürokratisch sei die Zusammenarbeit mit der Stadt gelaufen. „Da haben wir dann einmal 30.000 Coronatests hingegeben, die an die Schulen gegangen sind“, berichtet er. Das eingesparte Geld komme schließlich indirekt auch den Gemündern zugute. Auch mit dem DRK und den Maltesern habe sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt.
Flohmarkt mit übrigen Sachen zugunsten des Wiederaufbau Schleidens
Rund 2400 Geräte mit Stecker seien ausgegeben worden, genauso wie Hunderte Tonnen an Lebensmitteln oder lastwagenweise Klopapier. Dazu kämen noch 1250 Heizgeräte, die an 596 Haushalte abgegeben worden seien. Nachdem er jetzt über Monate hinweg an sieben Tage pro Woche das Lager offengehalten habe, werde er sich nach der Schließung etwas Freizeit gönnen. Im nächsten Jahr wolle er dann weitersehen.
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Eine Woche lang werden die rund 25 Helfer, die im Spendenlager aktiv sind, umräumen und Preise an die restlichen Spenden kleben. Dann wird von Montag, 8. November, bis Samstag, 13. November, ein Flohmarkt abgehalten, damit auch die restlichen Spenden einen neuen Besitzer finden. Das Geld soll an die Stadt Schleiden zugunsten des Helferfestes gehen, das im kommenden Jahr stattfinden soll. Restliche Spenden sollen nach Stolberg oder zu Björn Balter nach Losheim gebracht werden, der ebenfalls ein Spendenlager betreibt.
Höhepunkt des Flohmarkts soll die Versteigerung eines Pkw-Anhängers sein, der von der Künstlerin Maf Räderscheidt gestaltet worden ist. Der Erlös kommt ebenfalls dem Helferfest zugute.