Die 20 Jahre andauernde Arbeit im und um den Nationalpark herum macht sich auch am Himmel bemerkbar. Für Tiere und Pflanzen ist das wichtig.
Sternen-BeobachtungDer Himmel über dem Nationalpark Eifel wird dunkler
Wer sich in einer klaren Nacht in den Nationalpark Eifel stellt und nach oben in den Himmel schaut, kann sie sehen: die Milchstraße. Und das immer deutlicher. Seit der Nationalparkgründung vor 20 Jahren ist der Himmel über dem 110-Quadratkilometer-Gebiet dunkler geworden. Das zeigen Fotos von Harald Bardenhagen, Leiter der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“, die eine Sternwarte in Vogelsang betreibt.
Dass man so deutliche Unterschiede erkennen kann, mag verwundern. Immerhin wurde das Gebiet des Nationalparks vorher als Truppenübungsplatz genutzt und als solcher auch nicht komplett ausgeleuchtet. Doch Licht zieht durchaus weite Kreise. „Wenn man oben in Vogelsang steht, sieht man die Lichtverschmutzung aus dem Köln-Bonner Raum“, berichtet Michaela Wüller. Sie arbeitet in der Wildniswerkstatt des Nationalparks in Düttling und ist zertifizierter Sternenguide.
Natürliche Nacht wichtig für viele Tier- und Pflanzenarten im Nationalpark
Dafür, dass der Nachthimmel über dem Nationalpark dunkler und damit mehr Sterne sichtbar werden, komme es nicht nur auf künstliche Lichtquellen auf dem Gebiet des Nationalparks an. Auch die umliegenden Regionen seien wichtig. Die bisherigen Erfolge seien durch eine Anpassung der Beleuchtung in Vogelsang und die Sensibilisierung der umliegenden Kommunen in Sachen Lichtverschmutzung zustande gekommen. Laut Wüller ist das vor allem ein Verdienst von Harald Bardenhagen.
Ein Einsatz, der sich nicht nur für Romantiker und Weltall-Fans lohnt, sondern vor allem auch für die Natur. „Ein Großteil der Falter ist nachtaktiv“, berichtet Wüller. Künstliches Licht ziehe diese Insekten an und werde oft zur tödlichen Falle. Und das hat Auswirkungen. Für nachtaktive Tiere, die Insekten fressen, wie Fledermaus oder Spitzmaus, und auch für die Flora. „Da fällt die Nachtschicht bei der Bestäubung der Pflanzen weg“, erklärt Wüller.
Natürliche Dunkelheit sei aber auch an anderer Stelle wichtig, führt sie weiter aus. So gebe es Zugvögel, die sich an den Sternen orientierten, und nachtaktive Tiere wie der Uhu oder die Wildkatze, die durch zu viel Helligkeit in ihrem Biorhythmus gestört werden. „Grundsätzlich lautet das Motto des Nationalparks ja ,Natur Natur sein lassen'. Dazu gehört auch eine möglichst natürliche Nacht ohne künstliches Licht“, so Wüller.
Zum Sternegucken darf man nicht in den Nationalpark Eifel
Der 51-Jährigen ist ihre Begeisterung für das Thema „Sterne“ anzumerken. Auf ihrem Schreibtisch liegen Sternkarten und ein Wasserball mit Sternbildern darauf. „Wenn man eine natürlich dunkle Nacht hat, dann sieht man erst mal die Pracht der Sterne“, schwärmt sie. Seit drei Jahren ist sie eine von elf Sternenguides der Sternenlandschaft Eifel. Eines ist ihr besonders wichtig: Sternenlandschaft sei nicht gleich Sternenpark.
Der Nationalpark Eifel wurde von der International Dark Sky Association als Internationaler Sternenpark ausgezeichnet. „Da man nicht wollte, dass die Leute im Dunkeln in den Nationalpark gehen und die Tiere stören, hat man rund um den Nationalpark zehn Sternenblicke eingerichtet.“ Diese Sternenblicke seien ein Projekt der Erlebnisregion Eifel und gehörten zur Sternenlandschaft. „Wichtig war, dass sie so dunkel sind, dass man bei klaren Verhältnissen auch die Milchstraße sehen kann“, so Wüller.
Die Milchstraße kann man mithilfe von zwei Sternbildern finden
Wenn man es ganz genau nehme, sehe man von der Erde aus die Mitte der Galaxie. Diese wirke so milchig, weil dort viele Sterne eng beieinanderliegen. Grundsätzlich gelte es bei der Suche nach der Milchstraße, nach den Sternbildern Kassiopeia und Schwan Ausschau zu halten. Das Erste sehe aus wie ein „W“ und das zweite wie ein Kreuz. „Wenn man die beiden kennt, weiß man, wo man hingucken muss.“ Sterne seien so aufgebaut wie die Sonne. Durch Kernfusion entstehe Wärme und Licht.
„Wieso merken wir nichts von der Wärme der Sterne? Weil sie so unglaublich weit weg sind“, erläutert Wüller. Der Polarstern beispielsweise liege 430 Lichtjahre von der Erde entfernt. Das Licht dieses Sterns brauche also 430 Jahre, bis es bei uns ankomme. „Das ist das Faszinierende an den Sternen, dass man eigentlich in die Vergangenheit gucken kann und gleichzeitig in eine unglaubliche Weite.“
Bei klarem Himmel lassen sich im Winter gut Sterne beobachten
Der Polarstern steht im Norden. Die Sterne und Sternbilder am nördlichen Himmel seien das ganze Jahr über zu sehen, berichtet Wüller. Die Sternbilder im Süden hingegen nur zu bestimmten Jahreszeiten. Im Januar kann man die Sternbilder Stier und Zwilling beobachten. Einen Teil dieses Sternbildes bildeten die Plejaden, ein offener Sternhaufen. Dort liegen viele Sterne nah beieinander. „Wenn man das mit dem Fernrohr anguckt, sieht das aus wie funkelnde Diamanten“, schwärmt Wüller.
Grundsätzlich eigne sich der Winter gut zum Beobachten der Sterne. Es werde früh dunkel, und durch die Kälte werde das Licht nicht so stark gebrochen. „Aber man braucht einen klaren Himmel“, sagt Wüller. Das kann im Winter schon einmal schwieriger werden. Außerdem sollte man laut dem Sternenguide zum Sternebeobachten den Mondkalender im Blick haben. Denn bei viel Mondlicht könne man nicht ganz so viele Sterne sehen.
Die nächste Neumondnacht ist Ende Januar. Besonders glückliche Sternengucker sehen vielleicht sogar eine Sternschnuppe. Sternschnuppen seien Staubteilchen, die in der Erdatmosphäre verglühen, erläutert Wüller. Woher der Glaube komme, dass man sich bei Sternschnuppen etwas wünschen könne, wisse sie nicht genau. Aber schon im antiken Griechenland habe man Sternschnuppen für eine Botschaft der Götter an die Menschen gehalten. Vielleicht habe das etwas damit zu tun. Göttliches Zeichen oder verglühender Weltraumstaub – eine Sternschnuppe zu sehen, hat auf jeden Fall etwas Magisches.
Komet, Supernova oder Planetenkonjunktion
Der Stern über Betlehem ist eines der Weihnachtssymbole schlechthin. Meistens dargestellt durch einen Stern mit Schweif. Laut Bibel soll er die Heiligen Drei Könige zur Krippe geführt haben. In den vergangenen Jahrhunderten habe es verschiedene wissenschaftliche Erklärungsansätze für diesen Stern gegeben, berichtet Michaela Wüller.
Lange habe man den Weihnachtsstern für einen Kometen gehalten. Allerdings galten Kometen in der damaligen Zeit als Unheilsbringer, und neben der Bibel gibt es keine anderen Quellen, die von einem Kometen berichteten. Das mache diese Theorie unwahrscheinlich. Ein zweiter Ansatz besage, es habe sich um eine Supernova, eine helle Explosion eines Sterns, gehandelt. Doch inzwischen können Forschende das widerlegen, da so eine Explosion Spuren hinterlassen hätte, die noch heute aufzuspüren sein müssten, so Wüller.
Am wahrscheinlichsten gelte heute die Erklärung, bei dem Weihnachtsstern habe es sich um eine Planetenkonjunktion gehandelt. Damit bezeichnet man in der Astronomie eine scheinbare Begegnung zweier Planeten am Himmel. Im Jahr 7 vor Christus bewegten sich Jupiter und Saturn sehr nahe aneinander vorbei. Das könne mit dem hellen Stern, der in der Bibel genannt werde, gemeint sein, berichtet Wüller weiter. Sicher sei man sich dabei allerdings nicht.