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Plädoyer für MenschlichkeitNationalparkseelsorge in Vogelsang zeigt Werke von Otto Pankok

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Auf dem Foto (v.l.) halten Bischof Helmut Dieser und Georg Toporowsky ein Bild von Otto Pankok. Christoph Leisten steht daneben..

Die Leihgabe einer Frau aus Pesch präsentierten (v.l.) Bischof Helmut Dieser, Georg Toporowsky und Christoph Leisten.

19 Werke von Otto Pankok gibt es in der Ausstellung in der Nationalparkseelsorge in Vogelsang. Im nächsten Jahr sind Führungen geplant.

Sie soll ein Gegenpol zur Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“ sein, die sich im Forum Vogelsang mit der Geschichte der drei ehemaligen NS-Ordensburgen und der Verherrlichung der Menschenverachtung beschäftigt. „Bestimmung Menschlichkeit Otto Pankok“ heißt die Werkschau mit 19 Bildern des Künstlers, die in den Räumen der Seelsorge in Nationalpark Eifel und Vogelsang in einem der ehemaligen Kameradschaftshäuser im Beisein von Bischof Dr. Helmut Dieser eröffnet wurde.

Das Foto zeigt eine Postkarte mit dem Motiv „Kinder am Stacheldrahtzaun“.

Verschiedene Motive wie „Kinder am Stacheldrahtzaun“ sind auch auf Postkarten zu finden.

Otto Pankok (1893 bis 1966) war Maler, Grafiker und Bildhauer und setzte sich für Menschlichkeit und die Natur ein. Weil er in seinen Werken auch für verfolgte Minderheiten eintrat und Kritik an der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft übte, wurde er mit einem Arbeitsverbot belegt und seine Werke als „entartet“ klassifiziert. Er tauchte mit Familie fünf Jahre in Iversheim und Pesch unter. Dort versteckte er auch jüdische Freunde. Dafür wurden er und seine Frau später von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt.

„Wir blicken heute auf einen eindrucksvollen Künstler, der Freiheit, Selbstbestimmung und einen solidarischen Umgang miteinander liebte“, erklärte Georg Toporowsky, Leiter der Seelsorge in Nationalpark Eifel und Vogelsang.

Es ist die dritte Dauerausstellung, die sich mit Otto Pankok befasst

„Es gibt kaum einen besseren Ort für Pankoks Werke als Vogelsang“, meinte Toporowsky. Es sei der Ort, an dem man Menschen fanatisiert habe, damit sie später unmenschliche Taten verüben. Heute stehe Vogelsang aber für Toleranz und Weltoffenheit und sei ein Erfahrungs- und Lernort für menschlichen Umgang. Bewusst stelle man deshalb Pankoks Bilder den NS-Figuren in der Anlage wie beispielsweise dem Fackelträger entgegen.

Vogelsang werfe die Frage nach der Menschlichkeit auf, mit der sich auch der Künstler intensiv befasst habe. „Wir brauchen positive Vorbilder wie Pankok, auch um den Rechtsextremen etwas entgegenzusetzen“, sagte der Leiter der Seelsorge. Der Künstler sei ein Vorreiter für humanistisches Handeln.

„Neben dem Haus Esselt in Hünxe und dem Gildehaus in Bad Bentheim gibt es nun mit Vogelsang einen dritten Ort mit einer Dauerausstellung von Otto Pankok“, sagte der Schriftsteller Christoph Leisten, der früher als Lehrer an der Clara-Fey-Schule in Schleiden unterrichtet hat. „Die neue Ausstellung schließt eine Lücke, weil sie Pankok in eine Region reinbringt, mit der er verbunden ist, weil er eine Zeit lang hier gelebt hat“, betonte Leisten.

Im Ersten Weltkrieg an der Westfront schwer verletzt

Der Künstler war im Ersten Weltkrieg an der Westfront schwer verletzt und traumatisiert worden. „Diese Kriegserfahrungen hat er in seinen Werken verarbeitet“, so der Schriftsteller. „Seine Bilder sind ein Plädoyer für die Bewahrung der Schöpfung und haben von ihrer Aktualität nichts verloren.“ Sie seien ein Gegenentwurf zum Hass und dem menschverachtenden NS-Regime. Dem unermüdlichen Einsatz von Toporowsky sei es zu verdanken, dass die Ausstellung in Vogelsang jetzt Realität geworden sei.

Bischof Dieser erinnerte an die Redensart „Wir sind doch alle nur Menschen“, die oft verwendet werde, wenn es um Fehler oder Nachlässigkeiten gehe. „Diesem Satz wurde in Vogelsang radikal widersprochen“, so der Bischof. Bestimmte Gruppen seien ausgegrenzt und vernichtet worden. Dem widerspreche das Werk Pankoks.

Das Problem sei hochaktuell: „Auch heute werden wieder Menschen ihrer Rechte beraubt.“ Er denke da an Aussagen über Migranten und Asylsuchende und an den wachsenden Antisemitismus. „Jeder Mensch hat Güte und Barmherzigkeit verdient“, betonte Dieser. Insofern seien Pankoks Bilder auch christlich inspiriert.

Zu sehen sind in Vogelsang 18 Leihgaben der Otto-Pankok-Stiftung. Dazu gehören Werke wie die „Kinder am Stacheldrahtzaun“, die „Weinende Maria“ und die „Liegende – Mutter mit Kind“. Spontan stellte auch noch die Pescherin Cilly Bertram ein Bild aus ihrem Besitz als Dauerleihgabe zur Verfügung. Es zeigt einen siebenköpfigen Drachen und soll von Pankok in Pesch gemalt worden sein.

Aktuell sind nur Gruppenführungen möglich, für die ein Termin unter 02444/5759987 (dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr) oder per E-Mail an info@nationalparkseelsorge.de vereinbart werden muss. „Im kommenden Jahr sollen zusätzlich auch Führungen angeboten werden“, erklärte Toporowsky.