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Seminare der RWTHStudierende sollen in Vogelsang die Modellstadt der Zukunft kreieren

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Männer stehen neben einem der historischen Gebäude im verschneiten Vogelsang.

Bei einem Rundgang zeigt Vogelsang-Geschäftsführer Thomas Kreyes (l.) Prof. Achim Kampker die Anlage.

Zum Bildungsangebot in Vogelsang könnten bald auch Seminare für Studierende gehören, die an einer Modellstadt für die Zukunft arbeiten.

Vielleicht wird die Modellstadt der Zukunft von Studierenden in Vogelsang entworfen. Achim Kampker, Professor an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, forscht in dem Bereich und will eine Modellstadt, die alle benötigten Ressourcen auf ihrem Gebiet selbst „produziert“, entwickeln. Und Kampker kann sich gut vorstellen, Seminare für seine Studierenden in Vogelsang anzubieten. Über die Idee und über andere Möglichkeiten der Kooperation sprach der Mitgründer der Streetscooter GmbH, die durch die elektrischen Zustellfahrzeuge der Post bekannt geworden ist, mit Vogelsang-ip-Geschäftsführer Thomas Kreyes.

„Professor Kampker hat sich relativ spontan zum Besuch angemeldet. Ich hatte erst gegen Jahresende mit ihm Kontakt aufgenommen“, sagt Kreyes. Die Anlage in Vogelsang habe ihn schon immer interessiert, er habe es aber nie geschafft, die Gedenkstätte zu besuchen. Nun bekam er einen Rundgang durch die Anlage und den Ausstellungsbereich geboten. „Das ist schon beeindruckend“, sage der Gast anschließend.

Den Bildungs- und Lernauftrag in Vogelsang weiterentwickeln

Kampker verwies darauf, dass Vogelsang ja einen Bildungs- und Lernauftrag habe: „Deshalb ist es der richtige Ort, um Studenten zu vermitteln, welchen Beitrag sie für eine positive Entwicklung der Gesellschaft leisten können.“ Man müsse den jungen Akademikerinnen und Akademikern aufzeigen, dass man auch in seinem privaten Umfeld viel bewegen könne und nicht nur mit dem Finger auf die Politik und die Wirtschaft zeigen dürfe.

„Was mich umtreibt, ist die Idee eines Humanotops, einer Modellstadt der Zukunft, die sich selbst versorgen kann“, sagt Kampker. Dabei müsse man aus der Historie lernen. Die Entwicklung des Streetscooter-Elektrotransporters habe gezeigt, dass wenige viel verändern könnten.

Der Professor ist nach eigenen Angaben dabei, einen entsprechenden Seminarbetrieb aufzubauen. Er betonte: „Vogelsang könnte zu einem Forschungsprojekt werden. Studenten könnten hierhin kommen und Projekte realisieren.“ Er wäre froh, wenn auch vor Ort in Vogelsang etwas bewegt werden könnte: „Wie können beispielsweise die alten Gebäude so umgestaltet werden, dass in Zukunft möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden?“ Dabei müssten natürlich alle Vorgaben für die historische Anlage beachtet werden.

Für mehrere Gebäude auf dem Areal gibt es noch keine Verwendung

Kreyes erklärte, dass es noch viele Gebäude gebe, für die man noch keine endgültige Verwendung habe: „Wir müssen sehen, was wir mit denen machen können.“ Das Gebäudeensemble mit seiner historischen Verankerung mitten in der Natur biete ein einzigartiges Umfeld. Petra Kleen, Leiterin Marketing und Kommunikation von Vogelsang ip, betonte: „Es ist wichtig, dass die jüngere Generation angesprochen wird. Das Projekt wäre eine wundervolle Ergänzung zum Erinnerungsort.“

Ein Elektroauto steht an einer Ladestation, im Hintergrund ein Baum und eine Wiese, die mit Schnee bedeckt sind.

Nur eine Ladestation für E-Autos gibt es bislang auf dem Gelände in Vogelsang.

Kampker berichtete auch vom Projekt Humanotop Avantis in Aachen. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Modell-Gewerbegebiet, in dem alle Ressourcen, die verbraucht werden, selbst „produziert“ werden. Das betreffe insbesondere Energie, Wasser und Lebensmittel, Mobilität, Gebäude und Vegetation – samt der dafür benötigten Infrastruktur.

Außerdem werde eine möglichst hohe Artenvielfalt angestrebt, was nur mit einem ressourcenschonenden Leben möglich sei. In dem Gewerbegebiet gebe es ein Start-up, das Salzwasserfische für den Verzehr züchte und so dafür sorgen will, dass die Struktur der Meere nicht weiter zerstört wird. Zudem werde dort die Larve der Soldatenfliege gezüchtet, die Gülle fressen könne. Aus der Larve könnte ein Schmierstoff gewonnen werden – als Alternative zum Palmöl. Ferner habe man dort aus alten Batterien einen Megawattspeicher gebaut.

Kommen Photovoltaikanlagen auf die riesigen Dächer?

In Vogelsang will Kampker mit kleinen Projekten beginnen: „Hier könnten zuerst Seminare stattfinden.“ Schon wegen der großen Zahl von Besuchern sei Vogelsang aber auch ein interessanter Platz für den Bau von E-Tankstellen.

In puncto Ressourcen schonen und Nachhaltigkeit hat Vogelsang noch einen weiten Weg vor sich, wie Kreyes auf Nachfrage erklärte: „Die großen Gebäude werden zum Teil mit Erdwärme und zum Teil mit Gas beheizt.“ Auf dem Gelände gebe es bislang eine Tankstelle für Elektrofahrzeuge und eine für E-Bikes. Derzeit, so Kreyes, sei man in Gesprächen mit dem Denkmalschutz, ob auf den riesigen Dächern der Gebäude Photovoltaikanlagen installiert werden dürfen. Vogelsang ist laut Kreyes auch Schwerpunkt eines Mobilitätskonzepts, für das der Kreis jüngst eine Förderung erhalten habe. Doch von schnellen Lösungen sei nicht auszugehen: „Das wird ein jahrelanger Prozess, bei dem es um die Verkehre von und nach Vogelsang sowie auf dem Gelände selbst und um viele andere Dinge geht.“