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Schienenbusse stehen wegen Corona stillOleftalbahn weiter in Lauerstellung

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Wegen der Corona-Vorgaben, die nur elf Fahrgäste zulassen, sind zurzeit keine Schienenbusse in Schleiden-Olef unterwegs.

Schleiden – Die Bahn- und Businitiative Schleidener Tal (BuBi) besteht seit 25 Jahren. Doch Feierlichkeiten und Jubiläumsfahrten fallen wegen der Corona-Pandemie aus. Die Fahrten mit dem Schienenbus, die ursprünglich an Pfingsten starten sollten, finden derzeit nicht statt, weil unter den gegenwärtigen Schutzbedingungen nur elf Personen befördert werden dürften, die zudem die ganze Fahrzeit über einen Mund- und Nasenschutz tragen müssten, erklärte Wolfgang Heller, BuBi-Vorsitzender und zugleich Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion in Schleiden.

Heller zog im Stadtentwicklungsausschuss eine Bilanz des bisherigen Engagements der Initiative und erhielt dafür von Politik und Verwaltung viel Beifall. „Wir werden weiter daran arbeiten, eine GmbH zu gründen, die den Bahnverkehr auf der Oleftalbahn betreibt“, versprach Heller und bat um Unterstützung der Stadt.

Initiative seit 25 Jahren

Rund 50 Bürger hatten im März 1995 den gemeinnützigen Verein Bahn- und Businitiative Schleidener Tal gegründet. „Ihre Ziele waren die Reaktivierung der Oleftalbahn zwischen Kall und Hellenthal und die grundsätzliche Verbesserungen des öffentlichen Nahverkehrs“, sagte der Vorsitzende. Er erinnerte daran, dass das Land NRW die Strecke als Modellversuch in die erste Prioritätsstufe des Ausbauplans aufgenommen hatte und der Kreistag 1999 die Ertüchtigung der Strecke und die Einrichtung zunächst eines Stundentakts, später eines Halbstundentakts im Bahnverkehr zwischen Kall und Hellenthal beschlossen hatte. „Doch irgendwann waren keine Gelder mehr da und die Oleftalbahn hatte keine Chance mehr“, erklärte der Vorsitzende.

Mitglieder sind sehr engagiert

Die Bahn- und Businitiative Schleidener Tal hat nach Angaben ihres Vorsitzenden Wolfgang Heller zurzeit rund 50 Mitglieder, darunter zehn Triebwagenführer, fünf Schaffner und acht Streckenarbeiter. 1800 Arbeitsstunden seien im vergangenen Jahr für die Unterhaltung der Infrastruktur auf der Oleftalbahn notwendig gewesen. „Allein die Sanierung einer Brücke hat mehrere hundert Stunden in Anspruch genommen. Auf der Strecke müssen allein 40 oder mehr Bahnübergänge unterhalten werden“, so der Vorsitzende. (wki)

Wegen der Gründung des Nationalparks Eifel habe das Land NRW 2004 und 2005 touristische Fahrten auf der Oleftalbahn gefördert. Seit 2008 habe BuBI die Organisation der Saison-, Charter- und Sonderverkehre auf der Oleftalbahn übernommen. Dabei handele es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) GmbH aus Bonn, die für die Strecke eine Betriebsgenehmigung für 50 Jahre hat. „2012 wurde die Trasse dann als typische preußische Nebenbahn unter Denkmalschutz gestellt“, berichtete Heller.

GmbH soll gegründet werden

BuBI und RSE wollen, so der Vorsitzende, den Reise- und Ausflugsverkehr weiter verbessern und ihn unter Einbeziehung aller örtlichen Netzwerke durch neue attraktive Angebote zu erweitern. Für den Fahrbetrieb auf der Oleftalbahn haben Bubi-Mitglieder nach Angaben Hellers im vergangenen Jahr rund 900 Arbeitsstunden aufgewendet: „Neben den 21 Sonntagen mit jeweils vier Verbindungen in beide Richtungen wurden noch Frühstücks-, Lesungs- und Nikolausfahrten angeboten.“ 3500 Fahrgäste, rund 500 weniger als in den Jahren zuvor, seien mit dem Schienenbus gefahren. „Der Rückgang bei den Fahrgästen lag auch daran, das wir wegen einer Baustelle nicht bis nach Hellenthal fahren konnten“, erläuterte Heller. Denn viele Reisende wollten die ganze Strecke kennenlernen.

Das Fahrtenprogramm sollte ursprünglich in diesem Jahr um Spargelfahrten und weitere Angebote erweitert werden. „Wir haben viele Anfragen bekommen. Aber Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte der Vorsitzende. Nach der neuen Schutzverordnung seien aber statt 50 bis 60 nur maximal elf Fahrgäste erlaubt. Heller: „Dafür kann man keinen Triebwagen mieten.“ Vielleicht könne man den Fahrbetrieb zu Beginn der Sommerferien starten. Er dankte dem Kreis Euskirchen und der Stadt für deren Unterstützung. Ziel der Initiative ist die Gründung einer Oleftal-Bahn GmbH und ein Erhalt der Infrastruktur. „Wir brauchen eine Reaktivierung der Strecke. Schleiden und Hellenthal sind nach der Reaktivierung der Bördebahn die beiden einzigen Kommunen im Kreis Euskirchen ohne Bahnanschluss“, betonte Heller.

Freche hofft auf Reaktivierung der Talbahn

Petra Freche (Grüne) meinte: „Vor Jahrzehnten hätte niemand mehr einen Pfifferling für die Oleftalbahn gegeben. Wenn sie dank der Bemühungen von BuBI in naher Zukunft reaktiviert wird, wäre das eine tolle Sache.“ Auch Jochen Kupp (CDU) bedankte sich bei der Initiative: „Man sieht wieder einmal, dass es ohne ehrenamtliches Engagement nicht geht.“

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Bürgermeister Ingo Pfennings (CDU) versprach, BuBi zu unterstützen, wenn es zu der Gründung einer GmbH kommen sollte: „Das ist eine Riesenchance für Schleiden, wieder an das Schienennetz angeschlossen zu werden.“ Dabei sieht er aber auch das Land NRW in der Pflicht. Erste Gespräche mit Verwaltung und Politik in Düsseldorf habe es bereits gegeben.