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DemonstrationAuch Schleidener setzen ein Zeichen gegen Rechts

Lesezeit 3 Minuten
Einige Demonstranten stehen in Schleiden.

Mehr als 50 Teilnehmer kamen zur Demonstration in Schleiden, die spontan erst vor zwei Tagen angemeldet worden war.

Nach den Großkundgebungen vom Wochenende war die Demo gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Hetze in Schleiden spontan angemeldet worden.

Was den Menschen in Köln recht ist, ist den Schleidenern billig. Zigtausende waren am Wochenende in den Großstädten auf die Straße gegangen, auch zum Alten Markt in Euskirchen kamen 2000 Menschen und setzten ein starkes Zeichen für die Demokratie und gegen AfD und Faschismus. Zu einer mehr oder weniger spontanen Mahnwache kamen am Donnerstagmittag rund 50 Teilnehmer vor dem Kriegerdenkmal am Markt in Schleiden zusammen. Auch ihre Botschaft war klar: Gemeinsam gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Hetze.

Dazu gesellten sich auch immer mehr Besucher des Schleidener Wochenmarktes, die die kleine Menschenmenge gesehen hatten und sich mit deren Anliegen solidarisieren wollten. Es brauchte keinen Demonstrationszug, keine lautstarke Kundgebung, keine Verstärker, keine Redner, damit sich Menschen, die oft eher als „schweigende Mehrheit“ bezeichnet werden, deutlich positionierten.

Die Demonstration in Schleiden wurde spontan angemeldet

So spontan, wie es die deutsche Bürokratie nur möglich machen konnte, war die Demonstration aus dem Boden gestampft worden. Initiatorin und Anmelderin war Gisela Pastoors, die mit einem selbstgemalten Pappschild mit der Aufschrift „Seid wach, nicht stumpf, gegen den braunen Sumpf“ vor dem Denkmal in Schleiden stand.

Ich war so begeistert von den Berichten über die Demonstrationen, da habe ich mir gedacht: In Schleiden leben doch auch Menschen, die gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen wollen.
Gisela Pastoors, Organisatorin

Der Einfall, zu einer Demonstration aufzurufen, sei ihr bei der morgendlichen Zeitungslektüre gekommen, berichtete sie – wenn auch erst am Dienstagmorgen. „Ich war so begeistert von den Berichten über die Demonstrationen, da habe ich mir gedacht: In Schleiden leben doch auch Menschen, die gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen wollen“, schilderte sie die Initialzündung.

Um ihre Idee auf den Prüfstand zu stellen, machte das frühere Stadtratsmitglied von Schleiden kurzerhand eine Art Stresstest in ihrer Nachbarschaft in Ettelscheid. „Das Echo hat mich umgehauen“, sagte sie. Auch wenn viele nicht mit dabei sein könnten, weil sie arbeiten müssen, sei das Interesse doch so groß gewesen, dass sie sich entschlossen habe, die Demo anzumelden.

Binnen 48 Stunden waren alle bürokratischen Hürden genommen

Auch wenn nur rund 48 Stunden Zeit bis zum Beginn blieben, wurde der bürokratische Aufwand, der mit der Genehmigung einer solchen Veranstaltung zusammenhängt, rechtzeitig bewältigt. „Das war auch neu für mich, so mit den Behörden umzugehen“, sagte sie. Dabei hatte das Ehepaar Pastoors den Zulauf unterschätzt. „Wir dachten, da kommen zehn Leute“, sagte der Ehemann.

Vater und Tochter, Bernd und Maxi Sommer, halten ein weißes Banner mit der Aufschrift„Kein Veedel für Rassismus“ in pink und türkis sowie der Silhouette von Köln.

Die Banner „Kein Veedel für Rassismus“ sind aus Köln bekannt. Maxi Sommer brachte es mit in ihre alte Heimat Schleiden, wo sie mit ihrem Vater Bernd Sommer an der Demo teilnahm.

Über Aushänge, E-Mails und die Sozialen Medien wurde der Demonstrationsaufruf verbreitet. Eher ungewöhnlich war der Weg, über den die Nachricht auch Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings erreichte. „Ich war sehr überrascht, als die Genehmigung zur Demonstration gestern Morgen auf meinem Schreibtisch landete“, sagte er.

Um den Demonstranten seine Wertschätzung für ihr Engagement auszudrücken, war auch er zur Versammlungsstätte am Schleidener Markt gekommen. Er finde es super, dass die Initiative zu dieser Zusammenkunft aus der Bevölkerung gekommen sei, lobte er die Initiative von Pastoors. Schließlich seien die Eifeler offen und ehrlich – und so tun sie auch ihre Meinung über Rechtsextremismus kund.

Bernd Sommer aus Broich hatte per E-Mail von der Demonstration erfahren. „Wir verteidigen hier unsere Freiheit, die wir auch in Zukunft noch haben wollen“, begründete er seine Anwesenheit. „Das macht Mut, wenn man sieht, dass man nicht alleine ist“, sagte Udo Ammerahl aus Ettelscheid. Es sei wichtig, seine Meinung zu sagen, besonders, wenn die Rechten immer so laut seien. „Man muss immer, wo es geht, ein Zeichen setzen“, sagte Maxi Sommer, ehemalige Schleidenerin, die jetzt in Köln wohnt. Am Wochenende habe sie wegen Krankheit die Demonstration in Köln verpasst, deshalb sei es ihr wichtig, nun in der alten Heimat Flagge zu zeigen.

Nach rund einer Stunde löste sich die Versammlung auf. Doch sie scheint Lust auf mehr gemacht zu haben. „Wir überlegen gerade, ob wir so eine Demonstration vielleicht noch einmal am Wochenende organisieren können“, kündigte Pastoors noch auf der Veranstaltung an.