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AktionIm Schleidener Tal gibt's den Weihnachtssegen nicht nur in der Kirche

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Pfarrer Michael Krosch trägt eine rot-weiße Weihnachtsmütze. Er steht mit Gemeindereferentin Dagmar Goffart und einer weiteren Frau an einem Stehtisch.

Raus, wo die Menschen sind: Pfarrer Michael Krosch und Gemeindereferentin Dagmar Goffart (M.) waren mit ihrem mobilen Segenstisch in Hellenthal, Oberhausen und Gemünd unterwegs.

Nach der Premiere mit dem „Aschenkreuz to go“ folgte nun im Schleidener Tal eine Aktion der katholischen Kirche zum Weihnachtsfest.

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss der Prophet zum Berg. Oder eben so: Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, dann muss der Pfarrer zu den Menschen. Wie am Montag, als Gemeindereferentin Dagmar Goffart und Pastor Michael Krosch im Schleidener Tal unterwegs waren, um den Menschen den Segen zu bringen.

Segen to go – nach der erfolgreichen Aktion am Aschermittwoch, als Goffart und Krosch das Aschenkreuz auf der Straße austeilten, gab es nun die Fortsetzung. Denn was nach Karneval recht ist, ist vor Weihnachten billig. Die beiden boten einen Moment des Nachdenkens im Automatismus der Feiertagsrituale, eine Irritation zwischen den aufgerüschten Weihnachtsdekorationen und die Erinnerung an das, was an Weihnachten gefeiert wird.

Attentat von Magdeburg bewegt die Menschen in der Eifel

Einen simplen Kasten mit ein wenig Stroh hatten die beiden Mitarbeiter der GdG Hellenthal-Schleiden mitgebracht. Eine Sonderanfertigung aus Herhahn, sagte Goffart. Denn die Kiste barg eine Überraschung. Dort, wo an Heiligabend der neugeborene Jesus sein wird, war nun ein Spiegel. Getreu dem Motto der Aktion: „Mach es wie Gott – werde Mensch“. Das bedeute vor allem, so Krosch, die Menschen so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden wolle. Das sei schon im Lukasevangelium zu lesen.

Neben einem Adventskranz steht eine Kiste auf einem Tisch. Darin sind etwas Stroh und ein Spiegel, um die Menschwerdung Gottes zu Weihnachten zu symbolisieren.

Sieh in die Krippe und du erblickst: dich. Der Spiegel war ein Hinweis auf die Menschwerdung Gottes.

Für einige war es fremd, dass die katholische Kirche auf einmal vor der Bäckerei Jenniches in Hellenthal stand. „Wir wurden schon gefragt, ob wir sammeln, dabei haben wir etwas zu geben“, sagte Krosch verschmitzt. Doch nicht nur die Weihnachtsgeschichte, eine Schriftrolle mit einem Segensspruch und etwas für die Kinder hatten die beiden vorbereitet, auch Zeit hatten Krosch und Goffart.

„Diejenigen, die kommen, sind interessiert“, so Krosch. Manche erzählen, dass es ihnen nicht gut gehe, dass sie unter der augenblicklichen Situation in der Welt leiden. „Magdeburg ist ein Thema“, so Goffart. Das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt bewege die Menschen in der Region sehr. Die Menschen können nicht verstehen, was da passiert ist, so Krosch: „Es ist ein Synonym dafür, wie doof ein Mensch sein kann.“ Auch die Einsamkeit vieler Menschen sei ein Problem. „Wohin soll man mit den Emotionen?“, fragte Krosch.

Schleidener Pfarrer will die Kirche zu den Menschen bringen

Dann stellte sich eine Frau zu ihnen an den Tisch. Einen Segen wollte sie bekommen, sagte sie, denn in die Kirche werde sie es auch in diesem Jahr wieder nicht schaffen. Es sei so viel zu tun, und die anderen aus der Familie würden nicht in die Kirche gehen, sagte sie entschuldigend. Um über derartiges zu urteilen, hatten sich die beiden Kirchenmitarbeiter nicht vor die Bäckerei gestellt.

Sie lenkten stattdessen die Aufmerksamkeit auf die Krippe mit dem Spiegel. Was sie sehe, fragte Krosch. Das war eine unerwartete Wendung für die Frau, die kaum die Muße hatte, sich auf den Gedanken einzulassen. Doch der Keim war gesetzt. „Weihnachten hat mit uns zu tun“, sagte Krosch zu ihr. Gott hereinzulassen sei ganz einfach: „Herz auf, Liebe rein“, riet er kurz und knapp.

Am Vormittag waren Goffart und Krosch vor der Filiale der Bäckerei in Hellenthal zu finden. Eine gute Entscheidung, sagte Krosch, nachdem das Aschenkreuz vor der katholischen Kirche ausgegeben worden war. „Hier ist doch mehr los“, stellte er fest.

Ab Mittag zogen sie nach Oberhausen um, wo sie sich an den Eingang des Rewe-Supermarktes stellten. Nachmittags positionierten sie sich in Gemünd in der Fußgängerzone. Nur heftiger Regen hätte sie abhalten können. Daran könne er schließlich auch als Geistlicher nichts ausrichten, so Krosch: „Ich sage immer, Wetter und Fußball kann ich nicht.“