Dreiborn soll um sieben Hektar wachsenStadt Schleiden will dort Bauflächen ausweisen
Schleiden-Dreiborn – Dreiborn soll in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich wachsen. Die Stadt Schleiden schlägt in einer Stellungnahme zur Neuaufstellung des Regionalplans Köln vor, dort gut sieben Hektar Erweiterungs- und Kompensationsflächen auszuweisen. Ein Teil davon soll explizit für Privatpersonen und wohnverträgliche Gewerbebetriebe sein, die nach der Flut ihre zerstörten Gebäude und Anlagen in der Tallage nicht mehr aufbauen können oder wollen. Die Stellungnahme der Stadt steht auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses, der am nächsten Dienstag im Ratssaal tagt.
In ihrem Schreiben kritisiert die Stadt auch, dass die Prognosen und Daten, die der Bedarfsermittlung der Bezirksregierung für die Siedlungs- und Gewerbebereiche zugrunde liegen, nicht mehr zutreffen würden. „Aktuelle Prognosen gehen von einem Wachstum der Bevölkerung im Stadtgebiet aus, die dem neuen Regionalplan zugrundeliegenden dagegen noch von einer Abnahme“, erklärt Bürgermeister Ingo Pfennings.
In der Bevölkerungsprognose des Kreises Euskirchen werde davon ausgegangen, dass die Einwohnerzahl in Schleiden in den nächsten 20 Jahren um rund fünf Prozent von 13.382 auf 14.051 Einwohnern im Jahr 2042 steigt. Gründe für das Wachstum seien der Trend zum Leben auf dem Land, der durch die zunehmende Bedeutung der Wohnqualität und die Relativierung der Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsstelle durch die Digitalisierung gefördert werde. Deshalb gebe es Zuzug aus dem angrenzenden Ballungsraum Köln/Bonn.
Hohe Nachfrage
Der hohen Nachfrage von Bauwilligen aus dem Bereich Wohnen und Gewerbe versuche die Stadt mit Maßnahmen wie dem aktiven Ansiedlungsmanagement zu begegnen. „Trotzdem können wir zurzeit den endogenen Bedarf nicht decken“, macht Pfennings klar.
Die Stadt habe nach der alten Berechnung bei 13.382 Einwohnern einen Flächenbedarf im Bereich Wohnen von 27 Hektar. Nach dem 2019 zugrunde gelegten Siedlungsflächenmonitoring stünden sogar 28 Hektar zur Verfügung. Wenn man aber von einem fünfprozentigen Wachstum ausgehe, liege der Bedarf innerhalb des Planungszeitraumes des Regionalplans von 20 Jahren bei 45,15 Hektar und damit mehr als 18 Hektar mehr als bislang vorgesehen, argumentiert die Stadtverwaltung.
Weiter heißt es: „Selbst wenn die Bevölkerungszahl in den nächsten Jahren stagnierend oder leicht rückläufig wäre, würde voraussichtlich trotzdem ein weiterer Bedarf für Wohnbebauung durch eine Zunahme von Single-Haushalten sowie dem steigenden Wohlstand und Wohnraumbedarf vorherrschen.“
Auch deshalb gehen die Schleidener davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren weitere 5,3 Hektar für die Ausweisung von Wohnbauflächen benötigt werden. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass wegen des Nationalparks Eifel auf einer sehr großen Fläche im Stadtgebiet Entwicklungen ohnehin nicht möglich und die Tallagen fast vollständig bebaut seien.
Kein Wiederaufbau
Hinzu komme, dass Flächen in den Tälern für Wohnungen und Gewerbeansiedlungen nicht mehr genutzt oder entwickelt werden könnten, weil die Eigentümer dies nach der Flut nicht mehr könnten oder wollten. „Ich habe mit Regierungspräsidentin Gisela Walsken darüber gesprochen, dass es einige Menschen gibt, die nach der Flut im Stadtgebiet bleiben, aber nicht mehr an einem Gewässer wohnen wollen“, berichtet Pfennings. Deshalb brauche man mehr Wohnbauflächen in der Höhenlage.
Bei einigen Grundstücken sei zudem fraglich, ob sie aufgrund der Überschwemmungsbereiche und zukünftigen Starkregenereignissen nochmals als Baufläche in Bebauungsplänen ausgewiesen würden. Die Tendenz zur Abwanderung aus der Tallage in hochwassersicherere Bereiche müsse bei der Bedarfsberechnung berücksichtigt werden, fordert der Bürgermeister. Walsken habe angeregt, diese Punkte in der Stellungnahme der Stadt zum Regionalplan mit aufzunehmen.
Flächen längst bebaut
Außerdem hat die Stadt festgestellt, dass weitere rund 1,76 Hektar, die im veralteten Siedlungsflächenmonitoring noch aufgeführt sind, nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie längst bebaut wurden. Rechne man die zu den angesprochenen 5,3 Hektar hinzu, dann brauche die Stadt gut sieben Hektar zusätzliche Entwicklungsflächen. Vorgesehen sind Areale neben dem Sportplatz am Oestlingsweg in Dreiborn, in Verlängerung des Wiesenwegs und im Bereich der Burgstraße.
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Doch da gibt es noch einen Haken: „Dreiborn erfüllt, wie alle anderen Höhenorte im Stadtgebiet auch, nicht die Mindestgröße für einen allgemeinen Siedlungsbereich. Dafür muss ein Ort mindestens 2000 Einwohner haben“, so Pfennings. Da in der Regel nur in Siedlungsschwerpunkten größere Flächenausweisungen erfolgen dürfen, ist die Stadt auf das Entgegenkommen der Bezirksregierung angewiesen. Dreiborn sei aber der bevölkerungsreichste Ort auf der Höhe und habe schon eine gute kommunale Infrastruktur mit Kindergarten, Grundschule, Turnhalle, Sportplätzen und sozialen Strukturen wie Vereinen.