Eine Sonderausstellung zur Jugend im Nationalsozialismus soll ab Herbst in Vogelsang gezeigt werden. Dazu suchen die Historiker Material.
Fotos und Objekte gesuchtVogelsang bereitet Ausstellung zur Jugend im Nationalsozialismus vor
In einer Sonderausstellung wollen Wissenschaftler des NS-Dokumentationszentrums von Vogelsang IP den Alltag und die Erfahrungen von Jugendlichen in der Region während des Nationalsozialismus näher beleuchten. „Erziehung zur Volksgemeinschaft – Der Nationalsozialismus im ländlichen Raum im Spiegel von Schule, Jugend und Erziehung“ lautet der Arbeitstitel der Ausstellung, die von der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert wird und im Herbst eröffnet werden soll.
„‚Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben, und sie sind glücklich dabei.‘ Mit diesen Worten wandte sich Adolf Hitler im Jahr 1938 in einer Rede vor Angehörigen der Hitlerjugend in Reichenberg an die Jugend im Deutschen Reich“, erklärt Marc Meyer, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vogelsang IP gGmbH. Anspruch nationalsozialistischer Erziehung sei es gewesen, dass die Ideologie das gesamte Leben der Menschen bestimmen sollte: vom Jungvolk über die Hitlerjugend und den Bund Deutscher Mädel bis hin zu Arbeitsdiensten und Wehrmacht.
Auch in der Eifel wurde der Unterricht von der NS-Ideologie geprägt
„Vogelsang war auch ein Ort nationalsozialistischer Erziehung. Hier sollten Jungen und Männer zu ,Führern’ des nationalsozialistischen Staates erzogen werden“, betont Meyer. Interessant sei da auch ein Blick in die Region.
Auch in der Nordeifel, so Meyer, wurden die Insignien des NS-Staates an öffentlichen Gebäuden und Plätzen und in den Schulen angebracht. Der Schulunterricht wurde zunehmend durch die NS-Ideologie geprägt, und die Hitlerjugend bestimmte mehr und mehr den Alltag der Jugendlichen. „Gleichzeitig war die katholische Kirche in der Region stark verwurzelt und übte traditionell einen entsprechend großen Einfluss auf die Erziehung und den Alltag der Jugend aus.“
Das Netzwerk der Kirchen bot Potenzial für den Widerstand
Überall dort, wo die Nationalsozialisten Organisationen sozialistischer und sozialdemokratischer Jugendarbeit zerschlagen hätten, habe vor allem das dichte Netzwerk der Kirchen noch Potenzial für den Widerstand geliefert. „Wir wollen aufzeigen, wie die Nazis mehr und mehr in den Alltag der Jugendlichen eingedrungen sind“, sagt Meyer. Ab 1939 mussten Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren Mitglied in einer der Gruppierungen der Hitlerjugend sein.
„Die Idee zu der Ausstellung gibt es schon seit einigen Jahren. Wir wollen das Thema Schule, Jugend und Erziehung in der NS-Zeit in einem breiten Kontext beleuchten und uns dabei auf die Region konzentrieren“, sagt der Historiker. „Wir haben bei Archiven und Museen wegen Material angefragt. Die Ausbeute ist sehr unterschiedlich.“ Insgesamt sei man aber schon auf einige interessante Zeugnisse von Dokumenten bis hin zu Zeitschriften und Fotos gestoßen.
Vogelsang-Historiker sind noch auf der Suche nach Material
Auch in der historischen Literatur könne man einiges finden. „Schulbücher aus der NS-Zeit hat Vogelsang einige im Bestand. Aber wenn es um die Hitlerjugend geht, da sind wir auf Leihgaben angewiesen.“ Bei Fotografien habe man auf Material des Buchautors Franz Albert Heinen und des Historikers Dr. Reinhold Weitz zurückgreifen können: „Das sind Menschen, die sich schon seit Jahrzehnten für die Aufarbeitung des NS-Zeit in der Region engagieren.“
Trotz alledem sind die Ausstellungsmacher noch auf der Suche nach weiteren Objekten und Fotomaterial aus der Region. „Sicherlich lagert noch in vielen Haushalten Material, das die Ausstellung als Leihgabe bereichern würde. Gesucht werden Fotos vom Schulalltag, von den Aktivitäten der Hitlerjugend und kirchlichen Jugendgruppen oder der Kinderlandverschickung“, zählt Meyer auf.
Auch alte Schulbücher oder Aufzeichnungen aus dem Unterricht sowie Gegenstände nationalsozialistischer oder kirchlicher Jugendverbände seien hilfreich und könnten auf Wunsch auch abgeholt und anonym in der Ausstellung verwendet werden. Wer etwas zu der Ausstellung beisteuern möchte, kann sich bei Marc Meyer unter Tel. 0 24 44/91 57 92 18 oder per E-Mail melden.