Bis zu 250 Autos sollen im Degener Opel-Museum in Schleiden-Vogelsang gezeigt werden. Doch vor der Eröffnung sind Auflagen des Kreises Euskirchen zu erfüllen.
Nach Tod des InitiatorsDie Zukunft des Opel-Museums in Vogelsang steht in den Sternen
Es ist ein herber Verlust für die schillernde Oldtimer-Szene: Der „Motor“ des im Aufbau befindlichen Degener Opel-Museums (DOM) auf dem Gelände Vogelsangs ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der Automobilunternehmer Martin Degener aus Vreden im Kreis Borken bereits am 13. September 2024 nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren. Dies betätigte sein Bruder Josef Degener (80) aus dem 30 Kilometer von Vreden entfernten Coesfeld – ebenfalls nahe der niederländischen Grenze im westlichen Münsterland – auf Anfrage dieser Zeitung.
Wie geht es angesichts dessen mit dem Opel-Museum im Malakoff-Komplex in Vogelsang weiter? Denn immer noch nicht ist das DOM offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Opel wurden im Ameisenverkehr nach Vogelsang gebracht
Schon seit 2019 hatte Martin Degener „mit Leib und Seele“, wie sein Bruder sagt, dafür gesorgt, dass die fantastische Sammlung von teils sehr seltenen Fahrzeugen des Rüsselsheimer Herstellers nach und nach von Vreden, wo viele der alten Schätzchen in einer speziellen Werkstatt liebevoll restauriert wurden, nach Vogelsang umzog. Dazu lud der Seniorchef des Autohauses Degener die Fahrzeuge – quasi im Ameisenverkehr – jeweils einzeln auf seinen Pkw-Anhänger oder bis zu drei Oldtimer auf einen Kleinlastwagen und fuhr sie selbst ins rund 220 Kilometer entfernte Vogelsang.
Mittlerweile stehen bereits rund 230 klassische Opel-Modelle aus der Produktion seit den 1930er-Jahren in den früheren Werkstätten, dem Fahrzeughof und anderen Räumlichkeiten der bis 2004 dort ansässigen belgischen Armee-Einheiten. Neben den Streitkräften hatte nahe dem denkmalgeschützten Malakoff-Torgebäude auch die Militärpolizei ihren Sitz. Zudem waren eine Schule, die Krankenstation, ein Laden, eine Kita und eine – inzwischen entweihte – Kapelle integriert.
Die Degeners sind seit 1933 Opel-Partner. Etwa 250 Oldtimer sollen auf 6500 Quadratmetern Fläche an diesem geschichtsträchtigen Ort gezeigt werden. Sie umfassen meist die Typen aus den 1950er- und 1960er-Jahren bis nahe ans Jahr 2000. Es soll eine möglichst vollständige Opel-Sammlung werden.
Die Brüder Degener haben Europas größte private Opel-Sammlung
Unterm Strich haben die beiden Brüder – auch der ehemalige Geschichtslehrer Josef Degener teilt dieses wertvolle Hobby – im Laufe der Jahrzehnte Europas größte private Opel-Sammlung zusammengetragen.
Und da die einstige Tochter des US-amerikanischen Autokonzerns General Motors praktisch nur für den deutschen Markt produziert hatte, dürfte das DOM wohl auch die größte Opel-Erinnerungsstätte weltweit sein, ein wenig beneidet selbst von den Bossen des einst mächtigen Opel-Konzerns. Er ist inzwischen Teil der niederländischen Stellantis-Aktiengesellschaft mit weiteren Marken wie Alfa Romeo, Chrysler, Peugeot, Citroën, Fiat, Lancia, Maserati und anderen Automobil-Legenden.
Josef Degener möchte das museale Erbe, das Vermächtnis seines Bruders Martin und dessen „Leidenschaft für Autos“, wie es im Nachruf des Autohauses hieß, unbedingt fortführen: „Die Familie steht weiter dazu.“ Der 80-Jährige versichert, er wolle an einer verlässlichen Lösung für das DOM in Abstimmung mit der Witwe seines Bruders, Brigitte, und deren Sohn, seinem Neffen Moritz, weiter arbeiten.
Angesichts seines fortgeschrittenen Alters könne dies natürlich keine Dauerlösung für das DOM sein. Das „Kulturgut auf vier Rädern“ samt reichhaltigem, originalem automobilen Zubehör wie Opel-Werbeelementen mit dem Blitz-Logo, einer Bibliothek mit mehr als 10.000 Automobilzeitschriften und vielen anderen Zeugnissen aus der Vergangenheit soll eine zukunftsfähige, sichere Heimat in der Eifel bekommen. Daran will Josef Degener im Rahmen seiner Möglichkeiten mitwirken, soweit es die große Entfernung zwischen seinem Wohnsitz in Coesfeld und Vogelsang zulässt.
In der Eifel ist der alte Senator schon ein Blickfang
Dafür müssen noch viele Arbeiten erledigt werden. Derzeit stehen etliche bauordnungsrechtliche Auflagen der Kreisverwaltung Euskirchen einer Freigabe des Museums für Besucher im Wege, wie Josef Degener bestätigte. Auf Nachfrage erläuterte Landrat Markus Ramers (SPD), dass seine Behörde insbesondere auf Brandschutzauflagen beharre.
Damit das Opel-Museum inmitten des Nationalparks Eifel für die Familie Degener nicht zu einem finanziellen Fass ohne Boden werde, so Josef Degener, solle Moritz Degener alle weiteren Aufwendungen genauestens auf den Prüfstand stellen. Er hat Betriebswirtschaft und Jura studiert und arbeitet als Rechtsanwalt in einer Düsseldorfer Kanzlei.
Bevor überhaupt weitergearbeitet werden könne – wegen der langwierigen Erkrankung von Martin Degener sei 2024 dort kaum etwas passiert –, müsse erst das Erbe seines Bruders notariell geregelt werden, schränkt Josef Degener ein. Mit anderen Worten: Ob es tatsächlich in diesem Jahr den erhofften Startschuss für das DOM gibt, bleibt abzuwarten. Übrigens: Vor Ort hängt noch ein Zettel, auf dem immer noch zu lesen ist: „Erste Teilöffnung Frühsommer 2021 geplant.“
Das Publikum kann sich derweil schon ein wenig einstimmen: Direkt vor dem DOM-Gelände, an der Zufahrt zum Forum Vogelsang, dem Besucherzentrum, steht als Blickfang ein Opel Senator B 3.0i und weist auf den künftigen Museumseingang. Diese Limousine war damals – als Nachfolger von Kapitän, Admiral und Diplomat – das Spitzenmodell des Konzerns und wurde von 1978 bis 1993 produziert, der B-Typ von 1987 bis 1990. Es hat also längst offiziell den Oldtimer-Status erreicht: Ein Auto muss mindestens 30 Jahre alt sein, um das „H-Kennzeichen“ tragen zu dürfen.
Diese Auflagen macht der Kreis Euskirchen
Der Euskirchener Landrat Markus Ramers betonte auf Anfrage, dass er bislang keinen direkten Kontakt zu den Museumsmachern gehabt habe. Somit sei auch der Hinweis aus deren Reihen nicht richtig, dass er persönlich seine Zusage für „private Führungen“ vor der offiziellen baubehördlichen Abnahme gegeben habe. Ramers weiter: „Dies wäre auch gar nicht möglich, da selbst solche kleineren Führungen vor der Erfüllung der Auflagen nicht durchführbar sind.“
Generell sei die Baugenehmigung für das DOM am 16. Januar 2023 erteilt worden, ergänzte Kreis-Pressesprecher Wolfgang Andres. Bei einem Ortstermin im März 2023 sei vereinbart worden, dass der Investor in engem Kontakt mit der Baubehörde bleibe und die bautechnischen Nachweise vorlege. „Dies ist bis heute nicht geschehen. Dementsprechend ist ein regulärer Baubeginn nie erfolgt“, so Andres weiter.
Im Rahmen der Genehmigung seien auch bestimmte Brandschutzauflagen erteilt worden. So müsse unter anderem das Brandschutzkonzept „vollumfänglich verwirklicht“ werden. Ferner sei die vorgesehene Brandmeldeanlage auf die Leitstelle des Kreises Euskirchen aufzuschalten. Ebenso seien die Details zur Brandmeldeanlage mit der Feuerwehr Schleiden abzustimmen.