OldtimerOpel-Museum mit 250 Autos entsteht in Schleiden-Vogelsang
Schleiden-Vogelsang – Wer Martin Degener zuhört, könnte auf den Gedanken kommen, dass eigentlich alles ganz unkompliziert ist mit dem Opel-Museum. Er steht auf dem Fahrzeughof von Malakoff-Ost und macht eine Geste, die den halben Gebäudetrakt umfasst. „Wir werden einfach die Garagen mit Durchgängen verbinden, so dass die Besucher ganz durchgehen können“, beschreibt er, wie es hier einmal aussehen wird. Dann schmunzelt er und fährt fort: „Klingt einfach.“
Klingt einfach, ist es aber nicht. 2018 fanden die ersten Gespräche zwischen der Familie Degener, die in Vreden ein Autohaus betreibt, und der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang statt. Rund 250 Oldtimer sollten hier ihre neue Heimat finden und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eigentlich waren die ersten Führungen für 2021 geplant. Doch so schnell ging der Umbau dann doch nicht vonstatten.
In den alten Vogelsang-Gebäuden ist noch viel zu tun
„Im Grunde sind wir bis heute am Aufräumen“, erläutert Degener. 1000 Dinge seien dazwischengekommen, darunter die Flutkatastrophe, die es unmöglich gemacht habe, Handwerker zu bekommen. 15 Jahre sei das Gebäude feucht gewesen, so dass im Keller das Wasser gestanden habe und die Armierungen angegriffen waren. „Da nimmt man eine Wand weg, und dahinter ist ein Raum, den niemand auf dem Schirm hatte“, beschreibt Degener die Überraschungen.
So ist Degener auch vorsichtig, wenn nach einem Datum für die Eröffnung gefragt wird. „Ich hasse es, Termine zu nennen, ich will mich nicht mehr treiben lassen“, sagt er – und benennt ein Zwischenziel: „Wir streben an, einen ersten Abschnitt im Bereich des Fahrzeughofs zu öffnen, wenn 150 Autos hier sind.“ Dann soll es die ersten Führungen geben. Immerhin, 120 Fahrzeuge sind mittlerweile in dem Komplex untergebracht – allerdings größtenteils noch unsichtbar für den Beobachter.
Einen Eindruck von dem, was Besucher eines Tages erwartet, zeigt Degener in der einstigen Kapelle. Dort stehen ausschließlich Modelle des Kadett A. Die Auswahl fiel nicht schwer, denn die erste Ausgabe des Kadetts war nur 147 Zentimeter breit. „Es waren die einzigen Fahrzeuge, die durch die Tür passten, das ging um Millimeter.“ Schon der Nachfolger, der Kadett B, war zehn Zentimeter breiter.
Ascona, Manta und Opel GT erhalten Raum im Keller
Im Keller, in dem einst der Lebensmittelmarkt der Belgier war, ist ein weiterer Raum fertig. Ascona, Manta, ein Opel GT sind zu sehen, im hinteren Bereich einige ältere Fahrzeuge aus der Vorkriegszeit. Nicht alles ist auf Hochglanz poliert. Oft hat Degener die Autos bewusst so gelassen, wie er sie bekommen hat. „Damit ist dann eine alte Dame 60 000 Kilometer gefahren, der ist heute noch in Ordnung.“
Es wird auch deutlich, wie die Sammlung entstanden ist. „Der Hauptteil sind Autos, die uns ab den 1970er-Jahren in Zahlung gegeben wurden“, sagt Degener. Während andere die Autos entsorgten, habe seine Familie sie behalten und die Sammlung ausgebaut, die Vater Anton begonnen hatte. In den 30er Jahren hatte er den Betrieb mit einer Fahrschule gegründet. Nach dem Krieg seien alle Gebäude zerstört gewesen. Mit Hilfe der Familie sei das Autohaus wieder aufgebaut worden.
Eifeler Opel-Experten
Es sei nicht die Absicht gewesen, das heimatliche Vreden zu verlassen, als der Umzug des Opel-Museums beschlossen wurde, betont Degener: „Unsere Familie ist dort seit 400 Jahren nachweislich ansässig.“
In Malakoff hat er eine kleine Wohnung eingerichtet, in der er lebt, wenn er dort ist. In Vreden hat Degener die Führungen durch seine Sammlung immer persönlich vorgenommen.
In Vogelsang solle das nicht so werden. „Es haben sich bereits zwei Interessierte aus der Eifel gemeldet, die Führungen übernehmen wollen. Der eine hat früher im Opel-Autohaus in Schleiden gearbeitet“, so Degener. Damit sie die Geschichten der Autos lernen können, sei beabsichtigt, dass sie in den ersten drei Monaten mit Degener gemeinsam die Besucher durch die Sammlung leiten.
Die Eifel hat noch mehr Eingang in das künftige Museum gefunden. In der Kapelle, die dem Opel Kadett A gewidmet ist, ist ein Schrank integriert, der aus Hellenthal stammt. „Die Besitzer haben mich gefragt, ob das gute Stück nicht etwas für das neue Museum wäre“, so Degener. (sev)
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters 1970 habe er sein Ingenieurstudium aufgeben und die Firma übernehmen müssen. „Ich habe den Betrieb, der in der Innenstadt war und aus mehreren Einzelgebäuden bestand an den Stadtrand verlegt“, berichtet er. Die alten Autos, die in den Betrieb kamen, seien vielleicht wirtschaftliche Totalschäden gewesen, doch gepflegt und kein Schrott. Er habe sie nicht wegwerfen wollen, sie seien demontiert und weggestellt worden: „Das ist der Nachhaltigkeitsgedanke, der heute propagiert wird.“ Nach Feierabend habe er die Autos restauriert und damit deren Leben verlängert.
Martin Degener: „Oldtimer brauchen kein Wohnzimmer"
Rund 250 alte Opel und einige Schätzchen anderer Hersteller – alle in Erhaltungszuständen zwischen Rostlaube und aufpoliertem Prachtstück – bilden die Sammlung, die nach Vogelsang kommt. Martin Degener kümmert sich darum, auch wenn, wie er betont, ihm nichts davon gehört: „Ich habe den Betrieb an meine Kinder, Jan-Moritz und Francis Kirschner, übergeben, in deren Besitz auch das Gebäude hier in Vogelsang ist.“
„Hier wird nichts vom Feinsten“, kündigt er an. Autos bräuchten kein Wohnzimmer, sondern nur einen Ort, zum Stehen. Der Fußboden soll bleiben, wie er ist, so dass zu sehen sei, wo Wände weggenommen wurden. „Wir wollen den Charme der Anlage erhalten“, so Degener.
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Wie gut ihm die Kombination aus Gebäude und seiner Oldtimersammlung gefällt, wird deutlich, wenn er auf seinen Opel Admiral blickt, eines der seltenen Modelle, die zwischen 1937 und 1939 gebaut wurden. „Ich finde, der passt besonders gut nach Vogelsang.“