SPD im Interview zur Landtagswahl„Brauchen eine moderne Infrastruktur“
- Euskirchen I: Der Bad Münstereifeler Thilo Waasem will kein Kind zurücklassen.
- Euskirchen II: Max Dichant will Erneuerbare Energien schneller ausbauen.
- Euskirchen III: Anna Peters machen die Benzinpreise große Sorgen.
Kreis Euskirchen – Die Redaktion befragte die Kandidaten der SPD im Kreis Euskirchen nach Themen wie Erneuerbaren Energien, die Flutkatastrophe und die Motivation für ihr politisches Engagement.
Was hat Sie bewogen, in die Politik zu gehen?
Waasem: Ich war in der Schule in der Schülervertretung aktiv. Dort kam ich, als ich mich mit anderen für den Erhalt der Liegewiese an der Steinbachtalsperre eingesetzt habe, mit der Lokalpolitik in Berührung. Ich habe in dieser Zeit gemerkt, wie wichtig es ist, sich vor Ort zu engagieren, um etwas für die eigene Heimat zu erreichen – und bin der Kommunalpolitik dann treu geblieben. Mit der Zeit habe ich immer mehr Verantwortung für meine Heimat übernommen und will mich nun auch in Düsseldorf für den Kreis Euskirchen und die Menschen hier einsetzen.
Dichant: Die Unzufriedenheit mit der SPD. Statt nur zu maulen, wollte ich helfen, diese stolze Partei wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Dadurch hoffe ich, die Welt ein kleines bisschen besser machen zu können.
Peters: Ich wollte schon als Kind am liebsten die Welt verändern und zu einem besseren, gerechteren Ort machen. Mit 17 Jahren startete ich daher meine berufliche Laufbahn als Journalistin, mit dem Ziel, den Mächtigen auf die Finger zu schauen und den Ohnmächtigen eine Stimme zu geben. Doch je mehr Lebenserfahrung ich sammelte, desto klarer wurde mir: Ich will nicht nur über Politik berichten, sondern selbst mitgestalten und meine Ideen einbringen. Also bin ich in der SPD aktiv geworden.
Warum wollen Sie in den Landtag?
Waasem: Ich möchte ein Landtagsabgeordneter sein, der die Probleme der Menschen aus unserer Heimat kennt, diese anpackt und zur Not auch lästig wird.
Dichant: Einen Wahlkreis von Düren bis Dahlem vernünftig zu repräsentieren, ist für viele schwer. Für mich nicht. Ich bin in Heimbach aufgewachsen, in Schleiden zur Schule gegangen und arbeite heute in Düren. Ich kenne die Menschen hier und möchte sie gut im Landtag vertreten.
Peters: Ich liebe das, was ich tue. Politik ist für mich eine Herzensangelegenheit. In keinem anderen Beruf kann ich die Lebenswirklichkeit für meine Mitmenschen so zum Positiven verändern wie in politischer Verantwortung. Und genau das motiviert mich. Als Landtagsabgeordnete werde ich mich zu 100 Prozent für die Menschen in unserer Region einsetzen. Zuhören, kümmern, machen. So verstehe ich Politik.
Was ist für die Landespolitik das zentrale Thema für den Kreis Euskirchen?
Waasem: Kernaufgabe aktuell ist der Wiederaufbau unserer Heimat. Wir dürfen hierbei nicht vergessen werden. Die Aufbauhilfe muss schneller und unbürokratischer vonstatten gehen. Ganz wichtig ist außerdem, dass der Kreis Euskirchen nicht abgehängt wird, weshalb wir bessere Anbindungen und flächendeckend schnelles Internet brauchen.
Dichant: Wir brauchen in allen unseren Dörfern eine moderne Infrastruktur. Schnelles Internet, ein stabiler Mobilfunk und eine ordentliche Anbindung an den ÖPNV dürfen nicht nur den großen Ballungszentren vorbehalten bleiben.
Peters: Als Kommunalpolitikerin kenne ich die Herausforderungen, vor denen wir in unserer Region stehen, und werde diese im Landtag beherzt anpacken: für die Abschaffung der Kita- und OGS-Beiträge, für einen schnelleren Ausbau Erneuerbarer Energien, für einen besseren Bevölkerungsschutz und für einen sozial gerechten Wiederaufbau in den Kommunen.
Was ist das zentrale Thema für den Kreis Euskirchen – der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe mal ausgeklammert?
Waasem: Wir dürfen kein Kind zurücklassen. Die Chancen unserer Kinder dürfen nicht von ihrem Elternhaus abhängig sein. Jedes Kind verdient die gleichen Chancen und die beste Bildung. Deswegen wollen wir Bildung kostenfrei von der Kita bis zum Master oder Meister machen. NRW darf bei den Bildungsaufgaben nicht weiterhin Schlusslicht sein.
Peters: Der Wiederaufbau und der Starkregen- und Hochwasserschutz in den Kommunen spielen eine besonders große Rolle für den Kreis Euskirchen, auch insbesondere für Weilerswist. Darüber hinaus machen die aktuell hohen Spritpreise gerade den Menschen im Kreis Euskirchen zu schaffen, wo einfach viele auf ihr Auto angewiesen sind. Da ist es wichtig, dass mehr attraktive Angebote und Alternativen geschaffen werden. Zum Beispiel mehr Elektrotankstellen für E-Autos, ein besserer Takt bei Bus und Bahn, mehr und bessere Radwege. Außerdem braucht es in jedem Dorf eine gute und schnelle Internetverbindung.
Wie soll der Ausbau Erneuerbarer Energie vorangetrieben werden?
Waasem: Wir haben viele ungenutzte Dächer. Diese sollten wir für Photovoltaikanlagen nutzen. Mit einer entsprechenden Förderung sollte es jedem möglich gemacht werden, eine Anlage zu installieren.
Dichant: Potenziale für PV-Anlagen müssen besser genutzt werden. Es braucht einen Ausbau auf allen privaten und öffentlichen Gebäuden, von Wohn- bis Gewerbeimmobilien. Zudem muss es Beteiligungsmodelle für Menschen geben, die zur Miete wohnen.
Peters: Wir müssen Erneuerbare Energien endlich schneller ausbauen – auch um uns von Importen fossiler Energieträger unabhängig zu machen. Durch Wirtschaftswälder und eine Aufhebung der starren Abstandsflächen in Nordrhein-Westfalen kann der Ausbau beschleunigt werden. Die Nutzung von Wind- und Solarenergie soll bald in nahezu jedem Ort selbstverständlich werden. Außerdem finde ich es wichtig, dass die Bürger vor Ort an den Einnahmen durch Windenergieanlagen beteiligt werden.
Welche Chancen kann die Flutkatastrophe für den Kreis Euskirchen bieten?
Waasem: Beim Tod von Menschen von „Chancen“ zu sprechen, fällt mir schwer. Beim Wiederaufbau müssen wir intelligent und zukunftsgerichtet vorgehen. Das bedeutet, dass wir Bahnstrecken elektrifizieren, moderne Heizanlagen verbauen und unsere Schulen digitalisieren und mit den modernsten Möglichkeiten ausstatten.
Dichant: Eine historische Katastrophe dieses Ausmaßes ist keine Chance. Beim Wiederaufbau sollten wir allerdings versuchen, die Eifel zu einer Modellregion für moderne und nachhaltige Infrastruktur im ländlichen Raum zu machen.
Peters: Die Flutkatastrophe hat eine Schneise der Verwüstung durch die Region gezogen. Angesichts der vielen Toten und Betroffenen fällt es mir schwer, bei der Flutkatastrophe von „Chancen“ zu sprechen.
Was schätzen Sie am Kreis Euskirchen?
Waasem: Da zuhause zu sein, wo andere Urlaub machen. Und die Menschen zusammenhalten. Hier ist aufeinander Verlass, wenn es darauf ankommt. Nach der Flut und auch darüber hinaus.
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Dichant: Die Natur der schönen Eifellandschaft. Wir leben, wo andere Menschen Urlaub machen. Mehr noch liebe ich allerdings die Menschen hier in der Region: Sehr direkt, nie verzagt, manchmal grob, immer herzlich. Das hat mich in meiner Jugend geprägt und zu dem gemacht, der ich heute bin. Dafür bin ich sehr dankbar.
Peters: Ich nehme den Kreis Euskirchen als sehr idyllisch wahr – mit seinen vielen Feldern, Wäldern, Seen und Talsperren. Bis zur Flutkatastrophe waren meine Familie und ich sehr regelmäßig in der Region unterwegs, beispielsweise an der Steinbachtalsperre bei Euskirchen.