Spannende EntscheidungAbbruch der Fußballsaison im Kreis Euskirchen bleibt unklar
Kreis Euskirchen – Glückwünsche zum Aufstieg will Sebastian Kaiser nicht annehmen – noch nicht. Er sei als Fußballer lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass noch viel passieren könne. Aber die Chancen, dass der A-Ligist SV Frauenberg, dessen Trainer Kaiser ist, in die Bezirksliga aufsteigt, sind sehr gut. Das weiß auch der Spielertrainer. Der Grund: die Rolle rückwärts des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM).
Der hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass er sich dafür ausspreche, die Saison 2019/20 abzubrechen. Damit folgten das Gremium um Präsident Bernd Neuendorf und der Verbandsjugendausschuss der Empfehlung des FVM-Beirates sowie des FVM-Jugendbeirates. Sollten die Mitglieder auf dem außerordentlichen Verbandstag am 20. und 21. Juni dem Vorschlag zustimmen, gibt es einen Aufsteiger pro Staffel und keine Absteiger.
Bezirksligisten im Glück?
Als Aufsteiger würden in der Kreisliga A der SV Frauenberg, in den B-Klassen die SG Flamersheim/Kirchheim (Staffel 1) und der SSV Golbach (Staffel 2) profitieren. In der C-Klasse würden die Sportfreunde DHO (Staffel 1), der SC Roitzheim (Staffel 2) und der SV Rinnen aufsteigen. Zudem blieben der TSV Schönau und der SV Sötenich in der Bezirksliga. Als die Saison wegen der Corona-Pandemie am 19. März unterbrochen wurde, belegten die beiden Vereine einen Abstiegsplatz.
Zu dieser Entscheidung hätte der FVM bereits vor Wochen kommen können. Er spielte jedoch erstmal auf Zeit und machte sich dann für eine Fortsetzung der Saison stark. Mindestens bis zum 31. August wollte der Verband die Saison aber zunächst aussetzen.
Abstimmung über Fortsetzung der Saison
Dann forderte der FVM die Vereine zur Abstimmung auf. Er wollte ein Votum darüber, ob der Wunsch des FVM, die Saison auf jeden Fall fortzuführen, bei den Vereinen Anklang findet. Das Ergebnis: 50,14 Prozent stimmten für eine Fortsetzung der Saison 2019/20. Insgesamt nahmen 696 (82,56%) der am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine an der Online-Abstimmung teil. Der FVM verfolgte die Abstimmung und rief bei den Vereinen an, die ihre Stimme noch nicht abgegeben hatten.
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Dies bestätigt FVM-Präsident Neuendorf auf Nachfrage: „Es wurden telefonisch Vereine kontaktiert, die nicht an den Videokonferenzen des Verbandes teilgenommen hatten, und am letzten Tag der Abstimmung auch solche, deren Stimme noch ausstand.“ Von diesem Vorgehen zeigten sich einige Vereine – auch im Kreis Euskirchen – überrascht. „Das hinterlässt einen faden Beigeschmack“, sagt ein Vereinsvertreter, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Gefahr einer Klagewelle
Zudem erklärte Neuendorf immer wieder, dass ein Abbruch der Saison die Gefahr einer Klagewelle berge, da ein solches Szenario in den Statuten nicht verankert sei. Davon ist nun keine Rede mehr. Und noch etwas verlief in den vergangenen Wochen merkwürdig. Zunächst sprach Neuendorf davon, dass die drei Verbände unter dem Dach des Westdeutschen Fußballverbandes einheitlich entscheiden sollten, um dann aber zu verkünden: „Der FVM ist selbstbewusst genug, eine eigene Entscheidung zu treffen.“ Die sollte die Fortsetzung der Saison sein, obwohl die Verbände Niederrhein sowie der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen sich frühzeitig für einen Abbruch der Spielzeit aussprachen.
Jetzt also die Kehrtwende beim FVM. Neuendorf begründet sie so: „Insbesondere die überraschenden Signale der NRW-Landesregierung, Sportarten mit unvermeidbarem Körperkontakt sowie sportliche Wettbewerbe möglicherweise schon bald wieder zuzulassen, lassen das Spielen einer vollständigen Saison 2020/21 nun zumindest denkbar erscheinen.“
Vorsitzende des Fußballkreises stimmt für den Abbruch
Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises, unterstützt die Empfehlung des FVM und will beim virtuellen Verbandstag für den Abbruch stimmen. Die Entscheidung der neun weiteren Delegierten aus dem Kreis Euskirchen wolle sie damit nicht beeinflussen. „Das kann jeder für sich entscheiden“, sagt sie.
Fest stehe lediglich, dass sich der Fußballkreis bei den hiesigen Vereinen kein Stimmungsbild mehr einholen werde. „Bisher ist auch nicht der Wunsch an mich herangetragen worden, dass ich mich mit den Delegierten noch einmal austausche“, so Mager. Insgesamt werden laut Mager am außerordentlichen Verbandstag 143 Delegierte teilnehmen. Wie viele Delegierte jeder Kreis stellt, hängt von der Anzahl der Vereine ab.