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Sport im Kreis EuskirchenVereine finden Spielstopp „katastrophal“

Lesezeit 8 Minuten
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Nichts geht mehr: Ab Montag werden wohl alle Sportplätze und Turnhallen im Kreisgebiet gesperrt.

  1. Der Amateursport muss aufgrund der neuen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus komplett eingestellt werden, jedenfalls soweit es sich um Mannschaftssport handelt.
  2. Die Amateursportvereine sind frustriert über die erneute Einstellung von Trainings- und Spielbetrieb.
  3. Und viel Hoffnung, dass es vielleicht im Dezember wieder losgeht, machen sie sich auch nicht.

Kreis Euskirchen – Die einen sprechen von Planungssicherheit, die anderen von großer Verunsicherung. So kommt auf Euskirchens Bürgermeister Uwe Friedl auf der Zielgeraden seiner Amtszeit noch Arbeit zu. „Wir warten auf die Corona-Schutzverordnung und werden dann schauen, wie wir sie konkret anwenden“, so der Verwaltungschef.

Ist Tennis eine Individualsport?

So sei er gespannt, ob Tennis als Individualsportart angesehen werde oder nicht. Der Sport sei zu zweit möglich, und Sport zu zweit sei ja noch erlaubt – zumal viel Abstand zwischen den Akteuren bestehe. Ob pro forma alle Sportplätze gesperrt werden, ist laut Friedl auch noch nicht klar.

Thorsten Lewin ist Co-Trainer beim Fußball-Bezirksligisten TuS Zülpich. Bevor es in den November geht, wird noch einmal trainiert – genauer gesagt gespielt. „Wir machen ein Spiel gegen unsere Reserve, damit sich die Jungs mit einem positiven Gefühl in die erneute Corona-Pause verabschieden“, sagt der Coach, der die Entscheidung der Bundesregierung aufgrund der hohen Infektionszahlen nachvollziehen kann.

Allerdings, so Lewin, hätte er sich gewünscht, dass man es zunächst mal ohne Zuschauer und ohne Duschen versucht hätte. „Direkt umgezogen zum Spiel kommen, Ansprache draußen, spielen und danach dann zu Hause duschen“, so Lewin.

Im Dezember sind aktuell noch zwei Spieltage angesetzt: auf Verbands- und Kreisebene. Nach aktuellem Stand würde das bedeuten, dass die Mannschaften einen Monat nicht trainieren können und dann am 6. Dezember aber um Punkte kämpfen müssen – mit maximal fünf Tagen Vorbereitungszeit. Der mögliche Wintereinbruch ist da nicht einkalkuliert.

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Ich glaube nicht, dass die Zahlen sich innerhalb eines Monats so deutlich verbessern, dass man wieder spielen kann“, meint Lewin: „Für mich stellt sich dann die Frage, was gemacht wird. Wenn im Profibereich weiterhin gespielt wird, besteht ja kaum die Möglichkeit, dass unsere Saison zu Ende gespielt wird, da die Zeit nicht ausreicht.“ Der FVM teilte am Donnerstag mit, dass die Rückkehr in den Trainings- und Wettkampfbetrieb erfolgt, sobald die Landesregierung dies wieder genehmigt und die Sportanlagen öffnet.

Sportplatz in Stotzheim schon geschlossen

Nägel mit Köpfen hat Wolfgang Vohsen, Vorsitzender des SW Stotzheim, gemacht. „Der Sportplatz ist ab sofort dicht, die Jugendspiele vom Wochenende werden wir absagen“, sagt er. Es sei nicht zu verantworten, dass sich Eltern und Kinder jetzt in ein Auto setzen, um zu einem Auswärtsspiel zu fahren.

Die Verantwortlichen der Jugendfußball-Abteilungen des SSV Weilerswist, TuS Vernich, VfL Kommern, SSV Lommersum, der Sportfreunde Wüschheim-Büllesheim und der JSG Erft plädieren dafür, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. „Kinder und Jugendliche müssen schon sehr viele Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie hinnehmen“, heißt es in einem offenen Brief der Vereine.

Finale abgesagt

Das Spiel um den dritten Platz im Pokal ist abgesagt. Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises, teilte mit, dass es beim FC Heval Euskirchen Corona-Verdachtsfälle gibt. Der Jugendfußball auf Kreisebene ist gleichfalls abgesagt. (tom)

Ein neuerliches Verbot sei „ein harter Schlag und kaum zu verdauen“. Seit Monaten werde im Jugendfußball penibel darauf geachtet, dass die Corona-Schutzverordnung angewandt werde. Zudem sei die Möglichkeit einer Ansteckung mit dem Virus während eines Trainings oder Spiels als eher gering einzuschätzen.

Basketballer sind frustriert

„Das Ganze ist sehr frustrierend, da wir letztlich nicht wissen, wie es weitergeht“, erklärt Frank Beier, Sportlicher Leiter der Bad Münstereifeler Basketballer. Eigentlich wäre die Saison für die ErftBaskets im September losgegangen. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Saisonstart auf November, dann auf den 31. Januar verschoben.

„Wir hängen absolut im luftleeren Raum, man weiß nicht, wo man sportlich steht“, so Beier: „Wir haben heute noch ein Mannschaftstraining, vorerst das letzte, da ja ab Montag die Sporthallen geschlossen sind.“ Man werde mit den Spielern und dem Trainer beraten, wie es dann trainingstechnisch weitergehe.

Sollte die Basketballsaison Ende Januar dann tatsächlich losgehen, plädiert Frank Beier dafür, den Status quo einzufrieren und die eigentlichen Meisterschaftsspiele als Freundschaftsspiele auf freiwilliger Basis zu absolvieren. „Denn auch im Januar wird Corona noch nicht vorbei sein. Wir müssten aber immer zu den Auswärtspartien in Risikogebiete fahren“, erklärte der Sportliche Leiter der ErftBaskets.

Dies könne man gegenüber den Spielern nicht verantworten. Denn sie würden nicht nur ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, sondern auch vielleicht wegen einer möglichen Quarantäne ihren Job gefährden.

Ein wenig kritisiert Beier den Zickzackkurs des Westdeutschen Basketballverbands. Dieser hätte offenbar dem wirtschaftlichen Druck mancher Vereine in der 2. Regionalliga nachgeben wollen, dass diese im November und die anderen erst im Januar spielen sollten. Dies sei ja jetzt durch die Entscheidung der Politik vom Tisch.

„Die Stimmung bei uns ist sehr deprimierend“, sagte Julia Schröder von den Volleyballerinnen der SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim. Sie sei pessimistisch und glaube nicht, dass in diesem Jahr noch Volleyball gespielt werde.

Mitte September waren die Sportfreunde mit einem umfangreichen Hygienekonzept in die Saison gestartet. „Nachdem wir drei Spiele absolviert hatten, wurde die Saison vom Verband bis zum 22. November ausgesetzt. Jetzt kam die politische Entscheidung noch hinzu. Ich sehe nicht, dass wir im Dezember wieder spielen, zumal auch das Training verboten ist“, so Schröder.

Der Mannschaftsgeist gehe durch die lange Pause natürlich auch verloren. Und die Jugendlichen würden etwa ein Jahr ihrer sportlichen Entwicklung verpassen. „Alles sehr traurig, aber die Gesundheit geht vor“, so die ehemalige aktive Volleyballerin.

„Jeder soll sich an die eigene Nase fassen. Wenn sich viele Leute anders verhalten hätten, wären wir nicht in diese Lage gekommen“, sagt Franz Albert Groß, Vorsitzender des TV Kall. Er sei bereits vom Kreis Euskirchen informiert worden, dass die Sporthalle der Berufsschule ab Montag geschlossen sei. „Für die Vereine ist die Situation katastrophal“, so Groß.

Er sei auch skeptisch, dass im Dezember wieder trainiert werden könne. Der TV Kall habe bislang Glück gehabt: „Bei uns gab es keine Kündigungen, sondern sogar noch Zugänge.“ Bislang habe es auch nur eine Infektion in einer Turngruppe gegeben.

Da sei ein Mädchen infiziert gewesen, die Gruppenmitglieder und Trainer hätten sich aber nicht angesteckt. „Angesichts der steigenden Zahlen ist es aber auch ein Stück weit ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass sich im Verein keiner mehr anstecken kann“, sagt Groß.

„Es hat keinen Sinn weiterzuspielen. Die Zahlen lügen nicht“, erklärt Otto Offermann, Trainer der Volleyballer des VfL Gemünd. „Unsere Spieler gehen arbeiten und sind zum Teil auch Familienväter. Da ist das Risiko einfach zu groß.“

Vor den Herbstferien habe man noch drei Spiele austragen können, ehe der Verband den Spielbetrieb unterbrochen habe. „Jetzt ist diese Frist noch einmal verlängert worden. Und wie es danach weitergeht, weiß niemand.“

Jessica Rau trainiert im Wohnzimmer

Noch einmal in die Halle, noch einmal Taekwondo in der Gruppe – wenn auch mit Abstand. Dann ist Schluss. Für mindestens einen Monat. „Natürlich werde ich traurig sein, wenn ich mich auf den Weg in die Halle mache“, sagt Jessica Rau: „Natürlich werde ich nach dem Training aber noch trauriger sein.“ Sie werde dann aber nicht das Trainingsjahr beenden, dafür sei sie zu ehrgeizig, sagt sie. „Dann trainiere ich wieder im Wohnzimmer, gehe laufen und schaue, was ich so tun kann“, so die Gemünderin.

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Die Taekwondo-Sportlerin Jessica Rau trainiert ab jetzt im Wohnzimmer.

Rau hat sich nach eigenen Angaben einen großen Fundus an Sportgeräten für die eigenen vier Wände zugelegt: Hanteln, Pilates-Ring, eine Rolle fürs Training der Bauchmuskeln und und und. „Das passt alles wunderbar hinters Sofa und wird dann nur zum Training herausgeholt“, sagt die Kampfsportlerin.

Dennoch ersetze ein solches Heimtraining nicht die Übungseinheit in der Halle mit dem Team. Das Team besteht in Raus Fall aus Jana Abt und Sabrina Pütz, mit denen die 27-Jährige bei Turnieren immer im Mannschaftswettbewerb antritt.

„Wir haben seit März einmal miteinander trainiert. Das Zwischenmenschliche fehlt uns total“, sagt die junge Eifelerin, die am 5. und 6. Dezember eigentlich bei der Deutschen Meisterschaft starten wollte. „Das Turnier, das nur online stattfinden sollte, ist abgesagt“, sagt Rau traurig.

Der Grund: Zwar sollte die Bewertung der Taekwondo-Übungen online passieren, doch die Aufnahmen sollten in einer Halle stattfinden. „Das ist unter den Vorgaben nicht umzusetzen, auch wenn die im Dezember vielleicht leicht gelockert sein werden“, so Rau.

Torsten Weber hat Desinfektionsmittel immer dabei

Auch Torsten Weber ist Individualsportler. Der Großbüllesheimer fährt mehrere Tausend Kilometer Rad pro Jahr. Das wird er trotz der verschärften Corona-Schutzverordnungen weiter tun dürfen. „Ich trainiere häufig allein, höchstens zu zweit oder zu dritt“, sagt Weber, der sich aktuell mit Profi Christian Knees auf das kommende Jahr vorbereitet.

Es sei aber vorgekommen, dass Sportler versucht hätten, im Windschatten ein bisschen mitzufahren. „Da haben wir aber immer gesagt, dass das gerade nicht die richtige Zeit ist“, so Weber, der neuerdings immer eine kleine Flasche Desinfektionsmittel dabei hat, damit er sich an der Tankstelle gefahrlos die Flasche mit Wasser auffüllen kann.

Die Trainingsfahrten vor der Arbeit habe er praktisch komplett eingestellt, so Weber. Der Grund: Laut dem Extremsportler ist der Körper während und kurz nach der Belastung anfälliger für Krankheiten. Die Motivation, auch im Winter zu trainieren, sei vorhanden.

Die werde ihm auch nicht vom Virus oder dem neuerlichen Lockdown genommen, sagt der Sportler, der aber schon mal gerne im Warmen auf der Rolle trainiert. „Die Programme, die es da gibt, sind schon richtig gut“, so Weber. (tom)