Amoklauf im Euskirchener Amtsgericht„Vergeben – ja! Vergessen – nein!“
Euskirchen – Auch 20 Jahre nach dem Attentat im Euskirchener Amtsgericht haben die Angehörigen der Todesopfer und die Verletzten von damals unter den Folgen der furchtbaren Tat zu leiden. Dies betonte die Direktorin des Gerichts, Petra Strothmann-Schiprowski, am Montag während einer Gedenkfeier.
Durch den Amoklauf waren am 9. März 1994 sieben Menschen getötet und sieben weitere zum Teil schwer verletzt worden.
„Wir wollen ein Zeichen setzen“
Strothmann-Schiprowski, mehrere Dutzend Mitarbeiter und weitere Teilnehmer, darunter Euskirchener Rechtsanwälte, hatten sich im Gericht an der Gedenktafel versammelt, die an Richter Dr. Alexander Schäfer erinnert.
Er war, wie auch drei Frauen und zwei weitere Männer, von Attentäter Erwin Mikolajczyk erschossen worden. Der Amokläufer starb kurz darauf durch die Explosion einer selbst gebauten Bombe.
Die Gedenkfeier begann um 12.55 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die schreckliche Tat vor 20 Jahren in einem Nebengebäude des Amtsgerichts am Dr.-Hugo-Oster-Platz ereignet.
„Wir wollen in besonderer Weise der schuldlosen Opfer gedenken und ein Zeichen setzen, dass wir nach 20 Jahren das Leid der von dem Verbrechen Betroffenen nicht vergessen haben und nicht vergessen werden“, sagte Petra Strothmann-Schiprowski.
An ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt, fügte die Amtsgerichtsdirektorin hinzu: „Viele von Ihnen, die vor 20 Jahren schon dem Amtsgericht Euskirchen angehörten, waren traumatisiert und werden die grausame Tat immer in schrecklicher Erinnerung behalten.“ In den Unterlagen von damals fand die Direktorin „erschütternde Berichte über den Tathergang, aber auch tief bewegende Worte der Anteilnahme“.
Als Zeichen dafür, „dass wir die Opfer nicht vergessen haben und uns den Hinterbliebenen nach wie vor verbunden fühlen“, rief Strothmann-Schiprowski die Anwesenden zu einer Schweigeminute auf.
Anschließend trug die Vorsitzende des Personalrats, Meike Mörsch, einen Text von Ludwig Burgdörfer vor. „Vergeben – ja! Vergessen – nein!“, heißt es darin.
Weiter schrieb Ludwig Burgdörfer, ein evangelischer Pfarrer: „Vergeben können wir einander, aber vergessen dürfen wir nicht.“
Und, so die Formulierung des Geistlichen: „Was böse war, bleibt böse. Es ist und bleibt Schuld. Die Schuld hat aber nicht das letzte Wort! Damit das Böse nicht noch mal passiert, gilt es, gegen das Vergessen anzugehen.“