AboAbonnieren

Ankommen – die SerieHady Bah aus Guinea arbeitet als Metallbauer in Euskirchen-Elsig

Lesezeit 4 Minuten
Hady Bah steht an einem Gerät in einer Metallwerkstatt. Er trägt eine Lederschürze und eine Sicherheitsbrille.

Hady Bah arbeitet heute beim Metallbau Schäfer in Mechernich-Obergartzem.

Hady Bah (27) aus Guinea hat viel erreicht. Er ist Vater von zwei Kindern, ausgebildeter Metallbauer und hat noch viele weitere Ziele.

Hady Bah hat nicht den Traum, eines Tages sein Land zu verlassen und in Deutschland zu leben. Er mag sein Leben in Conakry, der Hauptstadt von Guinea. „Ich lebte dort mit meiner Mutter. Sie war alleinerziehend und auf die Unterstützung meines Onkels angewiesen“, erzählt Bah: „Erst recht, weil sie an Diabetes erkrankt war und teure Medikamente brauchte.“

Flucht aus Guinea

In Guinea, einem politisch instabilen Staat in Westafrika, kommt es immer wieder zu Unruhen und brutalen Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung. Angehörige der Sicherheitsorgane und der Streitkräfte begehen immer wieder Menschenrechtsverletzungen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Politische Gegner werden festgesetzt. „Irgendwann saß dann auch mein Onkel im Gefängnis. Und damit gerieten meine Mutter und ich in große Not.“ Das Schulgeld kann sich Bahs Mutter nicht mehr leisten, der Junge muss stattdessen Geld verdienen.

Als er 16 Jahre alt ist, stirbt seine Mutter an ihrer Diabetes. Er beschließt, das Land zu verlassen. Zwei Jahre dauert seine Flucht, die ihn nach Marokko, Spanien, Belgien und schließlich Deutschland führt: „Seit 2014 bin ich nun hier. Von Berlin kam ich nach Dortmund und von dort nach Iversheim.“ Sein Asylantrag wird abgelehnt, Deutschland ist nach Dublin-Verfahren nicht der zuständige Staat für ein Asylverfahren. Aber er wird aus humanitären Gründen geduldet – zwischenzeitlich ist auch Hady Bah an Diabetes erkrankt und insulinpflichtig.

Hady Bah steht an einer Werkbank und schaut durch einen Sichtschutz, vor ihm fliegen helle Funken.

Hady Bah liebt seine Arbeit als Metallbauer im Betrieb Schäfer in Obergartzem: Hady Bah, dessen Flucht aus Guinea ihn 2014 nach Deutschland führte.

Damals, so erinnert sich der mittlerweile 27-Jährige, habe man als nicht anerkannter Geflüchteter kein Anrecht auf einen Deutschkurs gehabt: „Also habe ich mir gedacht, suche ich mir selber nette Leute, die mir helfen, die Sprache zu lernen.“ Beim Jugendmigrationsdienst in Euskirchen findet er diese, auch im Fußballverein von Iversheim, wo er regelmäßig kickt: „Ich habe mir gesagt, dass es sich auf jeden Fall lohnt, Deutsch zu lernen, auch wenn ich nicht bleiben darf. Dann hilft es mir vielleicht in einem anderen Land, Arbeit zu finden.“

Sprache als Schlüssel für die Zukunft

In Deutschland werde man immer gefragt, welchen Beruf man hat, sagt Hady Bah. Er habe schnell verstanden, dass man sich einen solchen zulegen müsse, wenn man hier auf eigenen Beinen stehen will. Doch dafür muss zunächst ein Schulabschluss her: „Ich habe mich an der Abendrealschule angemeldet. Tagsüber habe ich als Küchenhilfe gejobbt, abends saß ich im Unterricht. Und an den Wochenenden hab’ ich gelernt, gelernt und gelernt.“ Nicht immer einfach sei das gewesen, immerhin habe er noch in der Gemeinschaftsunterkunft in Iversheim gelebt, wo er keine Rückzugsmöglichkeiten und wenig Ruhe hatte. Im März 2017 erhält der damals 21-Jährige sein Abschlusszeugnis.

Hady Bah sitzt neben seiner Lebensgefährtin Kadiatou Diallo auf einer Couch, auf ihren Schößen die Kinder Saidou (5) und Fatima (3).

In ihrem gemütlichen Zuhause in Elsig fühlt sich die Familie sehr wohl: Hady Bah und seine Lebensgefährtin Kadiatou Diallo mit ihren beiden Kindern Saidou (5) und Fatima (3).

Im gleichen Jahr lernt er Kadiatou Diallo – Kadi – kennen, die Frau, mit der er kurze Zeit darauf eine Familie gründet, zu der heute zwei Kinder gehören. Über die Arbeitsagentur wird Hady Bah in ein Projekt am Berufsbildungszentrum Euskirchen (BZE) vermittelt, wo er unterschiedliche Handwerksberufe kennenlernt und sich für den Metallbau entscheidet. „Dazu gehörte es auch, Praktika zu machen“, erzählt der 27-Jährige. In zwei Betrieben wird er vorstellig, beide bieten ihm nach kurzer Zeit eine Lehrstelle an. „Ich habe mich damals für Metallbau Schäfer entschieden und es nicht bereut“, so Bah. In dem Familienbetrieb wird er herzlich aufgenommen, darf sofort mitanpacken – Bleche schneiden, stanzen, entgraten.

Familienglück und helfende Hände

Hady Bah steht zwischen vier seiner Kollegen in der Metallwerkstatt.

Hady Bah ist froh, so tolle Kollegen zu haben. Sie haben ihn unterstützt, auch bei privaten Problemen.

Alle haben ihn von Anfang an sehr unterstützt: „Die Wohnung, in der meine Familie und ich heute leben, hat mir ein Kollege vermietet.“ Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. „Und ich habe alles dafür gegeben, sie zu schaffen“, versichert Bah. Nach der Arbeit lässt er sich Nachhilfe in Mathematik und für das schwerfällige Fachvokabular geben. Schließlich besteht er auf Anhieb die theoretische wie die praktische Gesellenprüfung. „Meine Mutter wäre sicher sehr stolz auf mich“, sagt er. Zu Ende gelernt habe er noch lange nicht. Es gebe noch viele Spezialisierungen im Bereich Metallbau, er habe sich bereits ein paar Bücher zugelegt. Hady Bah: „Man muss Ziele haben. Ohne Ziele hat man keine Motivation. Und ohne Motivation verstreicht die Zeit, ohne genutzt zu werden. Vom Rumsitzen passiert gar nichts.“

Man muss Ziele haben. Ohne Ziele hat man keine Motivation. Und ohne Motivation verstreicht die Zeit, ohne genutzt zu werden. Vom Rumsitzen passiert gar nichts.
Hady Bah

Ob er langfristig seine Zukunft in Deutschland sieht? Hady Bah nickt. Angesichts seines Berufes und der mittlerweile gültigen Gesetze hat er durchaus gute Chancen, bald eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Außerdem gefällt es ihm in Deutschland: „Jeder macht hier seine Arbeit so gut es geht, niemand will Fehler machen. Auch in den Ämtern ist das so. Das ist sicher und verlässlich.“

Manchmal aber ist die Bürokratie auch für Hady Bah ein bisschen lästig. Dann nämlich, wenn es darum geht, seine Liebste zu heiraten: „Kadi und ich würden wirklich gerne zum Standesamt, aber es ist einfach unglaublich schwierig, die dafür nötigen Papiere und Dokumente zu beschaffen.“