Psychische Erkrankungen werden in der Arbeitswelt nicht genug anerkannt.
Psychische ErkrankungenCaritas Euskirchen sieht zunehmende Belastungen auf dem Arbeitsmarkt
Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen. Fast ein Drittel aller Menschen in Deutschland ist im Laufe des Lebens davon betroffen. „Ich würde behaupten, es gibt in jeder Familie jemanden, der psychische Probleme hat“, sagt Wilfried Schmitz, Bereichsleiter Beratungen und Betreuungen der Abteilung Sozialpsychiatrie des Caritasverbandes Euskirchen.
Mentale Gesundheit kann zu „Vermittlungshemmnis“ werden
Wer ernstlich erkrankt, beispielsweise an einer Depression, einer Angststörung oder einer Psychose, läuft Gefahr über eine Langzeit-Krankschreibung, Reha-Maßnahmen und Wiedereingliederungsversuchen beim Arbeitslosengeld II zu landen, ehemals Hartz 4, seit Anfang des Jahres nun Bürgergeld. „Und damit fällt man unter die Armutsgrenze“, sagt Schmitz.
Der Weg zurück auf den ersten Arbeitsmarkt sei oft schwer. Fachleute sprechen von einem „Vermittlungshemmnis“. Dazu Schmitz: „Die Verdichtung der Arbeit und das abverlangte Tempo dort sind Belastungen, denen Menschen mit psychischer Erkrankung oftmals nicht standhalten können.“ Man dürfe nicht vergessen, dass Betroffene neben ihrem Job auch noch ihre Krankheit managen müssten, was viel Energie benötige.
Einfache Tätigkeiten, von denen es früher viel mehr gab, sterben aus: „Sortierhilfen, Verpacker, Knechte“, so Schmitz. In diesem Zusammenhang erinnert der Caritas-Mitarbeiter auch an den Fachkräftemangel, der es nicht zulasse, ganze Gruppen unter den Tisch fallen zu lassen. „Wir brauchen jeden, nicht nur Menschen, die gesund sind.“
In der Abteilung Sozialpsychiatrie des Caritasverbandes werden Betroffene darin unterstützt, mit ihrer Erkrankung selbstbestimmt am Leben teilzuhaben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Zukunft zu planen. Wohnmöglichkeiten, das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) mit Beratungsstelle, Tagesstätte und dem Café Workshop als Begegnungsstätte sind mitten in der Stadt angesiedelt. Trotzdem: Die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit psychischer Erkrankung ist lange noch keine Selbstverständlichkeit.
„Ich wünsche mir sehr, dass psychische Erkrankungen als das wahrgenommen werden, was sie sind: Krankheiten, keine Charakterschwäche oder ähnliches“, sagt Wilfried Schmitz. „Wenn das geschehen würde, wäre vieles im Alltag schon deutlich besser für diese Menschen.“