Der Geschäftsführer der Synagogengemeinde Köln, David Klapheck, sprach in Euskirchen über den Krieg in Israel. Er bangt um seine Verwandten.
DiskussionDavid Klapheck berichtet in Euskirchen vom Horror in Israel
Als die CDU und die Senioren-Union in Euskirchen im August beschlossen, eine Diskussion über Antisemitismus zu organisieren, konnten sie nicht ahnen, was zwei Monate später passieren würde: Die Hamas überfiel Israel. Gebannt wie lange nicht mehr schaut die Welt seither auf den Nahen Osten.
Gleichzeitig gewann das Diskussionsthema unerwartet an Aktualität. Ein Blick in die Nachrichten zeige, „wie stark der Antisemitismus nach wie vor in Deutschland verwurzelt und wie sehr er inzwischen ein Teil des Alltags geworden ist“, sagte der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Euskirchen, Klaus Voussem, als er am Montag im Euskirchener Office Park rund 25 Frauen und Männer begrüßte, die gekommen waren, um David Klapheck zuzuhören.
Hubert Dobers hatte Klapheck nach Euskirchen eingeladen
Den Kontakt zu dem 58-Jährigen hatte der Vorsitzende der Senioren-Union, Hubert Dobers, hergestellt. Klapheck ist seit 2017 Geschäftsführer der rund 4000 Mitglieder starken Synagogengemeinde Köln. Er berichtete über seine Arbeit, über das Gemeindeleben, die lange Geschichte seiner Familie – und natürlich über den Krieg und seine Folgen.
Bis vor wenigen Tagen, so erzählte Klapheck, war er der Meinung gewesen, er habe in den Medien schreckliche Bilder aus Israel gesehen. Dann jedoch habe ihm ein Verwandter, der dort lebt, per WhatsApp Bilder geschickt, die für ihn bis dahin nicht vorstellbar gewesen seien. „Mir fehlen dazu die Worte“, sagte er, um dann doch eine der Aufnahmen zu beschreiben, womit er in der Runde sichtbar Betroffenheit auslöste.
Geschäftsführer der Synagogengemeinde Köln berichtet von Schutzmaßnahmen
„Dass das nicht ohne Reaktion bleiben kann, ist selbstverständlich“, fügte Klapheck mit Blick auf den angekündigten Gegenschlag Israels hinzu. Wegen des Konflikts fürchte er um seine Verwandten in Israel. „Es ist ein echter Horror.“
Wie stark Antisemitismus das Leben der Jüdinnen und Juden in Deutschland beeinflusst, wurde deutlich, als Klapheck Maßnahmen zum Schutz vor möglichen Anschlägen erwähnte. So sind die Fenster seines Büros in Köln mit schusssicherem Glas ausgestattet. Ein anderes Beispiel: Die Kinder und Jugendlichen, die das jüdische Gymnasium in Düsseldorf besuchen, wo Klapheck lebt, werden bis zum Ende der Unterstufe mit dem Bus zur Schule gebracht.
Eltern brachten ihre Kinder aus Angst nicht in die Kita
Als die Hamas den vergangenen Freitag als „Tag des Zorns“ ausgerufen habe, so Klapheck weiter, „war bei uns in Köln kein einziges Kind in den beiden Kita-Gruppen, die unsere Gemeinde dort betreibt“. Derart groß war die Angst der Eltern vor judenfeindlichen Attacken.
Klapheck erzählte auch von einem Gespräch zwischen ihm und seiner Frau. „Wenn es hier ganz schlimm wird“, habe er zu ihr gesagt, „wandern wir nach Israel aus. Dort ist es sicher.“ Damit sei es aber nun vorbei. Dass es der Hamas möglich war, das Land zu überfallen und mehr als 1000 Menschen zu töten, habe ein Trauma ausgelöst, „von dem Israel sich nicht so schnell erholen werden kann“.
Euskirchener CDU-Chef bekundet Solidarität mit dem israelischen Volk
Klaus Voussem nutzte die Veranstaltung, um seine und die Solidarität der Euskirchener CDU mit dem israelischen Volk auszudrücken. Zum Antisemitismus in Deutschland sagte der Landtagsabgeordnete: „Auf diesen Hass, der sich durch die Gesellschaft frisst und der durch die Sozialen Medien tausendfach verstärkt wird, hat unser Rechtsstaat bislang nur wenige Antworten gefunden.“
Judenfeindliche Äußerungen blieben in unserem Land häufig unwidersprochen, sagte Voussem, wobei der Antisemitismus zum Teil auch importiert sei. Gemeint waren damit Migranten, die ihren Judenhass in Deutschland offen artikulieren.
Darauf bezogen sich auch einige der Wortbeiträge nach David Klaphecks Vortrag. „Unsere unselige Vergangenheit“, also die NS-Zeit mit der Ermordung von Millionen von Jüdinnen und Juden, „muss Teil der Integrationskurse sein“, sagte etwa Hubert Dobers. „Auch kann jeder Einzelne in Gesprächen darauf hinwirken, dass die deutsche Vergangenheit nicht unter den Tisch fällt.“
Klapheck pflichtete ihm bei und ergänzte, man müsse gerade jungen eingewanderten Menschen verdeutlichen: „Du bist hier in Deutschland. Hier gibt es Normen, und daran hast du dich zu halten.“