Tradition und ModerneDachdeckerbetrieb Vohsen feierte sein 100-jähriges Bestehen

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Obermeister Herbert Poyck verleiht die Urkunde zum 100-jährigen Bestehen des Dachdeckerbetriebes Vohsen.

Obermeister Herbert Poyck übergab die Urkunde zum 100-jährigen Bestehen an die Vertreter aus drei Generationen der Betriebsgeschichte.

Der Familienbetrieb, der viele Dächer in Euskirchen gedeckt hat, feiert sein 100-jähriges Bestehen.

Lachend erinnerte sich Bert Vohsen an die frühen Arbeitsaufträge seines Vaters Hans Vohsen für den Familien-Dachdeckerbetrieb und nahm seine Zuhörer bei den Erzählungen mit auf eine Zeitreise. „Mein Vater ist damals mit dem Fahrrad und einem kleinen Anhänger, auf dem er einige Dachschindeln gestapelt hatte, bis nach Bad Münstereifel geradelt. Das kann man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen.“

Zwar liegt der beschriebene Auftrag schon viele Jahrzehnte zurück, dennoch zähle auch er zu den zahlreichen Momenten, die in der Geschichte des Betriebs bis heute unvergessen geblieben sind.

1924 machte sich Hans Vohsen in Euskirchen selbstständig

Tatsächlich liegt die Gründung sogar noch weiter in der Vergangenheit: Die drei Vohsen-Brüder können mittlerweile gemeinsam mit ihren Nachfolgern auf 100 bewegte Jahre zurückblicken. Ein Umstand, dem sie am Samstag ein großes Jubiläumsfest auf dem Firmengelände an der Frauenberger Straße mit zahlreichen Angestellten, Kunden und Partnern gewidmet haben.

1924 war es Hans (Senior) Vohsen, der sich in Euskirchen selbstständig machte und damals noch in der Gerberstraße neben dem ehemaligen Polizeirevier einen kleinen Dachdeckerbetrieb gründete. Seit dieser Zeit habe sich jedoch sehr viel verändert, und zwar nicht nur auf den Standort bezogen, erklärte Bert Vohsen.

„Es war immer eine gesunde Mischung zwischen Tradition und Moderne, der wir es zu verdanken haben, dass wir heute hier stehen.“ So sei Hans (Junior) Vohsen schon früh in die Fußstapfen seines Vaters getreten, und auch Ehefrau Elise Vohsen sei maßgeblich am Erfolg beteiligt gewesen.

Ich habe im Vorfeld ein wenig recherchiert, welche Dächer in Euskirchen von der Firma Vohsen stammen, und habe festgestellt, dass es fast alle sind.
Sacha Reichelt, Euskirchener Bürgermeister

„Unsere Mutter hat den Betrieb in kaufmännischen Belangen erst so richtig aufgestellt und hat sogar dafür gesorgt, dass wir an unseren aktuellen Standort umziehen konnten, da der alte für die Firma viel zu klein geworden ist.“ Eine ähnliche Aufteilung haben in dritter Generation auch die drei Brüder fortgesetzt, die mit Lutz Vohsen einen studierten Kaufmann in den Reihen haben, während sich Hanns und Bert Vohsen um das Handwerk selbst kümmerten.

„1989 hat Lutz den EDV-Bereich bei uns eingeführt. Ein Thema, mit dem Hanns und ich zunächst überhaupt nichts anfangen konnten, aber auch ein weiterer Meilenstein, um den Betrieb zukunftstauglich zu halten.“

Nicht nur der Euskirchener Bahnhhof verdankt dem Betrieb Vohsen sein Dach

Dieses zukunftsorientierte Denken und Handeln hat die Brüder auch frühzeitig dem Thema einer geeigneten Nachfolge nähergebracht. Die eigenen Töchter zeigten nur wenig Interesse, dem Dachdeckerhandwerk nachzugehen, und so sah sich das Trio nach anderen Möglichkeiten um. „Wir haben schon 2012 unseren Mitarbeiter Dirk Schindler bei seiner Meisterprüfung unterstützt und ihn die nächsten acht Jahre an die Leitung des Betriebes herangeführt“, so Bert Vohsen.

Dirk, Ruth und Marcel Schindler posieren in der Werkstatt für ein Foto.

Dirk, Ruth und Marcel Schindler (v.l.) führten ihre Gäste bei zahlreichen Rundgängen über das Firmengelände.

Ein Umstand, über den Dirk Schindler, der 2020 den Betrieb übernahm, sehr glücklich sei, wie er während der Jubiläumsfeier betonte. „Ich konnte mich mit Netz und doppeltem Boden langsam an alle Aufgaben herantasten und kann auch heute noch mit Fragen jederzeit zu den Dreien gehen.“

Mit Ehefrau Ruth Schindler an der Seite, die seit 35 Jahren in kaufmännischen Berufen tätig war, und Sohn Marcel Schindler, der vor vier Jahren seine Meisterprüfung absolvierte, könne er sich kaum bessere Voraussetzungen für einen auch in Zukunft erfolgreichen Betrieb vorstellen. „Es ist nicht einfach, sich in der heutigen Zeit mit einem Betrieb und damals 20 Mitarbeitern selbstständig zu machen. Dennoch habe ich den Schritt niemals bereut.“

Diese mutige Entscheidung wusste am Samstag auch Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt zu würdigen. „Ich habe im Vorfeld ein wenig recherchiert, welche Dächer in Euskirchen von der Firma Vohsen stammen und habe festgestellt, dass es fast alle sind“, scherzte er. So hätten beispielsweise der Bahnhof, das Postamt, das Arbeitsamt und das alte Rathaus seine Bedachung dem Familienbetrieb zu verdanken.

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