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„Extremstandort“Amerikanische Bäume aus Italien in Euskirchener Fußgängerzone gepflanzt

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die ersten Stechpalmen, die in der Neustraße im Zuge der Sanierung gepflanzt worden sind.

Die ersten neuen Bäume an der Neustraße in Euskirchen sind gepflanzt. Weitere folgen im Rahmen der Sanierung der Fußgängerzone.

Die Euskirchener Fußgängerzone wird grüner. Die Stadt Euskirchen setzt dabei aber nicht auf heimische Bäume, weil der Standort zu extrem sei.

In der Euskirchener Innenstadt geht es international zu. Die Stechpalmen, die die Mitarbeiter des Technischen Dienstes an der Neustraße gepflanzt haben, heißen nämlich Ilex „Nellie R. Stevens“. Eine amerikanische Baumsorte, die aus einer Kreuzung zwischen Ilex cornuta und Ilex aquifolium entstand. Soweit das Biologische.

Die Euskirchener Stechpalme kommt aber nicht etwa aus Amerika – sie ist in Italien gezüchtet worden. Dort wurden die Bäume laut Euskirchens Pressesprecher Tim Nolden geordert und dann in die Kreisstadt gebracht. Die ersten vier Stechpalmen sind zwischen dem Alten Markt und der Berliner Straße bereits vor Weihnachten gepflanzt worden.

Euskirchen: Bäume wachsen im Jugendstadium in Italien besser

Doch warum werden in der Euskirchener Fußgängerzone italienische Stechpalmen aus Amerika gepflanzt? „Ilex Hochstämme wachsen im Jugendstadium in Italien besser und werden daher meist von dort bezogen“, berichtet Nolden auf Anfrage dieser Redaktion: „Wenn eine Baumschule eine Sorte nicht in einer bestimmten Größe vorrätig hat, kauft sie diese bei anderen Baumschulen an. Dieses ist europaweit ein gängiges System.“

Die Bäume stehen ausschließlich auf der Ostseite der Neustraße. Aktuell fügen sie sich gut ins neue Pflaster der Fußgängerzone ein – wenn man auch bei dem einen oder anderen Geschäft das Gefühl hat, dass sie schon recht nah an der Fassade platziert sind: beispielsweise bei Optik Jahn.

Es handelt sich um Extremstandorte, auf denen viele heimische Arten nicht mehr wachsen können oder jahrelang vor sich hin krepieren.
Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen

Die Stadt verweist mit Blick auf die neuen Bäume darauf, dass es sich bei den Standorten in der Innenstadt um keine typischen Standortverhältnisse für heimische Pflanzen handelt. „Dort herrschen Trockenheit, Abwärme von Bauwerken und Pflastersteinen und Bodenverdichtung. Es handelt sich um Extremstandorte, auf denen viele heimische Arten nicht mehr wachsen können oder jahrelang vor sich hin krepieren“, so Nolden. Daher greife man in der Innenstadt mehr und mehr auf Veredlungen oder auch südländische Pflanzen zurück.

So beispielsweise bei der Sanierung der Breite Straße. Dort standen vor der Sanierung 16 Blutpflaumen, die ursprünglich aus Frankreich stammen. Nach der abgeschlossenen Sanierung stehen an der Breite Straße nun 26 Bäume. Die Stadt wählte erneut die Blutpflaume aus.

Das Bild zeigt ein Beet an der Neustraße in Euskirchen. Der Baum ist gefällt worden, das Beet sieht wenig einladend aus.

Schön ist anders: Die alten Standorte samt Beete werden aber im Zuge der Sanierung der Fußgängerzone aufgehübscht. Und auch Bäume werden wieder gepflanzt.

Laut Nolden werden in der Fußgängerzone noch weitere Bäume gepflanzt – schließlich ist die Sanierung zwischen Berliner Straße und Wilhelmstraße noch lange nicht abgeschlossen. Dort sollen aber keine Stechpalmen, sondern amerikanische Amberbäume der Sorte Moraine gepflanzt werden. Acht Bäume seien vorgesehen, berichtet Nolden.

Der Liquidambar styraciflua Moraine (Amerikanischer Amberbaum) erweist sich als außerordentlich frosthart und robust. Aufgrund der schmal pyramidalen Krone wird diese Sorte gerne als Allee- oder Straßenbaum gepflanzt. Nolden zufolge hat die Pflanzung der bisherigen Stechpalmen pro Baum etwa 2000 Euro gekostet.

Auch in Zülpich setzt man seit dem vergangenen Jahr auf eine nicht gerade Eifeler Baumart: die Hanfpalme. Etwa 45 davon stehen im Bereich der Badestelle im Seepark, um den Gästen bei Sonnenschein Schatten zu spenden. Und davon braucht es an heißen Sommertagen an der selbsternannten Zülpicher Riviera natürlich reichlich.

Die im Seepark Zülpich gepflanzten Hanfpalmen seien unter den Palmenarten vergleichsweise winterhart und können in Mitteleuropa problemlos gedeihen, berichtet Jan Blatzheim, Pressesprecher der Seepark gGmbH auf Anfrage.

Der für das Gesamtprojekt „Grüne Arena“ beauftragte Fachplaner habe die Art als besonders standortgerecht eingestuft und verweise auf die insbesondere in der Winterzeit in der Toskana gegebenen ähnlichen klimatischen Verhältnisse im Vergleich zur Voreifel-Region und Zülpicher Börde.

„In extrem kalten Perioden ist es dennoch ratsam, die Pflanzen zusätzlich abzudecken. Unsere Palmen wurden zunächst mit einem speziellen Stoff an Stamm und Kronenansatz geschützt“, so Blatzheim: „In einem zweiten Schritt wurde dann das Blattwerk der Krone abgedeckt, um es vor Nässe und Kälte zu schützen. So werden die Palmen an der Zülpicher Riviera noch viele Sommer für reichlich Schatten am Strand sorgen.“