Das Haus, in dem in der Innenstadt in Euskirchen früher der Juwelier Christ war, wird abgerissen. Das benachbarte AOK-Haus wird erweitert.
Neubau in der InnenstadtDas AOK-Haus in Euskirchen erhält einen Zwilling
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In der Neustraße soll ein weiteres Gebäude einem Neubau weichen. Dieser wird eine Einheit mit dem AOK-Haus nebenan bilden.
Copyright: Johannes Bühl
In der Neustraße 28, in der Euskirchener Fußgängerzone, soll das Haus, in dem früher das Juweliergeschäft Christ untergebracht war, abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden. Er grenzt, so die Planung, an der Rückseite an die Straße An den Kapuzinern und ist als Erweiterung des rechten Nachbargebäudes (Neustraße 24-26) konzipiert. Auch dabei handelt es sich um ein neues Haus. Es wurde im vergangenen Jahr fertiggestellt und beherbergt seither die AOK-Geschäftsstelle.
Im städtischen Ausschuss für Umwelt und Planung äußerten mehrere Fraktionen Bedenken. Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, dem Bauvorhaben zuzustimmen. Möglich ist dies nur mit einer Reihe von Befreiungen von den Vorgaben des Bebauungsplans 34a, der unter anderem an der Neustraße maximal drei Geschosse erlaubt. Das geplante Wohn- und Geschäftshaus, das sozusagen als Zwilling des AOK-Gebäudes gedacht ist, soll dort aber vier Etagen haben. Der Ausschuss folgte der Verwaltung einstimmig, allerdings mit zehn Enthaltungen.
Bereits im Jahr 2019 wurde in Euskirchen über das Haus debattiert
Die jüngste Diskussion ähnelte jener im Jahr 2019, als der Ausschuss sich mit der Innenstadt und den Plänen für das Haus 24-26 befasst hatte. Auch dieses Gebäude sei mit Befreiungen vom Bebauungsplan genehmigt worden, sagte Bürgermeister Sacha Reichelt (CDU). Vor diesem Hintergrund würde er sich jetzt schwertun, den neuen Antrag abzulehnen: „Das wäre rechtlich nicht in Ordnung.“
Der Entwurf sieht im Erdgeschoss eine Ladenlokalfläche von rund 360 Quadratmetern vor, im ersten und im zweiten Obergeschoss insgesamt vier Büros und im dritten Obergeschoss zwei Penthouse-Wohnungen. Umzusetzen ist dieses Konzept nur, indem die Grenzen überschritten werden, die der Bebauungsplan vorgibt.
Das heißt unter anderem: Die zulässige Anzahl der Vollgeschosse in allen Bereichen des langgestreckten Grundstücks wird um bis zu zwei Geschosse überschritten, die Traufhöhe an der Kapuziner-Seite um knapp 3,80 Meter, die Traufhöhe an der Neustraße um 4,51 Meter. Diese Daten nannte Fachbereichsleiter Thorsten Sigglow.
Euskirchener denken über Neufassung des Bebauungsplans nach
Die Begrenzung auf eine dreigeschossige Bauweise entlang der Neustraße lasse sich „aus heutiger Sicht städtebaulich nicht mehr begründen“, hieß es in der Sitzungsvorlage. Und: „Die Verwaltung befürwortet die Befreiung von den festgesetzten Höhen und Geschossigkeiten für ein abgerundetes Stadtbild.“ Überdies sehe sie derartige Bauvorhaben „als Vorbild- und Impulsprojekte, um die bauliche und architektonische Modernisierung der Innenstadt voranzubringen“.
Die Gebäude 24-26 und 28 sollen einen Gesamtkomplex bilden, wobei die Treppenhäuser im AOK-Haus auch der Erschließung des Neubaus dienen werden. Die neue Fassade soll der bereits bestehenden Fassade angepasst werden, was bei der SPD gar nicht gut ankommt. Janosch Pietrzyk und sein Fraktionschef Michael Höllmann regten an, dem Investor mit auf den Weg zu geben, dass in Euskirchens „Vorzeigestraße“ (Höllmann) etwas mehr Abwechslung und Einfallsreichtum wünschenswert wären, wenigstens bei Farbgestaltung und Fenstergröße.
Dorothee Kroll (Bündnis 90/Die Grünen) stört sich vor allem an der Überschreitung der Traufhöhen um mehrere Meter. Mit Blick auf die Genehmigung des Nachbargebäudes sagte sie: „Wir haben schon damals große Bedenken geäußert. Warum also sollten wir jetzt dafür sein?“
Armin Flucht (CDU) sprach von einem Wust an Befreiungen, der „ein bisschen grenzwertig“ sei. Er schlug vor, über eine Neufassung des Bebauungsplans nachzudenken, um mit künftigen Bauvorhaben in der Fußgängerzone anders umgehen zu können. Trotz aller Kritik: Gegenstimmen registrierte der Ausschussvorsitzende Klaus Voussem (CDU) am Ende nicht.