Ein Film gegen das Tabu soll es sein, den der Paritätische Euskirchen in der Aktionswoche „Seelische Gesundheit“ im Kino zeigt.
AktionswocheParitätischer zeigt im Cineplex Euskirchen Film über Depressionen
„Einsamkeit und psychische Erkrankungen, das sind Themen, die den Menschen unter den Nägeln brennen“, sagt Michael Kehren, Geschäftsführer des Paritätischen in Euskirchen. Die Voraussagen der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass die Depression 2030 in den Industrienationen Volkskrankheit Nummer eins sein wird, halten weder Kehren noch die Sozialarbeiterinnen Nadine Augustiniak und Lea Pauls für überzogen.
120 Selbsthilfegruppen im Kreis Euskirchen
Seelische Erkrankungen sind in der Mitte der Gesellschaft längst angekommen. Dennoch gebe es bei Betroffenen immer noch Ängste vor Stigmatisierung, so Augustiniak, die mit Pauls in der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen tätig ist.
120 Selbsthilfegruppen gibt es im Kreis, die Nachfrage nach Austausch im Bereich psychischer Erkrankungen sei besonders hoch, in allen Altersklassen. „Etwa die Hälfte der Anfragen im Beratungsbereich hat damit zu tun“, sagt Augustiniak.
Neue Gruppe für Menschen, die unter Einsamkeit leiden
Und als kürzlich in dieser Zeitung eine Meldung erschien, in dem auf eine neue Gruppe für Menschen ab 60 Jahren hingewiesen wurde, die unter Einsamkeit leiden, meldeten sich so viele, dass man 35 vorerst auf eine Warteliste setzen musste.
Anlässlich der Aktionswoche „Seelische Gesundheit“, die bundesweit vom 10. bis zum 20. Oktober stattfindet, hat sich der Wohlfahrtsverband etwas Besonderes einfallen lassen: Am Dienstag, 15. Oktober, 19 Uhr, wird im Cineplex-Kino der Dokumentarfilm „Expedition Depression“ zu sehen sein.
Es ist immer noch ein Tabu, über Depressionen offen zu reden
„Wir wollen das Thema mehr in die öffentliche Wahrnehmung rücken“, so Kehren. Das Kino sei ein öffentlicher Raum, biete aber Schutz, sobald das Licht ausgehe. Geplant ist, dass im Vorfeld Betroffene einige Worte ans Publikum richten. „Und natürlich sind wir vor Ort auch ansprechbar und haben Informationsmaterial dabei“, sagt Pauls.
Vielleicht könne man mit so einer Aktion auch Menschen erreichen, die sich bisher nicht aus der Deckung gewagt hätten, hofft Kehren. Denn obwohl gewiss „jeder jemanden kennt, der von Depressionen betroffen ist“, wie Augustiniak meint, sei es nach wie vor ein Tabu, offen über die Erkrankung zu sprechen.
Mit Psychotherapie und Medikation gut behandelbar
„Es gibt nicht die eine Depression, es ist eine Erkrankung mit vielen Facetten“, erklärt Lea Pauls. Die gute Nachricht sei, dass man Depressionen in der Regel gut behandeln könne, vor allem mit Psychotherapie und Medikation.
Leider sei die Wartezeit für einen Platz beim Therapeuten oftmals sehr lang. „Selbsthilfegruppen können keine Therapie ersetzen, aber Hilfe zur Selbsthilfe geben und die Wartezeit überbrücken helfen“, sagt der Geschäftsführer.
Die Aktionswoche steht unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“. Tatsache ist, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage von Beschäftigten aufgrund psychischer Erkrankungen stetig steigt, „ebenso der Anteil der Menschen, die deshalb teilweise oder komplett erwerbsunfähig werden“, weiß Kehren. Die seelische Gesundheit der Mitarbeitenden sollte also in Zeiten des Fachkräftemangels auch im hohen Maße im Fokus von Arbeitgebern stehen.
Kostenloser Kinoabend
Mit einem kostenlosen Kinoabend im Cineplex Euskirchen möchte der Paritätische helfen, das Thema „Depression“ aus der Tabuecke zu holen. Gezeigt wird am Dienstag, 15. Oktober, ab 19 Uhr der dokumentarische Film „Expedition Depression“. Im Mittelpunkt stehen fünf junge Menschen, die die Filmemacher auf einer Reise durch Deutschland begleiten, auf der sie ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen nachgehen und sie erkunden.
Das Filmangebot des Paritätischen in Euskirchen, das im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Seelische Gesundheit“ stattfindet, wird durch die Förderung durch die Krankenkassen ermöglicht und richtet sich an Betroffene wie an Multiplikatoren.
Weitere Infos und Zugang zur Ticketreservierung gibt es auf der Internetseite des Paritätischen.