Besucher des Simon-Juda-Marktes müssen in diesem Jahr mit mehr Kontrollen rechnen. Der Landrat hat eine strategische Fahndung angesetzt.
Simon-Juda-Markt EuskirchenWarum die Polizei so präsent und wie teuer die Kirmes ist
Die Euskirchener Kirmes ist eröffnet, fast schon traditionell mit dem Fassanstich von Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt. Wer am Freitagnachmittag über den Kirmesparcours zwischen dem Alten Markt und dem Charleviller Platz schlenderte, dürfte sich vor allem über die hohe Polizeipräsenz und die zahlreichen Mitarbeiter der städtischen Ordnungsbehörde in der Innenstadt gewundert haben.
Immer wieder wurden Besucher angesprochen und durch die Polizisten kontrolliert. „Es gibt keinen konkreten Verdachtsmoment. Aber eine der größten Veranstaltungen im Kreis Euskirchen bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit der Polizei bezogen auf die Sicherheitslage“, sagte Landrat Markus Ramers, der auch Behördenleiter der Polizei ist.
In dieser Funktion hat Ramers bereits vor einigen Tagen die strategische Fahndung ausgerufen. Die zielt unter anderem darauf ab, Kriminalität zu bekämpfen und rechtsfreie Räume zu verhindern. „Die Menschen sollen hier unbeschwert feiern. Zwischenfälle auf Großveranstaltungen haben den Leuten in den vergangenen Monaten Sorgen bereitet. Entsprechend versuchen wir, das Sicherheitsgefühl zu stärken“, so Ramers.
Euskirchen: Polizei soll Sicherheitslage bei Kirmes stärken
Die strategische Fahndung sei räumlich und zeitlich begrenzt, ergänzt Franz Küpper, Pressesprecher der Polizei. Die Maßnahme sei vor einigen Tagen angelaufen und gelte zunächst bis zum 10. November. In dieser Zeit seien Kontrollen ohne konkreten Anlass erlaubt.
„Unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit können Personen kontrolliert und nach ihrer Identität befragt werden. Auch mitgeführte Gegenstände sowie Fahrzeuge können in Augenschein genommen werden“, so Küpper: „Die sichtbare Präsenz der Polizei und die Möglichkeit verdachtsunabhängiger Kontrollen haben eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Täter.“
Bundespolizei kontrolliert am Euskirchener Bahnhof
Zumal laut Küpper im Bereich der Euskirchener Innenstadt – unabhängig von der Kirmes – „im Vergleich zum restlichen Stadtgebiet fast ein Viertel der Delikte stattfinden“. Und so war am Freitag auch die Bundespolizei am Euskirchener Bahnhof im Einsatz und kontrollierte Reisende. Durchaus erfolgreich: Bereits nach wenigen Minuten wurden laut Küpper geringe Mengen von Drogen sichergestellt. Der Mann sei aber auf dem Weg nach Köln gewesen und nicht zur Kirmes.
Dort herrscht bis Montagabend ein Cannabiskonsumverbot. Auch Messer jeglicher Art dürfen Küpper zufolge nicht mitgeführt werden – auch kein Taschenmesser. Gleiches gelte für Pfefferspray, was Frauen schon mal gerne zur Sicherheit in der Handtasche haben. An einigen Stellen entlang des Kirmesparcours' weisen gelbe Schilder darauf hin. Wie Küpper am Freitag gegen 18.10 Uhr berichtete, nahm die Polizei einen 35 Jahre alten Mann fest, gegen den ein Haftbefehl vorlag.
Ordnungsbehörde funkt zum ersten Mal in eigener Gruppe
Wer sich das Team der Ordnungsbehörde etwas genauer anschaut, sieht, dass viele einen Knopf im Ohr haben. Die Kommunikation zwischen Ordnungsamtsmitarbeitern, Deutschem Roten Kreuz, Feuerwehr und Polizei wird in diesem Jahr zur Kirmes auf ein neues Niveau gehoben.
Laut Jan-Christoph Neitscher, Leiter der Ordnungsbehörde, hat die Stadt erstmals beim Kreis eine eigene Funkgruppe im Digitalfunk beantragt. Die dient der Kommunikation untereinander. Laut Markus Neuburg, Chef der Rettungsleitstelle, ist das NRW-weit für eine Veranstaltung wie eine Kirmes eine Premiere.
Zudem gibt es eine gemeinsame Funkgruppe aller Organisationen – inklusive Notfallknopf, der den Kanal sofort öffnet. „Wir haben extra Funklehrgänge besucht und sind fest davon überzeugt, dass das nur Vorteile mit sich bringt“, sagt Ordnungsbehörden-Mitarbeiterin Marie-Ann Mandt. Einige der städtischen Mitarbeiter tragen am Freitag auch ein stichfeste Weste.
Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt glückte der Fassanstich
Die hatte Bürgermeister Sacha Reichelt beim Fassanstich nicht an. Frisch aus dem Urlaub zurück, verkündete er, dass „O'zapft is!“ Gerne hätte Reichelt den Job mit einem einzigen Schlag erledigt – es waren dann doch einige Schläge mehr nötig. „Das Fass oder ich. Einer wird es unbeschadet überstehen“, so Reichelt im Vorfeld.
Es sollte der Bürgermeister sein. Eine Tradition wie die Kirmes, so Reichelt, müsse man mit allen Mitteln bewahren. „Wir dürfen uns so etwas nicht kaputt reden lassen. Das müssen wir uns bewahren, weil es ein Stück Heimat ist“, so der Verwaltungschef.
Auch an den kommenden Tagen will die Polizei auf Kirmes präsent sein. Am Sonntag wird die Kriminalprävention ab 14 Uhr mit einem Stand an der Ecke Carmanstraße/Bergerstraße vertreten sein. Auch werden weiterhin die Besucher gezielt kontrolliert. Küpper ist es wichtig zu betonen: „Die Menschen können unbeschwert über die Kirmes gehen.“
Der Wochenmarkt am Samstag wird wegen der Kirmes vom Annaturmplatz in die Straße Am Kahlenturm verlegt. Die Öffnungszeiten der Kirmes sind: Samstag, 14 bis 24 Uhr (Zelt bis 1 Uhr); Sonntag, 11 bis 22 Uhr; Montag, 12 bis 22 Uhr (Fahrgeschäfte ab 14 Uhr).
So teuer ist die Euskirchener Kirmes
Vor dem Besuch des Simon-Juda-Marktes lohnt es sich, die erwartbaren Kosten grob zu überschlagen. Denn gerade für Familien mit Kindern kann der Kirmes-Spaß schnell teuer werden.
Aus Richtung Alten Markt kommend, bietet sich ein kurzer Stopp zum Essen an. Frittierte Champignons kosten ohne Soße 5 Euro – mit Kräutersoße oder Knoblauch 6 Euro. Sabrina Cremanns erklärt die Kosten mit gestiegenen Preisen für die Pilze und deren Verarbeitung.
Aber auch gestiegene Standgebühren und Energiepreise fielen ins Gewicht. Der 41-Jährigen zufolge sind die Kosten für die Champignons an ihrem Stand seit der Herbstkirmes im vergangenen Jahr aber stabil geblieben.
Guido Sandführer bietet eine Auswahl an Fleischgerichten
Eine Auswahl an Fleischgerichten hat Guido Sandführer im Angebot, wenn es nicht beim vegetarischen Auftakt bleiben soll. Der Klassiker Pommes mit Currywurst liegt hier bei 8 Euro. Je nach Stand bezahlt man 50 Cent bis einen Euro mehr. Die Zahlen geben aber keine Auskunft über die Größe oder Qualität der Portionen – hierfür lässt sich der Selbsttest nur schwer ersetzen.
Auch der 55-jährige Guido Sandführer sagt, dass bei ihm die Preise unverändert seien. „Wenn ich mich vor meinen Stand stelle und denke, dass es zu teuer ist, funktioniert etwas nicht“, so Sandführer mit Blick auf seine Preisschilder. Jedoch berichtet auch er, dass die Kosten für den Wareneinsatz enorm gestiegen seien.
Daher seien sowohl die Größe seines Teams als auch die des Verkaufswagens reduziert worden. Um dem Rechnung zu tragen, habe er den Lavasteingrill, der sonst ein gutes Stück weiter weg gestanden hatte, direkt neben den Wagen gestellt. „Kürze Laufwege“, sagt Sandführer dazu.
Wie viel Entenangeln, Dosenwerfen und „Break Dancer“ kosten
Eine Runde Entenangeln könnte nach einem kleinen Verdauungsspaziergang genau das Richtige sein. Zehn Enten können für 5 Euro geangelt werden. Die Vergünstigungen bei höheren Entenzahlen variieren je nach Stand: entweder 10 Euro für 22 und 15 Euro für 38 Enten oder 9 Euro für 21 und 15 Euro für 43 Enten.
Beim Dosenwerfen können die Kirmesbesucher ihr Glück versuchen – oder ihr Können zeigen. Ein Spiel mit drei Bällen kostet 5 Euro, drei Spiele 12 Euro. „Dafür gibt es auch gute Trostpreise und nicht bloß Radiergummis“, sagt Standbesitzer Robert Kropp (57) schmunzelnd.
Etwas mehr Action gibt's bei den Fahrgeschäften: Für eine Runde mit dem „Break Dancer“ sind 5 Euro einzuplanen – sechs Fahrchips bekommt man für 25 Euro.
Feuerwerk erleuchtet Abend am Freitag
Für die Kleinen hält die Kirmes einige Attraktionen bereit. Michael Liebe zeigt auf die Fahrpreise des Kinderkarussells: eine Fahrt 3 Euro, vier Fahrten 10 Euro. Der 47-Jährige hat sich in diesem Jahr um das Feuerwerk gekümmert, auch laut Schausteller Günther Hündgen war er hierfür maßgeblich verantwortlich. Am Freitagabend werden die Feuerwerkskörper um 21:30 Uhr gezündet.
Eine kühle Erfrischung gehört auch zur Kirmes: 0,2 Liter Fassbier liegen bei 2,20 Euro. Softdrinks (0,33 Liter) kosten um die 3,50 Euro.
Die gebrannten Mandeln für den Heimweg haben von Stand zu Stand unterschiedliche Preise. 100 Gramm kosten grob um die 4 Euro, 400 Gramm etwa 12 Euro.