Polizeibeamte tranken in Euskirchen einen Kaffee mit den Bürgern – und sprachen über Probleme und Sorgen.
Coffee with a CopBeim Kaffee tauschen sich in Euskirchen Polizisten und Bürger aus
Einen Kaffee mit der Polizei trinken – dabei völlig unkompliziert über Probleme, Sorgen und Erlebtes quatschen. Genau das war am Freitag vor dem Veybach-Center in Euskirchen möglich. Dort suchten in lockerer Atmosphäre unter dem Motto „Coffee with a Cop“ zahlreiche Beamte, aus den unterschiedlichsten Bereichen, das Gespräch mit der Bevölkerung.
Die Idee, das Projekt, das nach Angaben von Polizeisprecher Franz Küpper aus den USA stammt, nach Euskirchen zu holen, hatte die Kreispolizeibehörde bereits vor zwei Jahren. Doch zunächst Corona und dann die Flut hätten die Pläne durchkreuzt. „Wir wollen mit der Aktion auch die Distanz zwischen Bürgern und der Polizei abbauen“, erläuterte Pressesprecher Küpper.
Und das funktioniert vor dem Veybach-Center auch gut. Viele Euskirchener schauen sich das Ganze aber dann doch zunächst mit einer gewissen Portion Respekt an. Und natürlich fehlt auch der flapsige Spruch nicht, dass man noch nie so viele Polizisten in Euskirchen an einem Ort gesehen habe.
Viel zu tun hatte am Freitag Polizeihauptkommissar Peter Müller. Er ist Einstellungsberater bei der Euskirchener Polizei und beantwortete immer wieder Fragen rund um die Ausbildung. Er sagte aber auch: „Wir stehen hier eigentlich nicht, um Menschen für den Beruf anzuwerben, sondern um Gespräche zu führen.“ Wenn natürlich beides in einem Aufwasch möglich ist – umso besser.
Die Euskirchener schütten der Polizei ihr Herz aus
Den Bezirksbeamten Dirk Wiedenau, Roger Kath und Hartmut Dunker schütteten die Euskirchener an diesem Tag oftmals ihr Herz aus. So wie die Frau, die sich nach eigenen Angaben unwohl fühlt, wenn sie im Penny an der Kommerner Straße einkaufen geht. „Sie berichtete, dass sie sich mitunter von der Trinkszene belästigt fühle“, so Dunker: „Und dass es überhaupt nichts bringe, in solchen Fällen die Polizei zu rufen.“ Der Bezirksbeamte ermutigte die Frau, die Beamten zu verständigen, wenn sie sich belästigt fühle. Dafür sei man schließlich da, sagt Dunker.
Sein Kollege Wiedenau sagte, dass der Respekt und die Freundlichkeit gegenüber den Beamten vielerorts verloren gegangen seien. „Dennoch macht mir der Beruf Spaß“, sagte Wiedenau. Vor allem der Wechsel vom Streifendienst zum Bezirksdienstbeamten habe dazu seinen Teil beigetragen. Der Grund: der nun fehlende Schichtdienst.
In der Stadt mangelt es an subjektivem Sicherheitsgefühl
Was vielen Euskirchenern fehlt: das subjektive Sicherheitsgefühl. „An Orten wie dem Bahnhof oder der Fußgängerzone halte ich mich mittlerweile ungern auf. Vor allem in den Abendstunden“, sagte eine Euskirchenerin. Auch das Viehplätzchen sei ein Viertel, das „schwierig für Frauen“ sei.
Die Euskirchenerin Beate Strick parkt nach eigenen Angaben abends ungern im Parkhaus. „Dort habe ich immer ein komisches Gefühl“, so die 51-Jährige. Sie sei froh, wenn ihr Mann dabei ist.
Die Beamten hörten zu, nickten verständnisvoll. Und erklärten die Lage, beispielsweise vor dem Penny, aus Sicht der Polizei. Der Bezirksdienstbeamte Dunker sagte: „Wenn die dort sitzen und trinken, können wir nichts machen.“ Aber es war der Austausch, der vor dem Veybach-Center im Vordergrund stand.
Mehr als 200 Getränke gaben Julia Redisiu und Burghard Stephan zwischen 10 und 16 Uhr aus ihrem 1972er Citroën HY, den sie zu einem Café Mobil umgebaut haben. Beide sind nicht das erste Mal in Euskirchen, in ihrer Funktion als „Kaffeelieferant“ für die Polizei dann aber schon. „Wir sind für 30 solcher Veranstaltungen gebucht worden“, erklärte der Barista.