In Euskirchen plant die Verwaltung ein Fachgremium, das Bauprojekte beurteilen soll. Diese Idee kommt nicht bei allen gut an.
Bewertung von BauvorhabenStadt Euskirchen will Fachgremium gründen – Politik skeptisch
Die Stadtverwaltung will in Euskirchen einen Gestaltungsbeirat etablieren. In der Politik bestehen allerdings Vorbehalte, wie eine Diskussion im Ausschuss für Umwelt und Planung zeigte. Er beschloss, die Fraktionen in einer kleineren Runde weiterberaten zu lassen. Danach kommt das Thema wieder auf die Tagesordnung.
Beirat aus Fachleuten soll private und öffentliche Bauvorhaben beurteilen
Die Aufgabe eines Gestaltungsbeirats besteht darin, private wie öffentliche Bauvorhaben zu beurteilen – mit Blick auf stadtgestalterische, architektonische und ökologische Qualität. Je nachdem spricht er Empfehlungen aus, die helfen sollen, die Auswirkungen auf Stadt- und Landschaftsbild zu verbessern.
Der Beirat soll nach den Worten des Technischen Beigeordneten Wolfgang Honecker aus fünf Mitgliedern aus den Fachrichtungen Architektur, Landschaftsplanung und Städtebau bestehen, die unabhängig, neutral und ehrenamtlich tätig sind und lediglich eine Aufwandsentschädigung erhalten. In der Verwaltung würde eine Geschäftsstelle eingerichtet, die die Arbeit des Gremiums begleitet.
In NRW haben mehr als 50 Kommunen einen Beirat etabliert. Warum Euskirchen sich einreihen sollte, erklärte Honecker unter anderem mit den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, durch die viele historische Gebäude verloren gingen. Die Ersatzbauten seien unter wirtschaftlichen und materiellen Zwängen entstanden – mit der Folge, dass das Stadtbild „viel von seiner Attraktivität verloren“ habe. Deshalb bestehe Handlungsbedarf.
Experten warben für Beirat – CDU, FDP und Grüne fürchten um Einflussverlust
Wie Honecker warb im Ausschuss auch der Städtebau-Professor Rolf-Egon Westerheide für die Gründung eines Gestaltungsbeirats. Er war unter anderem acht Jahre Vorsitzender des Aachener Beirats. Eine derartige Expertenrunde „erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Formen von störender Architektur und schlechtem Städtebau verhindert werden“, sagte er. Der Beirat berate Bauherren, Architekten und die Verwaltung – und zwar, bevor der Bauantrag eingereicht werde.
Bei SPD und AfD kam das Konzept gut an, bei CDU, FDP und Grünen überwog die Skepsis. Sie befürchten, die Existenz eines Beirats könnte dazu führen, dass die Politik bei der Beurteilung größerer oder stadtbildprägender Bauvorhaben übergangen werde. Zudem drohe die Gefahr, dass Projekte sich verzögern oder gar verhindert würden.
Westerheide teilt diese Bedenken nicht. Der Rat könne seinen Einfluss wahren, erstens weil er die Geschäftsordnung festlege, zweitens weil er Fachleute aus seinen Reihen in die Beiratsarbeit integrieren könne. „Und wenn der Gestaltungsbeirat zum Verhinderungsbeirat wird, gehört er abgeschafft.“