Der Ex-Krankenhaus-Manager, der in Bonn vor Gericht steht, ist aus der U-Haft entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft hat Beschwerde eingelegt.
Stiftung Marien-HospitalFrüherer Euskirchener Klinikchef auf freien Fuß gesetzt

Die 18. Große Strafkammer hatte in der vergangenen Woche einen Haftverschonungsbeschluss zugunsten des Angeklagten gefasst. Jetzt wurde er aus dem Gefängnis entlassen.
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Der ehemalige Geschäftsführer der Stiftung Marien-Hospital Euskirchen, dem in Bonn der Prozess gemacht wird, ist nach knapp 14 Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das teilte am Mittwoch die Sprecherin des Landgerichts, Gerlind Keller, auf Anfrage mit. Die Staatsanwaltschaft hat den Ex-Klinikchef wegen Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Er und zwei Mitangeklagte sollen einen finanziellen Schaden in Höhe von 6,6 Millionen Euro zulasten der Stiftung verursacht haben.
Die 18. Große Strafkammer des Landgerichts hatte in der vergangenen Woche auf Antrag der Verteidigung einen Haftverschonungsbeschluss gefasst. Er ist an Auflagen geknüpft, die der 42 Jahre alte Angeklagte mittlerweile erfüllt hat, sodass er am Dienstagabend auf freien Fuß gesetzt wurde.
Am Abend durfte der 42-Jährige die JVA Siegburg verlassen
Vor der Entlassung sei die geforderte Sicherheitsleistung hinterlegt worden, ein Betrag in Höhe von 40.000 Euro, sagte Keller. Anschließend habe der ehemalige Krankenhaus-Manager die Justizvollzugsanstalt Siegburg verlassen dürfen. Eine weitere Auflage besagte, dass er seinen Reisepass abgeben musste. Zudem hat die Kammer festgelegt, dass er sich einmal pro Woche bei der Polizei zu melden hat.
Staatsanwalt Pascal Regh hatte gegen den Beschluss des Gerichts Beschwerde beim Oberlandesgericht (OLG) Köln eingelegt. Sie hat allerdings keine hemmende Wirkung – der Angeklagte durfte also nach Erfüllung der Auflagen trotz der Beschwerde aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Sollte jedoch das OLG der Beschwerde stattgeben, würde der Haftbefehl wieder in Vollzug gesetzt.
Das OLG Köln entscheidet über die Beschwerde der Staatsanwaltschaft
OLG-Pressedezernent Philipp Prietzke geht davon aus, dass das Beschwerdegericht sich nicht vor Ende dieser Woche mit der Angelegenheit befassen wird. Weil die Behörde noch nicht mit der elektronischen Akte arbeite und die Beschwerde üblicherweise zuerst der Generalstaatsanwaltschaft und erst dann dem OLG zugeleitet werde, könne sich das Verfahren über mehrere Tage erstrecken.
Die Verteidigung des 42-Jährigen hatte das erste Mal im Dezember beantragt, den Haftbefehl gegen ihren Mandanten aufzuheben oder außer Vollzug zu setzen. Rechtsanwalt Alexander Paradissis argumentierte, die Beweisaufnahme habe bis dahin ergeben, dass kein dringender Tatverdacht mehr gegen den ehemaligen Geschäftsführer bestehe. Außerdem entfalle der Haftgrund der Fluchtgefahr. Das aber verneinte die Kammer um den Vorsitzenden Richter Thomas Poell. Sie schloss sich damit einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft an. Daraus ergab sich, dass der Angeklagte zum zweiten Mal in Folge Weihnachten im Gefängnis verbringen musste.
Die Lage änderte sich, als der ehemalige Geschäftsführer im Januar sein monatelanges Schweigen brach und ein Teilgeständnis ablegte. Richter Poell erklärte daraufhin, die Kammer werde den Aufhebungsantrag neu bewerten – zum einen wegen des neuen Einlassungsverhaltens, das der 42-Jährige an den Tag gelegt hatte, zum anderen mit Blick auf die mögliche Dauer des Prozesses, der seit Ende Oktober läuft.