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Aus Dornröschenschlaf erwachtKG Grün-Gold Flamersheim hat wieder einen Vorstand

Lesezeit 4 Minuten
Neun Mitglieder der KG Flamersheim tragen weiße Hemden, grüne Hosenträger und goldene Narrenkappen.

Zogen an Weiberdonnerstag durch Flamersheim und bewiesen, dass sie wieder da sind: Mitglieder der KG Grün-Gold Flamersheim.

Nach 11 Jahren Dornröschenschlaf ist die KG Grün-Gold wieder erwacht. Am Donnerstag zogen die Mitglieder in lässigen Outfits durchs Dorf.

Sie ist wieder da: die Karnevalsgesellschaft Grün-Gold Flamersheim. Elf Jahre ruhte das Vereinsleben praktisch komplett. Jeder zarte Versuch, den nun 52 Jahre alten Verein wiederzubeleben, endete mit einem internen Aschermittwoch. Nun sind die Grünröcke, wie die Mitglieder genannt werden, zurück auf der jecken Bühne. Noch ein bisschen leise, eher im Hintergrund – und nicht in Röcken.

Stattdessen modern, lässig, aber dennoch schick: weiße Sneaker, dunkle Hose, weißes Hemd, grüne Hosenträger und mit Fliege. „Wir haben ein Durchschnittsalter von 40 Jahren. Da passt das einfach“, sagt Philipp Kahnert. Der Flamersheimer ist Mitglied des sogenannten Elferrats, der die KG im vergangenen Jahr aus ihrem karnevalistischen Dornröschenschlaf wachgeküsst hat. Denn – wie könnte es für eine KG anders sein – beim ersten Treffen im März saßen elf Flamersheimer an der Theke „Beim Griechen“ an der Mönchstraße.

Das ist aber kein Ein-Mann-Verein. Ich bin zwar der Präsident, aber wir wuppen das alle gemeinsam.
Philipp Kahnert, Präsident der KG Grün-Gold

Dort mussten zunächst einmal die bürokratischen Dinge geklärt werden, denn einen Vorstand hatte der Verein in dem Sinne nicht mehr. Als neuer Präsident fungiert seit knapp einem Jahr Philipp Kahnert, der auch bei den Junggesellen aktiv ist. „Das ist aber kein Ein-Mann-Verein. Ich bin zwar der Präsident, aber wir wuppen das alle gemeinsam“, sagt er.

Aus den elf „Wiederbelebungsmitgliedern“ sind mittlerweile 30 KG-Anhänger geworden. Und die ersten Termine hat man in dieser Session natürlich auch schon hinter sich gebracht. So war eine Abordnung der Grün-Goldenen beispielsweise beim Tollitätenempfang im Kreishaus und beim ersten Karnevalszug in Kreuzweingarten-Rheder seit mehr als 30 Jahren. „Auch das gehört zur Brauchtumspflege. Und was gibt es Schöneres, als mit Freunden und befreundeten Vereinen Karneval zu feiern“, fragt Thorsten Justinger eher rhetorisch.

Der neue Orden der Flamersheimer kommt aus dem 3D-Drucker

Den ersten Auftritt nach der „Elferratssitzung“ im März hatte die KG sogar noch vor dem offiziellen Sessionsstart am 10. November bei der Proklamationssitzung in Dom-Esch – und da fiel auf, dass man künftig nicht mehr mit leeren Händen kommen möchte. Das Problem: Die alten Orden der KG hatten im vergangenen Jahrzehnt Staub angesetzt.

Was macht also eine KG, die sich modern und jung präsentieren möchte? Sie setzt auf Nachhaltigkeit und innovative Technik. Die KG-Mitglieder Jendrik Guse und Kai Schöckel entwarfen kurzerhand einen neuen Orden. Das Besondere: Er ist aus Maisstärke und kommt aus dem 3D-Drucker. „Die Produktion eines Ordens dauert etwa eineinhalb Stunden“, erklärt Kahnert.

KG Grün-Gold will nichts überstürzen

„Der Vorteil des Ordens ist, dass er unheimlich leicht ist. Gerade am Ende einer Session kann das ein Vorteil sein, wenn die Tollitäten gefühlt zehn Kilo Orden um den Hals hängen haben“, fügt Justinger schmunzelnd hinzu.

Elferrat, Orden, Hosenträger – alles bereit, um in der kommenden Session voll durchzustarten? Beispielsweise mit einem Festzelt auf dem Schulhof wie vor etwa 15 Jahren? Der Vorstand der neuen KG winkt ab. Man wolle langsam wachsen und nichts überstürzen, schließlich gebe es nichts Schlimmeres als ein nur halb gefülltes Zelt.

„Wir feiern gerne im Dorfgemeinschaftshaus. Wie sich die räumliche Situation im Ort für solche Veranstaltungen entwickelt, muss man sehen“, erklärt Kahnert. Auch Tollitäten werde es in der kommenden Session wohl nicht geben. Für die Zukunft ausschließen will das der Präsident aber nicht.

Der Präsident Philipp Kahnert sitzt mit Narrenkappe in einem Elektro-Rollstuhl.

Präsident Philipp Kahnert muss aktuell mit einem Elektro-Rollstuhl im Karneval unterwegs sein.

Aktuell sei man mit der Organisation des Rosenmontagszugs ausgelastet. Dabei arbeite man Hand in Hand mit dem Vorstand der AOV, der Vereinigung der Allgemeinen Ortsvereine, die offiziell der Veranstalter des Umzugs ist. Weil der Präsident, der aktuell auf Krücken angewiesen ist, beim Zoch mitmachen will, hat er sich einen „AOK-Shopper“ bei Ebay ersteigert. Mit dem Elektro-Rollstuhl will Kahnert im Rosenmontagszug dabei sein.

In Flamersheim hat sich zweiter Karnevalsverein gegründet

Und da bekanntlich doppelt besser hält, hat sich in Flamersheim ein zweiter Verein gegründet: die Tanzfreunde Flamersheim. Trainerin Simone Frings hat mit Leonie sogar schon ein Solomariechen gefunden. Und eine Nachwuchsgarde hatte an Weiberdonnerstag ebenfalls in den drei Kitas und der Grundschule in Flamersheim ihren großen Auftritt.

„Wir wussten beide nichts von unseren Vorhaben, freuen uns aber natürlich sehr, dass wir den Karneval im Ort gemeinsam wieder erlebbar machen wollen“, so Kahnert. Und so zogen die Mitglieder der KG und der Tanzfreunde am Weiberdonnerstag durch den Ort, machten an den drei Kindergärten und der Grundschule halt – eben so, wie es zuletzt vor 13 Jahren der Fall war. Die KG Grün-Gold Flamersheim ist halt wieder da.