Die Zuckerrübe stand beim Stadtfest in Euskirchen natürlich im Vordergrund, doch die Initiatoren sorgten thematisch für frischen Wind.
Knollenfest in EuskirchenVeranstalter von Besucherresonanz hellauf begeistert
Nicht nur als Süßungsmittel auf dem Frühstückstisch, auch wegen des charakteristischen Geruchs während ihrer Verarbeitung begleitet die Zuckerrübe die Euskirchener im Alltag. Kein Wunder also, dass dem vielseitig einsetzbaren Gewächs seit vielen Jahren ein eigenes Fest gewidmet ist. Auch an diesem Wochenende hatten die Mitarbeiter des Stadtmarketingvereins Zeus die für das Fest namensgebende Knolle in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, sorgten jedoch auch mit einigen Neuerungen für frischen Wind.
„Das Thema Nachhaltigkeit wird in allen Bereichen des Lebens immer wichtiger, natürlich auch in der Landwirtschaft“, erklärte der Zeus-Vorsitzende Christian Lange: „Für das Knollenfest haben wir uns daher dazu entschlossen, das Thema auch bei unserem kulinarischen Angebot einfließen zu lassen.“
Statt Besteck und Geschirr aus Plastik und Papier setze man auf Mehrweg-Alternativen. „Die Besucher bezahlen Pfand und geben das Geschirr später einfach wieder zurück. Auf diese Weise können wir bei so einer Großveranstaltung eine ganze Menge Müll einsparen.“
Erstmals hatten die Veranstalter auf dem Klosterplatz sogar einen Tag der Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Dort widmeten sich die Aussteller am Samstag komplett dem Thema Umwelt- und Naturschutz. „Selbst im eigenen Garten kann man mittlerweile so viel unternehmen, um bedrohten Insekten und anderen Kleintieren neuen Lebensraum zu schaffen“, betonte Kerstin Jonke vom Naturschutzbund (Nabu) Euskirchen.
Zehn Quadratmeter sollen ausreichen, um durch die Aussaat von heimischen Wildpflanzen den Erhalt der Artenvielfalt zu unterstützen. „Auch aufgehäufte Steine oder Hölzer dienen den Tieren als Unterschlupf, und für Wildbienen bietet sich ein kleiner Sandhaufen an“, so Jonke.
Umwelt- und Artenschutz waren wichtige Themen beim Knollenfest in Euskirchen
Das gesamte Ökosystem sei eng miteinander verzahnt und in vielen Bereichen voneinander abhängig. Mit wenigen Handgriffen könne man bereits dazu beitragen, es zu erhalten, stimmte Nabu-Mitarbeiterin Marion Zöller zu.
„Insekten brauchen den Nektar und die Pollen der Wildpflanzen als Nahrung. Vögel wiederum fressen Insekten und so zieht sich die Kette immer weiter“, so Zöller: „Wir können im eigenen Garten schon viel erreichen, und das alles ist auch noch wunderschön anzusehen.“
Dass die Tierwelt eng mit dem Menschen verbunden ist, zeigten auch die Mitarbeiter des Stadtmuseums in Kooperation mit der Kreisjägerschaft. „Hunde und Katzen sind als Haustiere längst Bestandteil vieler Haushalte. Kühe dienen zur Milch- und Fleischproduktion, während Elefanten hierzulande nach wie vor einen exotischen Charakter besitzen“, erklärte Museumsleiterin Dr. Heike Lützenkirchen zur aktuellen Ausstellung Tier und Wir.
Weiterer Meilenstein beim Wiederaufbau nach der Flut
Selbst Hirsche, denen man meist nur als Warnhinweise auf Straßenschildern begegnet, haben durch die Geschichte des St. Hubertus ihren Platz im Alltag gefunden, beispielsweise bei zahlreichen Schützenvereinen. „Wir übernehmen nicht nur für unsere Haus- und Nutztiere, sondern auch für die Fauna im Wald große Verantwortung. Darum ist es so wichtig, sich zu informieren“, betonte Bodo Weranek, Vorsitzender der Kreisjägerschaft.
Mit dem Besuch der Landwirte des Kreises widmeten sich Organisatoren und Aussteller am Sonntag wieder mehr den hiesigen Knollen, doch auch dabei blieb der Blick auf das Thema Nachhaltigkeit gerichtet. „Gemeinsam mit unserem Hauptsponsor Pfeiffer & Langen befassen wir uns unter anderem mit moderner Schädlingsbekämpfung, bei der nicht wie so häufig wie in der Vergangenheit die Chemiekeule ausgepackt werden muss“, berichtete Christian Lange.
Auf spielerische Art durfte auch der Nachwuchs bei Bastelaktionen mit Naturstoffen aktiv werden oder sein soeben erworbenes Wissen bei einem Umweltquiz erproben. „Man macht sich heute schon deutlich mehr Gedanken, ob man immer neue Sachen kaufen muss oder stattdessen auf Second-Hand-Ware zurückgreifen kann“, berichtete Besucherin Maria Körfer. Reparieren statt neu kaufen schone schließlich nicht nur die Umwelt, sondern auch die Geldbörse.
Um sich von dieser Flut an Informationen erholen zu können, sorgten zahlreiche Musiker wie die Band Chamäleon oder Sänger Torben Klein auf der Bühne am Alten Markt für Unterhaltung. Während der Nachwuchs mit Liedermacher Uwe Reetz den Platz in eine Tanzfläche verwandelte, genossen die Eltern einen ausgiebigen Schaufensterbummel am verkaufsoffenen Sonntag.
„Mit derartigen Veranstaltungen zeigen wir auch, dass sich die Stadt nach der Flut immer weiter aufrappelt und wir trotz der Handicaps in der Lage sind, das lebendige Stadtbild aufrechtzuerhalten“, freute sich Christian Lange. Die Resonanz sei „mega“ gewesen. Allein am Samstag seien laut Frequenzmesser mehr als 21.000 Besucher gekommen. „Gut möglich, dass wir mit dem Sonntag auf insgesamt 40.000 Besucher kommen.“