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Selbsthilfe seit 40 Jahren in EuskirchenKreuzbund-Gruppe Kuchenheim unterstützt Suchtkranke

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Trudi Fleischhauer (r.) und ihre Stellvertreterin  Renate Schmuck. Sie leiten die Kreuzbund-Gruppe Kuchenheim, die jetzt ihr 40-jähriges Bestehen feierte.

Trudi Fleischhauer (r.) und ihre Stellvertreterin Renate Schmuck leiten die Kreuzbund-Gruppe Kuchenheim, die jetzt ihr 40-jähriges Bestehen feierte.

Die Kreuzbund-Selbsthilfegruppe Kuchenheim ist schon 40 Jahre für suchtkranke Menschen da. Leiterin ist seit 25 Jahren Trudi Fleischhauer.

Als die Folgen ihrer Alkoholsucht für Trudi Fleischhauer immer schlimmer wurden, sagte sie sich: „Entweder hörst du jetzt auf mit dem Trinken oder du hast nicht mehr lange.“ So erzählt die 66-Jährige über jene Zeit, Ende der 1980er-Jahre, in der sie sich zu einer Therapie entschloss.

Am Anfang stand die Entgiftung im Euskirchener Krankenhaus

Sie begann mit einer Entgiftung unter ärztlicher Kontrolle im Euskirchener Marien-Hospital, an die sich eine sechsmonatige Entwöhnungsbehandlung in Wied im Westerwald anschloss. Seither ist sie trocken. „Es ist das A und O“, so Fleischhauer, „mit Expertenhilfe sein Verhalten zu ändern.“

Es ist aber auch wichtig, nach der Therapie nicht alleine gelassen zu werden. Unterstützung bietet zum Beispiel der Kreuzbund, ein Fachverband des Deutschen Caritas-Verbands. In seinen Sucht-Selbsthilfegruppen, so die Selbstbeschreibung, finden abhängigkeitskranke Frauen und Männer Rat und Hilfe, zum Beispiel in Kuchenheim. Die dortige Kreuzbund-Gruppe leitet Trudi Fleischhauer jetzt schon seit 25 Jahren.

Im Kreis Euskirchen haben sich einige Kreuzbund-Gruppen aufgelöst

Eine derartige Kontinuität ist nicht die Regel. Im Kreis Euskirchen jedenfalls haben sich in den zurückliegenden Jahren einige Gruppen aufgelöst, weil sich keine Leiterinnen oder Leiter mehr fanden, wie Fleischhauer berichtet. Auch die Runde in Kuchenheim ist geschrumpft, momentan kommen neun Frauen und Männer zu den Treffen, die mittwochs um 19 Uhr im Pfarrheim beginnen. Kürzlich haben die Mitglieder mit Gästen das 40-jährige Bestehen gefeiert.

„Anfangs gab es einen Gruppenleiter, der am Bau arbeitete und viele Kollegen mit zu den Treffen brachte“, sagt Fleischhauer. Heute seien die meisten Mitglieder Rentnerinnen und Rentner.

Die Kuchenheimerin ermuntert Suchtkranke, die Gruppe zu besuchen

„Einer hilft dem anderen“, sagt die Kuchenheimerin. Sie ermuntert Alkoholkranke, „die nicht mehr weiterwissen“, die Gruppenabende zu besuchen. Für Neulinge sei es in der Regel zu Beginn schwierig, sich vor fremden Menschen zu öffnen und von ihren Sorgen zu erzählen. Es helfe ihnen jedoch meistens, schon nach kurzer Zeit zu hören, wie andere die ersten Schritte weg von der Abhängigkeit geschafft haben.

Die Kreuzbund-Gruppe steht nicht nur suchtkranken Menschen offen, sondern auch den Angehörigen von Betroffenen. Dazu zählt in Kuchenheim die stellvertretende Leiterin Renate Schmuck (71). Sie hat einen Angehörigen, der seit 23 Jahren trockener Alkoholiker ist. Über ihre Erfahrungen berichtet sie in auch in Einzelgesprächen.

Der Druck muss groß sein, um Hilfe in Anspruch zu nehmen

„Oft ist es so, dass Leute wegen ihrer Abhängigkeit großen Druck haben müssen, bevor sie sich entschließen, zu uns kommen. Druck in Form von Angst, die Arbeitsstelle zu verlieren und deshalb vielleicht auch die Wohnung.“ Entscheidend sei, so Schmuck, dass die Betroffenen selbst zu der Einsicht gelangen, dass sie weg von der Sucht müssen: „Dann stehen ihnen alle Türe offen.“

Alkoholkranke, ebenso Familienmitglieder, fänden auch in offenen Sprechstunden der Caritas Hilfe, beim Kreisgesundheitsamt oder beim Hausarzt, sagt Trudi Fleischhauer. Das Schöne an der Kreuzbund-Gruppe sei die Gemeinschaft, die sich entwickelt habe: „Es herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre. Wir tauschen uns häufig über Alltagsprobleme aus, Alkohol ist in der Regel nicht das Thema Nummer eins.“

Alte Wegbegleiter aus dem Kreis Euskirchen kamen zur Feier

Zur 40-Jahr-Feier der Kreuzbund-Gruppe kamen auch alte Wegbegleiter, etwa Georg Josef, früherer Mitarbeiter des Kreises Euskirchen, und der ehemalige Caritas-Geschäftsführer Bruno Grobelny. Er hatte sich schon in den 1960-Jahren als Sozialarbeiter für die Selbsthilfe von Suchtkranken engagiert und den Aufbau der ersten Kreuzbund-Gruppe in Euskirchen unterstützt.

Pfarrer Willi Wißkirchen feierte einen Gottesdienst, ehe sich die Festgäste im Haus Fleischhauer versammelten. Dort gratulierten auch Maria Surges-Brilon, Vorstand der Caritas Euskirchen, die Vorsitzende des Kreuzbund-Bundesverbandes, Andrea Stollfuß, der frühere Kuchenheimer Pfarrer Peter Berg und Christoph Rupperath von der Dorfgemeinschaft.

„Wir haben viel Wertschätzung für unsere Arbeit erfahren“, sagt Trudi Fleischhauer, die mit den Gruppenmitgliedern anlässlich des Jubiläums auch noch eine Eifeltour nach Heimbach und zum Rursee unternahm.