Die JSG Erft Euskirchen erhält mit der sanierten Sportanlage im Auel eine neue Heimat. Der SC Roitzheim zieht in zwei Jahren nach Kuchenheim.
SanierungStadt Euskirchen investiert sechs Millionen Euro in die Sportanlage im Auel
Mehr als 6,2 Millionen Euro werden in die Sportanlage im Auel investiert. Die Anlage soll ab dem zweiten Quartal 2026 die Heimspielstätte der JSG Erft Euskirchen werden. Die spielt bis dahin weiter in Kuchenheim. Im Sommer 2026 zieht dann der SC Roitzheim nach Kuchenheim. Der SCR, seit der Hochwasserkatastrophe vor knapp drei Jahren heimatlos, bleibt die kommenden beiden Jahre Gast bei Schwarz-Weiß Stotzheim.
Die FDP stimmte gegen den Vorschlag der Verwaltung, eine Art „Bäumchen wechsel dich“ mit der JSG Erft und dem SC Roitzheim zu spielen. Geht es nach Rainer Schütz, Vorsitzender des SC Roitzheim, finden die Übergaben an einem besonderen Tag statt: am 14. Juli 2026, fünf Jahre nach der Flut. Doch findet die Übergabe überhaupt statt?
Auel in Euskirchen: Eine Skaterbahn soll um das gesamte Areal führen
Aus Sicht von Diplom-Ingenieur Markus Fischer, der von der Verwaltung mit der Planung des neuen Auels beauftragt worden ist, dürfte Schütts Wunschtermin realistisch sein. „Wir haben das zweite Quartal 2026 im Blick und genügend Luft eingeplant, dass das auch zu halten ist“, sagt der Experte, der im jüngsten Ausschuss die überarbeiteten Pläne für die Sportanlage vorstellte.
So soll es nun zwei Kunstrasenplätze geben – vorher waren ein Natur- und ein Kunstrasen geplant. Auch ein Kleinspielfeld, zwei Beachvolleyballfelder, ein überdachtes Multifunktionsspielfeld und eine Skaterbahn, die einmal über das gesamte Areal führt, sind weiterhin vorgesehen.
Das alte Umkleidegebäude soll Parkplätzen weichen
Die Umkleidekabinen werden samt Duschen und Versammlungsraum nach den aktuellen Plänen nicht mehr gegenüber der Sporthalle der Franziskusschule sein, sondern mitten auf das Auel-Areal wandern. Das jetzige Umkleidegebäude soll abgerissen werden. Dort entstehen Parkplätze. Weitere Stellplätze sollen an der Paul-Keller-Straße und im Bereich der Kreuzung am Basingstoker Ring angelegt werden.
Laut Fischer ist das nun geplante Umkleidegebäude, auch nach Rücksprache mit dem Vorstand der JSG Erft, noch einmal modifiziert und etwas größer dimensioniert worden. Statt der ursprünglichen 30 Meter soll es nun knapp 37 Meter lang sein, weil die Duschen größer ausfallen sollen und weitere Räume geplant sind. Dadurch, aber auch beispielsweise durch die Anpassung der Heiztechnik haben sich die Kosten für das Gebäude fast verdoppelt.
Dem Ingenieur zufolge verschlingt alleine die Wärmepumpe 40 000 Euro mehr als die zunächst geplante hybride Gastherme. Die zusätzlichen Duschen, der Natur- statt Kunstrasen und die allgemein gestiegenen Baupreise tragen ebenfalls zu den höheren Kosten bei.
Von den 6,2 Millionen Euro sollen nach Angaben der Stadt knapp 2,5 Millionen aus dem Wiederaufbaufonds kommen. Aufgeschlüsselt wird die Summe laut Verwaltung wie folgt: Platzanlage im Auel 205 000 Euro, Gebäude im Auel 465 000 Euro, Platz in Roitzheim 1,25 Millionen Euro, Gebäude in Roitzheim 570 000 Euro. Aus dem städtischen Haushalt fließen also 3,7 Millionen Euro in den Auel.
JSG Erft hat viel Geld und Eigenleistung in Vereinsheim in Kuchenheim gesteckt
Wer nun aber denkt, dass die Verantwortlichen der JSG Erft Euskirchen den Auel mit Kusshand nehmen, der täuscht sich. „Wir sehen dem Projekt mit gemischten Gefühlen entgegen“, sagt Wilhelm Schlipp, Vorsitzender der JSG Erft. Wenn man dem Verein vor einigen Monaten den Plan vorgestellt hätte, hätte er wahrscheinlich sofort eingeschlagen.
Seitdem sind aber viel Geld und noch mehr Herzblut samt Eigenleistung in das neue Vereinsheim auf der Anlage in Kuchenheim geflossen. Und genau so ein Vereinsheim hätte die JSG auch gerne in Euskirchen. „Das wollen wir aber für uns exklusiv haben. In Kuchenheim haben wir das alles, warum sollen wir uns dann im Auel beschneiden“, so Schlipp: „Wir werden an der Planung des Auels beteiligt. Das ist uns wichtig.“
Das größte Fragezeichen steht laut Schlipp aber hinter der Finanzierung des Vereinsheims im Auel. „Aktuell müssten wir dafür Miete bezahlen. Und laufende Kosten sind für einen Verein immer eine Herausforderung“, sagt der JSG-Chef: „Da müssen wir schauen, wie wir das geregelt bekommen. Wenn uns die Stadt für einige Dinge, die wir in Kuchenheim geleistet haben, eine Abschlagszahlung zusichert, haben wir beispielsweise schon mal zehn Jahre Planungssicherheit. Aber die Miete ist noch ein kritisches Thema. Denn in Kuchenheim würden wir die nicht zahlen.“
Zudem seien noch einige Dinge zu klären. Dazu gehöre auch der Umzug des Inventars der JSG von Kuchenheim in den Auel. „Wir haben in Kuchenheim sieben oder acht eigene Jugendtore, zwei große Senioren-Trainingstore. Die sind 7,32 Meter lang. Die passen in keinen Kofferraum“, so Schlipp: „Das bekommen wir mit vereinseigenen Kräften nicht gestemmt.“ So gebe es halt schon noch das eine oder andere Thema, bei man sich mit der Stadt nicht einig sei. Der JSG-Vorsitzende sagt aber auch: „Wir haben in Kuchenheim ein Kapazitätsproblem. In diesem Fall ist der Auel natürlich perfekt.“
Die JSG Erft Euskirchen ist Partnerverein des 1. FC Köln
Für die Stadt wäre die JSG Erft als neuer Heimatverein des Auels ein Glücksfall. Neben dem Euskirchener TSC ist die JSG der einzige Verein, der den Stadtnamen im Vereinsnamen trägt. Zudem hat sich der Verein vor allem dank seiner Jugendarbeit einen Namen weit über die Kreisgrenzen hinaus gemacht und ist Partnerverein des 1. FC Köln. Und die geplante Anlage ist auf dem Papier mehr als nur ein Siegtreffer in der 90. Minute. Allerdings: Wie sich Inliner, die um die Sportplätze fahren, und Befreiungsschläge beim Fußball vertragen, bleibt abzuwarten.
Kaum abwarten kann SCR-Chef Rainer Schütz den Umzug. „Wir brauchen wieder eine echte sportliche Heimat. Mit Kuchenheim würden wir diese haben“, sagt Schütz: „Finanziell schließen wir weder den Kauf noch eine Miete für das Vereinsheim der JSG aus.“
Den zweiten Kunstrasenplatz in Stotzheim wird es nun nicht geben
Für Roitzheim wäre mit dem Umzug das sportliche Nomadenleben beendet. Lange spielte der SCR in Flamersheim, nun in Stotzheim. Dann gab es interne Diskussionen darüber, ob Kuchenheim überhaupt die neue Heimat werden soll, da einige Mitglieder lieber in Roitzheim selbst einen neuen Platz gehabt hätten. Das ist aber aufgrund fehlender Flächen derzeit nicht möglich.
Der Bau eines zweiten Kunstrasenplatzes in Stotzheim ist mit der Entscheidung des Sportausschusses der Stadt damit vom Tisch. Der war für den SC Roitzheim vorgesehen und sollte auf dem Naturrasenplatz in Stotzheim realisiert werden. Auch eine Kalthalle war dort geplant – praktisch also ein Auel-Light-Konzept.
Sind die Schwarz-Weißen deshalb der große Verlierer? „Nein“, sagt Stotzheims Vorsitzender Wolfgang Vohsen, der gerade im Hintergrund mit Hochdruck an einer neuen Mannschaft für die kommende Saison arbeitet. Die Kreisliga-A-Truppe musste Vohsen in der laufenden Spielzeit zurückziehen. Zudem hat der Verein mit den Footballern der Euskirchen Lions ein Aushängeschild im Verein.
„Stotzheim ist kein reiner Fußballverein mehr. Allein beim Kinderturnen rennen sie uns die Bude ein“, sagt Wolfgang Vohsen. Glaubt man dem Vorsitzenden, ist die angestrebte Fusion der Fußballabteilungen mit dem SC Wißkirchen erst einmal kein Thema mehr.
Die FDP stimmte gegen die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung. Laut Fraktionsmitglied Thomas Scholzen stehen die Liberalen komplett hinter dem Umbau der Sportanlage im Auel. Was Scholzen und die Partei aber stört: die Zuordnung der Sportplätze an Vereine durch ein politisches Gremium. „Wir tragen auch die Verantwortung, dass Vereine nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen“, so Scholzen.
Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) kann den Einwand nicht verstehen. „Die Vertretung der Vereine ist gesetzlich geregelt. Das übernimmt der Vorstand. Wenn die Vereine im Vorfeld immer eine Mitgliederbefragung durchführen, würden Bauprojekte noch länger dauern, als sie es schon tun“, sagte Reichelt.
Erftstadion wird nach der Fußball-EM zum Heinz-Flohe-Stadion
Wie der Verwaltungschef mitteilte, gibt es noch keinen Termin zur Umbenennung des Erftstadions in Heinz-Flohe-Stadion. „Der 1. FC Köln hat noch keinen fixen Saisonvorbereitungsplan. Das hat wohl auch etwas mit der Ligazugehörigkeit zu tun“, berichtete Reichelt im Sportausschuss. Es werde aber einen würdigen Rahmen nach der Fußball-Europameisterschaft geben – inklusive Einlagespiel.
Was aber wahrscheinlich aufgrund der Kurzfristigkeit vom Tisch ist, ist aus Anlass der Umbenennung ein Wochenende mit Feierlichkeiten rund um das Erftstadion – beispielsweise mit einem Konzert und anderen Festivitäten.