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WirtschaftsförderungWas Euskirchen tun kann, um Handel und Gewerbe zu stärken

Lesezeit 4 Minuten
Ein Blick in die Neustraße mit vereinzelten Passanten.

Die Neustraße ist Euskirchens wichtigste Einkaufsstraße. Die Verwaltung berichtete jetzt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung unter anderem über die Entwicklung des Einzelhandels.

Die Zahl der Leerstände in der Innenstadt ist 2023 leicht gesunken. Für Industrie und Gewerbe braucht Euskirchen dringend neue Flächen.

Im März 2023 ließ die Stadt Euskirchen an der Neustraße 29 einen Passantenfrequenzmesser installieren. Er erfasst die Bewegungen an dieser Stelle der Fußgängerzone. Die Zahl, die auf diese Weise ermittelt wird, ist nicht gleichzusetzen mit der Menge der Besucherinnen und Besucher, gibt aber Aufschluss darüber, an welchen Tagen in der Haupteinkaufsstraße der Stadt viel Betrieb herrscht – oder eben nicht.

In der Zeit vom 25. März 2023 bis zum 27. Februar 2024 registrierte das Gerät 3.741.750 Bewegungen. Diese Zahl nannte die städtische Mitarbeiterin Tanja Gille jetzt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften. Stärkster Einzelmonat war der Dezember mit 385.958 Bewegungen. Besonders groß war der Andrang bei Großveranstaltungen wie Stadtfest und Knollenfest mit Tageswerten von 25.405 (22. April) und 22.196 (23. September).

Dienstleister sind in der Euskirchener Innenstadt am stärksten vertreten

Gille kümmert sich in der Verwaltung um Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. Mit Elmar Müller, zuständig für Industrie und Gewerbe, legte sie dem Ausschuss den jährlichen Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt vor. Unter anderem beleuchtete sie den Vermietungsstand in der Innenstadt. Die Verteilung der Hauptwarengruppen habe sich 2023 im Vergleich zum Jahr davor kaum geändert, sagte sie.

An erster Stelle stünden mit 39,1 Prozent nach wie vor die Dienstleistungen, sagte Gille. „Dazu gehören zum Beispiel Friseure, Banken, Reisebüros und Ärzte.“ Gastgewerbe und Hotellerie kommen auf 13,0 Prozent, Einzelhandelsbetriebe in der Sparte Bekleidung, Schuhe und Sport auf 7,5 Prozent. Den Leerstand in der Innenstadt bezifferte Gille mit 13,5 Prozent, nach 13,7 Prozent im Jahr 2022.

Die Online-Konkurrenz macht dem Einzelhandel zu schaffen

In den 1-A-Lagen – Neustraße, Berliner Straße, Bahnhofstraße – belaufe sich die Leerstandsquote auf 8,7 Prozent. Corona und Flut hätten die Leerstandsproblematik verschärft. Der Trend sei aber bundesweit zu beobachten. „Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf das veränderte Einkaufsverhalten, ganz allgemein auf den demografischen Wandel und auf den Online-Handel“, sagte Gille. Die Weitervermietung werde dadurch schwieriger und dauere länger.

Eine Studie zeige, dass nur ein größerer Mix an Angeboten insbesondere in den Bereichen Gesundheitsdienstleistungen, Bildung und Wohnen den Rückgang des Handels in den Innenstädten aufhalten könne. Wünschenswert seien auch eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, zusätzliche Gastronomiebetriebe sowie mehr Sauberkeit und Grün.

Die Stadt Euskirchen will das Zentrum attraktiver machen

Die Stadt hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um das Zentrum attraktiver zu machen. Dazu zählen die Sanierung der Fußgängerzone, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für die Innenstadt (ISEK) oder auch die Teilnahme an Förderprogrammen des Landes, etwa zur Fassadenaufwertung.

Die Kernaussage in Elmar Müllers Vortrag: Die Stadt Euskirchen benötigt dringend neue Industrie- und Gewerbeflächen. Trotz der vielfältigen Krisen, die die Wirtschaft belasten, sei das Interesse an Grundstücken verhältnismäßig groß. Allein seit Anfang dieses Jahres gingen im Rathaus mehr als 20 Anfragen ein. Sie könnten aber „oftmals nicht bedient werden, weil geeignete Flächen schlichtweg nicht zur Verfügung stehen“.

Das Gros der freien Gewerbeflächen liegt im Euskirchener Industriepark

Müller sprach von einem steigenden Handlungsdruck der Kommunen, die Entwicklung neuer Flächen voranzutreiben, um Neuansiedlungen von Unternehmen und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen zu ermöglichen. Von besonderem Interesse seien die sofort verfügbaren Grundstücke. Im Kreis Euskirchen summierten sie sich auf etwa 21 Hektar. Davon lägen rund 40 Prozent im Euskirchener Stadtgebiet, so Wirtschaftsförderer Müller – „das meiste davon im Ipas“, also im Industriepark am Silberberg.

Die Stadt habe im Ipas nur noch vier zusammenhängende Industrieentwicklungsbereiche, insgesamt etwa neun Hektar. Hinzu kämen gut acht Hektar an gewerblich nicht genutzten Bauflächen, die die Stadt zurückerworben habe.

Im Gewerbegebiet Euro-Park will die Stadt die ehemalige DHL-Fläche entwickeln und vermarkten. Als Besonderheit sei zu berücksichtigen, so Müller, dass das Areal unmittelbar neben der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes für Flüchtlinge liege. Im Euro-Park werden nach Müllers Angaben außerdem zwei Grundstücke von privater Hand angeboten, zusammen allerdings nur knapp 1,4 Hektar.

Es müsse also gelingen, sagte Müller in seinem Resümee, neue Flächen bereitzustellen. Dafür hat die Stadt ein Gebiet entlang der L194 (der früheren B51) ins Auge gefasst, das südlich des Rewe-Supermarkts (ehemals Mein Real) liegt. Auf der anderen Seite der L194 befindet sich das Gewerbegebiet an der Otto-Lilienthal-Straße. Diese Fläche würde also den Euro-Park nach Süden hin abrunden.