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Statistik der Kriminalität 2019Brandserien und zwei Tötungsdelikte in Euskirchen

Lesezeit 5 Minuten

Nach den Bränden im Schleidener Sturmius-Gymnasium und weiteren Brandstiftungen wurde der jugendliche Täter ermittelt.

Kreis Euskirchen – Um knapp drei Prozent (2,97) ist die Zahl der Straftaten im Kreis Euskirchen im Jahr 2019 gegenüber 2018 gesunken. 9334 Delikte wurden polizeilich erfasst, 60 Prozent davon wurden aufgeklärt. Womit die Aufklärungsquote im Kreis Euskirchen deutlich über der des Landes (53,33 Prozent) und der im Regierungsbezirk Köln (52,27 Prozent) liegt.

Drastisch gesunken ist beispielsweise die Zahl schwerer Diebstähle von 1555 um 263 (16,91 Prozent) auf 1292 gesunken. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei 377 Fälle, das sind 35 ( 9,3 Prozent) weniger als im Jahr zuvor. Rückläufig ist auch der einfache Diebstahl, der von 1950 auf 1827 Fälle um 6,31 Prozent sank. Auch Betrugs- und Vermögensdelikte wurden weniger angezeigt, sodass die Statistiker hier einen Abwärtstrend von fast vier Prozent auf 1828 Fälle notierten.

Doch es gab auch ansteigende Zahlen. So gab es mit 149 Sexualdelikten fünf mehr als 2018, und auch die Zahl der Körperverletzungen stieg um 13 Fälle auf 1049, was einem Anstieg von 1,25 Prozent entspricht.

Euskirchen: Weniger Fälle, aber einige herausragende Taten

Auch wenn die Fallzahlen gesunken sind, bleiben einige herausragende Fälle in Erinnerung. So steckt die Brandstiftungsserie im Schleidener Tal allen Beteiligten noch in den Knochen. Hier lobte Kriminaloberrätin Huck besonders die Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen und auch die Aufmerksamkeit von zwei Feuerwehrleuten, denen es gelang, den Jugendlichen, der später die Brandstiftungen am Johannes-Sturmius-Gymnasium oder am evangelischen Pfarrhaus in Hellenthal zugab, dingfest zu machen.

Der Jugendliche wurde später vom Landgericht Aachen wegen versuchten Mordes zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt, weil er auch ein bewohntes Einfamilienhaus in Oberhausen angezündet hatte, dessen Bewohner sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster vor den Flammen retten konnten. „Die beiden Feuerwehrleute, die den Jugendlichen bemerkt haben, der sich vor ihnen verstecken wollte, haben ihn festgehalten bis zum Eintreffen der Polizei. Die beiden Feuerwehrleute haben hinterher auch die Belohnung von 10 000 Euro bekommen, die zur Ergreifung des Täters ausgesetzt waren“, sagte Yvonne Huck.

Polizistentrick

Immer wieder kommt es vor, dass Betrüger sich telefonisch bei Bürgern im Kreis Euskirchen melden und vorgeben, Polizeibeamte zu sein. Sie überreden vor allem ältere Menschen dazu, ihnen ihre Ersparnisse oder Schmuck und Wertgegenstände auszuhändigen, indem sie vorgeben, sie vor einer Raubstraftat zu schützen.Im Rahmen der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik stellte Polizeidirektor Harald Mertens klar: „Polizeibeamte werden niemals prophylaktisch, also vorbeugend, Wertgegenstände bei den Eigentümern einsammeln.“Polizeioberrätin Yvonne Huck merkte an, man habe es auf diesem Sektor mit sehr professionellen Tätern zu tun, die auch versuchten, gutgläubige Menschen zu Aktiengeschäften zu überreden. (bz)

Durch die Brandserie im Schleidener Tal, so Harald Mertens, Abteilungsleiter Polizei, sei die Ergreifung von zwei Brandstiftern in den Hintergrund getreten, die Streifenpolizisten in Bad Münstereifel entdeckt hatten. Die Brandstifter hatten das Parkhotel im Schleidtal in Brand gesteckt. Die Brandlegung am Kindergarten in Kreuzweingarten habe man ihnen aber nicht nachweisen können, so Mertens.

Es gibt weitere Zahlen, die die Statistiker interessieren und die ein Bild über die Kriminalitätslage im Kreis geben. So beträgt die Kriminalitätshäufigkeitszahl für 2019, das ist die Zahl der Taten hochgerechnet auf je 100 000 Einwohner, im Kreis 4840, im Regierungsbezirk Köln 7228 und im Land Nordrhein-Westfalen 6847. In der Stadt Euskirchen liegt sie bei 7191, in Hellenthal bei nur 2115.

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4195 Personen wurden als Tatverdächtige ermittelt, das sind 20 mehr als 2018. Mehr als drei Viertel (75,28 Prozent) davon sind männlich. Natürlich sind Kriminalbeamte auch mit anderen Ereignissen befasst: Sie führten 2019 insgesamt 304 Todes- und 238 Brandermittlungen durch und bearbeiteten 497 Vermisstenfälle. Die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger sank um 3 auf 960. „Flüchtlinge spielen in der Statistik als Straftäter keine Rolle. Sie tauchen kaum auf“, so Abteilungsleiter Harald Mertens.

Doppelmord in Weilerswist und Tötungsdelikt in Sötenich

Zwei Gewaltverbrechen erregten im vergangenen Jahr im Kreis Euskirchen großes Aufsehen: Am 30. April erstach ein 30-jähriger Arbeitsloser in Weilerswist seine Eltern. Der Angeklagte wurde Ende November 2019 zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er seinen Vater mit 30 Messerstichen ermordet und danach seine Mutter mit ebenfalls 30 Messerstichen „niedergemetzelt“ hatte, so das Bonner Landgericht in seinem Urteil. Das Gericht hatte zudem die besondere Schwere der Schuld des Angeklagten festgestellt und verneint, dass dieser schuldunfähig oder schuldeingeschränkt gewesen sei.

Am 17. Oktober soll ein damals 27-Jähriger seine 76-jährige Großmutter getötet haben. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter, der noch am gleichen Tag in unmittelbarer Nähe des Tatorts festgenommen worden war, hat am Montag vor dem Landgericht Aachen begonnen. Die Tat hat in Sötenich Wunden aufgerissen, weil es in dem Ort bereits Mitte Januar 2012 zu einem spektakulären Mordfall gekommen war. Ein Kraftfahrzeugmechaniker hatte damals in einer Werkstatt einen Mann erschossen. Der am Landgericht Aachen zu lebenslanger Haft Verurteilte ist später an Krebs gestorben.

Die Verteilung der Straftaten im Kreis Euskirchen

Die meisten der 9334 Straftaten, die 2019 im Kreis Euskirchen registriert wurden, ereigneten sich in Euskirchen (4169 Delikte). Das liegt darin begründet, dass die Kreisstadt mit 57 957 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2018) die größte Stadt im Kreis (192 840 Einwohner) ist.

Außerdem konzentriere sich hier ein Großteil der Drogen- und der Beschaffungskriminalität, so die Polizeiexperten. Weshalb die Polizei hier mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei in Uniform und Zivil verstärkt Präsenz zeige.

Das Straftaten-Ranking:

  1. 1. Euskirchen: 4169 Delikte;
  2. 2. Mechernich: 1140 Delikte;
  3. 3. Zülpich: 846 Delikte;
  4. 4. Weilerswist: 821 Delikte;
  5. 5. Bad Münstereifel: 605 Delikte;
  6. 6. Kall: 540 Delikte;
  7. 7. Schleiden: 517 Delikte;
  8. 8. Blankenheim: 247 Delikte;
  9. 9. Hellenthal: 167 Delikte;
  10. 10. Nettersheim: 165 Delikte;
  11. 11. Dahlem: 117 Delikte. (bz)