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Eisdielen in der CoronakriseUrlaubsgefühle aus der Kühltheke

Lesezeit 4 Minuten

Die Solidarität seiner Kunden hat Danilo De Cesero positiv überrascht. Auch bei ihm gibt’s Eis durch das Ausgabefenster.

Kreis Euskirchen – Wenn der Frühlingsurlaub im Süden wegen „Corona-Ferien“ schon ausfällt oder zumindest verschoben wurde- auf einen kulinarischen Ausflug müssen die Menschen im Kreis zurzeit noch nicht verzichten. Auch hier haben sich Eisdielen-Besitzer etwas einfallen lassen, wie sie trotzdem ein süßes Stück Italien zu ihren Kunden bringen können.

Wer kann, der verkauft Spaghetti-Eis, Schoko-Becher und andere Leckereien unter Einhaltung angepasster Bestimmungen und dem Sicherheitsabstand in den Warteschlangen direkt aus der Produktion am Laden. Mancherorts wurden nach dem Vorbild anderer Branchen Lieferdienste eingerichtet, die die kalte Ware bis an die Haustür bringen.

In der Euskirchener Eisdiele Solo Qui wird auf hygienische Standards großer Wert gelegt.

Liefern kann Denis Del Longo vom Schleidener Eiscafé Calchera zwar nicht. „Aber ich will auch nicht den ganzen Tag herumliegen“, sagt er. Gegen die Langeweile und um für ein wenig Abwechslung im Corona-Alltag zu sorgen, verkauft der Inhaber sein Eis daher weiter „ab Werk“ sozusagen. Ohne den sonst üblichen Cafébetrieb, versteht sich.

Nur Eis im Becher

Telefonisch kann bei Del Longo quer durchs Sortiment bestellt und dann an der Ausgabe an der Tür abgeholt werden. Eis im Hörnchen darf er zurzeit nicht verkaufen. Wohl aber Eisbecher, sicher verpackt und durch einen Schlitz in der Tür angereicht. Obwohl die kalte Nascherei nicht weniger häufig als sonst nachgefragt werde, reiche der Verkauf nicht, um den finanziellen Ausfall auszugleichen, sagt er. „Ich habe mehr als 20 Sitzplätze im Café. An die Rücklagen musste ich deshalb schon gehen“, schildert der Inhaber.

Die eiserne Reserve anzupacken, da kam auch Danilo De Cesero in den vergangenen Wochen nicht drumherum. Das 50-jährige Bestehen des Eiscafés Cortina in Kall hat sich der Inhaber auch etwas anderes vorgestellt, berichtet er: „Das Jubiläum muss jetzt verschoben werden.“ Und auch die angesparten Rücklagen hatten eigentlich einen anderen Verwendungszweck: „Ich habe immer etwas zur Seite gelegt, falls mal eine Maschine kaputtgeht zum Beispiel.“

Spaghetti-Eis nach wie vor der Evergreen

Doch das finanzielle Polster sei schon aufgebraucht. Deshalb habe er staatliche Hilfe beantragt und hoffe, dass „Corona“ in einem Monat vorbei sei. Dennoch hat der Kaller auch Positives zu berichten, denn die kräftige Unterstützung der Kunden habe ihn überrascht. „Das sind vorwiegend Stammkunden, die kommen. Diese Solidarität ist sehr neu, aber auch schön“, so De Cesero: „Das ist ein kleiner Lichtblick in diesem dunklen Loch.“ Auch bei ihm kann telefonisch geordert und am Ausgabeschlitz die Ware dann bereits verpackt abgeholt werden. Der Verkaufsschlager, und daran ändert auch die Pandemie nichts, fügt er hinzu, das sei nach wie vor der Klassiker Spaghetti-Eis.

Nach einer kurzen Schockstarre habe er versucht, das Beste aus der Situation zu machen, sagt Christoph Nolden. Er betreibt das Eiswerk am Campus und Flamersheim. Parallel hat er noch eine Eismanufaktur in Rheinbach. „Dass wir zunächst immerhin Eis zum Selbstabholen anbieten konnten, war natürlich gut“, so Nolden. Die Nachfrage sei sehr groß gewesen. Teilweise gingen die Bestellungen per E-Mail, Facebook und Instagram gleichzeitig ein – für Rheinbach und Flamersheim. Da habe er fast den Überblick verloren. Deshalb habe er mit einfachen technischen Mitteln einen Online-Shop kreiert. Er rechnet damit, dass sich die Nachfrage an Bestellungen nicht verringert, obwohl er nun auch auf dem Campus wieder Eis zum Mitnehmen verkaufen darf. „Die Kunden müssen ihr Eis aber mindestens 50 Meter vom Eiswerk entfernt essen und sich ans Versammlungsverbot halten“, sagt Nolden. Bisher seien die Kunden sehr verständnisvoll gewesen, hätten Mindestabstand gehalten. Wie sich die Situation vor dem Eiswerk auf dem Campus entwickeln werde, wenn nun der Frühling richtig durchstarte, könne er nicht beurteilen.

„Wir lassen nur einen Kunden in den Verkaufsraum“

„Ich hoffe, dass die Menschen weiter so diszipliniert sind, denn das Ordnungsamt wird uns und andere Eisdielen sicherlich genau kontrollieren“, sagt Nolden, der vom ewigen hin und her in den vergangenen Wochen genervt ist. Er wisse, so der Rheinbacher, dass die Ordnungsämter sehr viel zu tun hätten, die Situation auch für sie sehr anstrengend sei, aber eine einheitliche Regelung wäre wünschenswert. „In Rheinbach wird teilweise anders agiert als in Euskirchen – trotz landesweiter Regelung. Eine bessere Absprache wäre für alle wichtig“, sagt er. Weil es im Eiswerk einen Ein- und einen separaten Ausgang gebe, könne gewährleistet werden, dass die Kunden keinen Kontakt im Verkaufsraum hätten.

In Euskirchen läuft die Eisproduktion auch auf Hochtouren. In der kleinen Eisdiele Solo Qui an der Wilhelmstraße darf seit Freitag Eis auch wieder „im Vorbeigehen“ verkauft werden – allerdings unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. „Wir lassen nur einen Kunden in den Verkaufsraum“, erzählt Solo-Qui-Chef Mario Berghi. Er sei sehr froh, dass das Geschäft nun anlaufen könne.

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„Unseren Lieferdienst den wir ins Leben gerufen haben, machen wir weiter. Die Leute können natürlich auch weiterhin über Facebook, Instagram oder E-Mail bestellen. Aber jetzt ihr Eis eben auch holen kommen“, so Berghi. Er rechne damit, dass das Ordnungsamt regelmäßig kontrollieren komme, was auch völlig in Ordnung sei. „Die Gesundheit der Menschen ist das Wichtigste“, sagt er. Seine Mitarbeiter tragen Handschuhe, die nach jedem Kunden gewaschen werden. „Wer möchte kann auch eine Schutzmaske tragen“, so der Solo-Qui-Chef, der ebenfalls staatliche Unterstützung beantragt hat.